Mac oder PC, Tee oder Kaffee, Diesel oder Benziner? Es gibt einfache Entscheidungsfragen, die als Antwort oft eine längere kulturhistorische Abhandlung provozieren. Stoff oder Stahl gehört ebenfalls in diese Reihe. Nicht immer, aber immer dann, wenn wir uns mit Cabrios beschäftigen. Oder genauer: mit ihren Dächern. Da treffen die Anhänger traditionsreicher Textilmützen immer häufiger auf Verfechter moderner Metallhauben. Mit dem neuen 4er Cabrio und dessen Hardtop eröffnet BMW ab 1. März 2014  eine weitere Runde in dieser Grundsatzdiskussion. AUTO BILD holte zu einem ersten Schlagabtausch schon jetzt den Softie Audi A5 Cabrio ins Studio. Bis hin zum Easy-Index, der Auskunft darüber gibt, wie angenehm ein Auto im Alltag ist, mussten die ungleichen Bayern-Brüder uns Rede und Antwort stehen. Wer weckt mehr Vorfreude auf den kommenden Frühling?

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A5

Audi A5
Auf den ersten Blick harmonischer: Das Stoffverdeck erspart dem Audi A5 Cabrio ein pummeliges Heck.
Auf den ersten Blick erscheint der Ingolstädter mit seinem schwarzen Stoffkäppi harmonischer. Dem 4er fehlt trotz gleicher Abmessungen wie beim sehr attraktiven Coupé die Eleganz im Abgang. Für ein Blechdach-Cabrio hat BMW das zwar wirklich gut hinbekommen, ein Hauch von Pummel-Po bleibt aber. Also weg mit dem Dach. Das funktioniert bei beiden auf Knopfdruck, gegen Aufpreis auch per Fernbedienung – allerdings unterschiedlich schnell. Während der Audi sich in rund 15 Sekunden entblättert und diese Übung auch bis Tempo 50 noch beherrscht, braucht der BMW gut zehn Sekunden länger und muss die Dachakrobatik auch schon bei Tempo 18 einstellen. Grund: Das mit einem geräuschabsorbierenden Innenhimmel verkleidete Hardtop folgt einer sehr viel komplizierteren Falttechnik und wiegt deutlich mehr als die Audi-Kapuze. Dafür bietet es mehr Komfort, ist pflegeleichter und schützt besser gegen Einbruch. Dass der offene 4er dennoch etwas weniger wiegt als das A5 Cabrio, spricht eindeutig für die Münchner Gewichtskontrolleure. An anderer Stelle verbaut sich BMW den Vorteil des Blechdachs allerdings selbst.

Überblick: Alle News und Tests zum BMW 4er

BMW 4er
Offener 4er mit Stahldach: Als Cabrio bietet die neue Nummer von BMW einige pfiffige Lösungen.
Obwohl die große Heckscheibe deutlich mehr von der Außenwelt zeigen könnte als das schmale Audi-Fenster, gelingt die Rücksicht in beiden Cabrios mehr schlecht als recht. Beim 4er schränken die fest stehenden Kopfstützen im Fond das Blickfeld nämlich erheblich ein. Einige andere pfiffige Lösungen beweisen aber, dass die BMW-Buben durchaus mit Spaß bei der Sache waren. So verfügt der 4er, der sein Blechdach im Prinzip vom 3er übernimmt, über eine neuartige Ladehilfe bei geöffnetem Verdeck. Im Kofferraumdeckel finden sich zwei Schalter, mit denen sich das gesamte Dachpaket optisch spektakulär und im Alltag sehr hilfreich anheben lässt. Der lächerliche Schlitz, der sonst zum Beladen bleibt und schon mit einem gefüllten Rucksack ziemlich überfordert ist, wächst so auf koffertaugliche Größe. Auch beim Windschott (360 Euro extra) bringen die Münchner frischen Wind in die Szene. Der Zug-Stopper lagert nicht wie früher, und wie beim Audi (Serie), unter dem Kofferraumboden, sondern hinter dem klappbaren Polster der Fondlehne. Praktisch, weil man so sehr viel schneller rankommt. Zudem lässt sich der Teil über den Rücksitzen separat hochklappen, um dort Jacken oder Taschen zu deponieren. Clever.
Wer sich für seinen 4er neben der Nackenheizung (400 Euro extra) auch noch die Sportsitze gönnt (550 Euro extra), fühlt sich nicht nur hervorragend untergebracht, sondern meint auch, eine Klasse höher zu wohnen. Anders als in vielen Blechdach-Brüdern manch anderer Hersteller schaffen es die Münchner, dass der Fahrer nicht unter der Frontscheibe sitzt oder sich an ihrem Rahmen den Schädel verbeult. Das funktioniert, weil die A-Säule steiler steht – die Sitzposition im 4er unterscheidet sich nicht wesentlich von der im A5. Die Sportsitze des BMW erweisen sich allerdings als bequemer.
Audi A5 BMW 4er
Knapper Sieg: Im Easy-Index liegt der BMW vor dem Audi – bei der Preisgestaltung aber leider auch.
Das vielfältig einstellbare und bestens geschnittene Gestühl stammt im Kern aus dem 6er – samt integriertem Gurtsystem. Ein elektrisch ausfahrendes Plastikärmchen zum Anreichen des Gurtes wie beim A5 braucht es hier nicht. Doch, Vorsicht! Wer sich in der 4er-Preisliste austobt, sollte seinen Kontostand im Auge behalten. BMW fordert nämlich schon bei der Anschaffung einen Stahldach-Zuschlag. Los geht es ab März erst bei 46.300 Euro für das 420d Cabrio mit 184 PS. Nur mal zur Erinnerung: Das sind immerhin 1800 Euro mehr als beim Vorgänger 320d, mal eben 7100 Euro mehr als beim 420d Coupé, und das 420d Cabrio ist tatsächlich 3550 Euro teurer als das A5 Cabrio 2.0 TDI mit 177 PS. Ganz ähnlich fallen die Preisaufschläge bei den beiden zum Start verfügbaren Benzinern aus. Der 428i mit 245 PS starkem Vierzylinder kommt auf 48.200 Euro, für den Allradantrieb werden weitere 2500 Euro fällig. Das Topmodell 435i mit Reihensechszylinder und 306 PS steht ab 54.000 Euro bereit. Und spätestens an dieser Stelle verwandelt sich die Stoff-oder-Stahl-Frage für viele von der Stildiskussion in eine simple Rechenaufgabe.

Fazit

Das 4er Cabrio überzeugt mit kluger Technik und dem Zwei-in-eins-Verdeck. Der Sieg im Easy-Index überrascht also nicht, das ziemlich abgehobene Preisniveau schon eher.