BMW 2er Gran Tourer/Kia Carens: Diesel-Vans im Test
Wie viel Van steckt im BMW 2er Gran Tourer?
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Revolution in Bayern: BMW baut den ersten Van – Pardon: das erste Premium-Raumauto mit Platz für sieben Passagiere. Im ersten Vergleich fährt ein Meister des Alltags mit: der Kia Carens.
Wie sagt man jetzt? Groohn Tourer, mit französischem Näseln? Oder et-wa Englisch: Grän Tourer? BMW spricht’s bayerisch hart aus: Grann wie in Gran Turismo. Jedenfalls ist der Name so ungewohnt wie der ganze Siebensitzer. Wir fahren – nun aber Schluss mit Schönreden – den ersten Van von BMW. Kein Sportgerät, sondern ein Familien-Nutztier wie der Kia Carens. Diesen Koreaner wird kein BMW-Käufer als echte Alternative in Betracht ziehen, aber der Pampersbomber ist ein harter, kompetenter Maßstab, wenn es ums Alltagskönnen geht.
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Unverwechselbarkeit bietet der BMW nicht gerade
Es ist ein Van: Der BMW 2er Gran Tourer hat die typische Form der Konkurrenz in seinem Segment.
Dafür, dass die beiden Kästen in den Augen von Verkäufern so unvergleichlich sind, sehen sie sich überraschend ähnlich. Sie sind gleich hoch, fast auf den Zentimeter gleich lang, der Gran Tourer hat den Van nicht neu erfunden. Der Gefahr, verwechselbar zu sein, entkommt der BMW draußen nicht. Eher drinnen, wo das Cockpit und die breite Mittelkonsole den Fahrer einmauern. Typisch BMW, eben so wie vertraute Schalter und mattes Bling-Bling besser aussehen. Tatsächlich fühlt sich die Verarbeitung im Kia nicht schlechter an. Ab der zweiten Reihe wächst der BMW zum Gran Tourer. Die Rückbank steht höher, die Sicht ist besser als im Carens, der Knieraum größer – ob schon die ersten Taxifahrer nach dem 2er schielen? Wohin man auch schaut und greift, übernimmt der BMW gute Ideen der Konkurrenz von Mercedes bis Renault. Klapptabletts, umlegbarer Beifahrersitz oder der Mittelgurt, der magnetisch im Dachhimmel arretiert – für diese Lösung aus dem Bestseller Touran zahlt BMW sogar Geld an VW.
Leisetreter: Der 1,7-Liter-Diesel im Kia Carens wirkt insgesamt kulitiverter als der Motor des BMW.
"Die zahlreichen Ablagen schlucken fast 40 Liter", berichtet Projektleiter Peter Krist stolz. Wir lernen: Der BMW soll kein Schickimicki-Transporter sein. Sein Kofferraum (560– 1820 Liter beim Siebensitzer) fällt etwas größer aus als im Kia, trotzdem bleibt die dritte Sitzreihe ein enger Spaß für Zehnjährige. Luxusextras wie die elektrische Heckklappe, die auch per Fußschwenk öffnet (450 Euro extra), oder ein Stauassistent sollen den BMW höher einordnen. Nur Kias tragbare LED-Leuchte im Kofferraum, die hat der Gran Tourer nicht. Dafür rücken Antrieb und luxuriöse Extras den BMW endgültig eine Preisklasse höher. Einen Diesel mit 190 PS, dazu Achtstufenautomatik und Allradantrieb, das haben Familienväter bei den Vans noch nicht gesehen. Haben sie’s denn jemals vermisst? Jedenfalls rauscht der Gran Tourer bei Vollgas mit Tacho 220 über die Autobahn, klingt dabei aber unter Last rauer als der kleinere und kultiviertere 1,7-Liter im Carens.
Der Dynamiker dieses Vergleichs fährt links: Im BMW steckt deutlich mehr Fahrspaß als im Kia.
Dessen Diesel dreht lebendig hoch, besitzt mit nur 136 PS bei voller Beladung nicht das Feuer des BMW, trotzdem reichen seine 191 km/h Spitze locker aus. So hält es der Koreaner mit den klassischen Van-Tugenden: Für Aufregung sorgen die Kiddies, nicht der Kia. Weder die unverbindliche Lenkung noch die auf Querfugen polterige Federung animieren zu flotter Gangart. Wie's munterer geht, zeigt der Gran Tourer mit einem schluckfreudigen Fahrwerk (variable Dämpfer für 500 Euro Aufpreis) und seiner Lenkung, die für einen Van außergewöhnlich mitteilsam ausfällt. Kein Zweifel: Die Bayern glauben, dass "auch Väter noch Männer sind", wie Peter Krist findet. Der Spaß will aber auch teuer bezahlt werden. 40200 Euro kostet der Top-Diesel mit xDrive. Damit fliegt der Gran Tourer zwei Etagen über dem Kia, der für 29 090 Euro sogar die bessere Ausstattung mitbringt. Im Carens Spirit sind Klimaautomatik, Parksensoren und die dritte Sitzreihe serienmäßig an Bord. Damit wissen wir jetzt, was die Silbe "Gran" im BMW-Namen auch bedeutet: den großen Unterschied.
Fazit
von
Joachim Staat
Braucht die Welt einen "Premium-Van"? Nicht zwingend, aber BMW braucht den Gran Tourer, um Aufsteiger vom VW Touran abzuwerben. Die Vorteile des Raumautos könnten auch Fahrern von Touring oder X3 auffallen. So schließt sich der Kundenkreis.