Erster Vergleich des neuen Jaguar XE mit seinem unverkennbaren Vorbild, dem BMW 3er: Wo steht der Jag?
Bloß kein Katzenjammer diesmal. Als Jaguar das erste Mal in der Mittelklasse antrat, endete der Versuch in einem Desaster. 2009 stellten die Briten den X-Type auf Basis des Ford Mondeo nach rund 350 000 verkauften Fahrzeugen ein. Da waren zwar die Buchhalter amused – das Image aber hatte dicke Kratzer abbekommen. Jaguar mit Vorderradantrieb? Shocking!
Beim Design schielen die Engländer nach München
Sportlich: Bei der Gestaltung der XE-Scheinwerfer könnte der BMW 3er Pate gestanden haben.
Im Sommer 2015 wagt Jaguar einen erneuten Anlauf. Von der US-Mutter Ford befreit, kann die Marke vor allem technisch nun frei aufspielen und hat eine ganz neue Plattform entwickelt – Hinterradantrieb inklusive. Wobei: Ganz so frei waren die Briten anscheinend nicht – wie unser erster exklusiver Vergleich mit dem BMW 3er zeigt. Denn Designer und Ingenieure haben sich den erfolgreichen Konkurrenten aus Bayern ganz genau angeschaut, als sie den XE entwickelten. Aber warum auch nicht? Der 3er ist das Ur-Maß der sportlichen Mittelklasse-Limousine, erfolgreich wie kein zweites Modell in dieser Klasse. Und auch wenn die Designer betonen, der sportliche F-Type haben seine Spuren bei der Gestaltung des XE hinterlassen – vor allen die Partie um die Scheinwerfer könnte direkt vom 3er stammen. Wobei fairnesshalber erwähnt sei: Der Jaguar wirkt viel frischer als der bereits seit Ende 2011 erhältliche 3er.
Die Materialauswahl des 3ers ist nicht ganz perfekt
Da geht mehr: Der BMW ist zwar piekfein verarbeitet, die Kunststoffe wirken aber etwas rustikal.
Ein Bild, das sich im Innenraum fortsetzt. Der BMW ist zwar mittlerweile piekfein verarbeitet, die verwendeten Kunststoffe aber wirken recht rustikal für diese Preisklasse – und das Ambiente leicht angestaubt. Da passt der Jaguar schon besser. Die tiefe Sitzposition integriert den Fahrer bestens ins Cockpit, das neu entwickelte Multimediasystem wirkt zumindest optisch frischer. Ob die Briten auch bei Connected Car aufgeholt haben, also der Vernetzung des Autos mit dem Internet und der Umwelt? Immerhin gilt hier BMW als der Maßstab. Zu so einem frühen Zeitpunkt noch nicht zu beurteilen, der Vorserien-Jag jedenfalls war noch nicht mitder neuesten Software versehen. Nur so viel: Anders als im BMW sollensich später Apps von Smartphones im Jaguar anzeigen lassen.
Beim Platzangebot scheinen die Briten gut kopiert zu haben. Im Cockpit sind keine Unterschiede zu bemerken, beide Konkurrenten bieten mehr als ausreichend Platz und einen guten Verstellbereich der bequemen Sitze. Kein Wunder, sind doch 3er und XE nahezu gleich lang.
An der Kasse verlangen beide einen hohen Einsatz
Selbstbewusste Preisgestaltung: Mit Zweiliter-Diesel kosten 3er und XE rund 36.000 Euro.
Im Fond wirkt der 3er eine Spur luftiger, vor allem über dem Kopf bleibt mehr Raum. Auch beim Kofferraumvolumen herrscht nahezu Gleichstand, der BMW bietet mit 480 Litern grade mal 25 Liter mehr als der Jaguar.Wie sehr Jaguar auf die Qualitäten des XE setzt, zeigen die selbstbewussten Preise. Mit einem Zweiliter-Dieselmotor (163 PS) soll der kleine Jag 35.500 Euro kosten, ein 320d mit 184 PS ist grade mal 1000 Euro teurer. Trotzdem sind die Briten vom Erfolg des Baby-Jag überzeugt: Um genug Produktionskapazität zu haben, wurde der XK kurzerhand eingestellt. Katzenjammer soll es mit dem XE jedenfalls nicht mehr geben.
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Fazit
von
Stefan Voswinkel
Noch nie war so viel BMW in einem Jaguar! Der neue XE gefällt mir sehr gut. Unser statischer Vergleich mit dem BMW 3er zeigt, dass Jaguar eine stilvolle Alternative in der Mittelklasse an den Start rollt. Format und optischer Auftritt passen.