BMW wertet neue 3er-Varianten zu 4ern auf. Die neue Reihe startet als Coupé und Cabriolet (2013) sowie als Gran Coupé (2014). Von allen drei Modellen wird es auch eine sportlich-kernige M4-Variante geben.
Bild: Larson
Das Design: Eine neue Zahl, aber keine Überraschungen: Genau wie das 3er Coupé behält der neue 4er aus Kosten- und Stabilitätsgründen die B-Säulen, das Cabrio erhält ein versenkbares Hardtop. Wieder wer – den also in geschlossenem Zustand die Fugen stören. Und ist das sperrige Dach zurückgeklappt, raubt es viel Platz im knapp geschnittenen Kofferraum. Das 4er Gran Coupé profitiert vom geringfügig verlängerten Radstand des 3erGT, der neuen Schrägheckvariante vom 3er. Der schafft mehr Platz im Fond, und die Silhouette wirkt gestreckter als bei der bekannten 3er Limousine. Schrägere Scheiben, rahmenlose Fenster, schlanke Dachpfosten und eine coupéhafte Anmutung machen das 4er-Topmodell zu einer ausgesprochen eleganten Erscheinung.
Gegen Aufpreis werden markante LED-Hauptscheinwerfer, zusätzliche Mattlackierungen und extragroße 19-Zoll-Räder in der Aufpreisliste stehen. Weitere Unterschiede zur 3er-Reihe betreffen die oben abgeschrägten Nierenstäbe, die eigenständige Grafik der unteren Lufteinlässe, das maßgeschneiderte M-Sportpaket sowie spezielle Farben und Materialien im Innenraum.
Coupé? Na ja. Mit vier Türen kann das elegante Gran Coupé aber gut in den höheren Dienstwagen-Hierarchien einparken.
Die Technik: 3er und 4er sind schon in der Grundversion gut ausgestattet. Trotzdem wird die Liste der aufpreispflichtigen Extras immer länger. Dabei geht es neben klassischen Optionen wie Navisystem, Schiebedach und Ledersitzen auch um neue Fahrdynamik- Goodies wie das mehrstufige adaptive Fahrwerk oder die variable Sportlenkung. Das Angebot an Assistenzsystemen nimmt ebenfalls Rapide zu – sogar am aktiven Lenkungs- und Bremseneingriff führt bald kein Weg mehr vorbei.
Die Positionierung: BMW-Vertriebsspezialisten sind Meister der Höherpositionierung. Das 6er Coupé kostet rund 15.000 bis 20.000 Euro mehr als der verwandte 5er, beim 6er Gran Coupé sind es über 25.000 Euro. Das 4er-Segment ist preissensibler als die Oberklasse, doch mit nur 1000 Euro Mehrpreis zwischen 3er Limousine (F30) und 3er Coupé (E92) wird man nach dem Modellwechsel kaum davonkommen. BMW dürfte sich eher an Audi orientieren, wo das A5 Coupé bei gleicher Motorisierung 3500 Euro teurer ist als die A4-Limousine.
Für eine schlanke Silhouette: Das sperrige Blech-Klappdach des künftigen 4er Cabrios macht sich im knappen Kofferraum breit.
Der Antrieb: Das 4er Coupé und das Cabrio starten zeitgleich im Frühjahr 2013. Im Herbst folgt der 3er GT, erst im zweiten Quartal 2014 rollt das Gran Coupé zu den Händlern. Erstmals will BMW auch die Open-Air-Variante auf Wunsch mit dem xDrive- Allradantrieb anbieten, der ab November im 3er zu haben ist. Die Motorenpalette wird in den nächsten zwölf Monaten weiter ausgebaut. Für den 4er relevant sind zwei neue Diesel: Bereits der 425d steht mit 218 PS gut im Futter, doch betuchte Drehmoment-Junkies dürften eher zum 435d greifen, der 286 PS und 580 Nm mobilisiert. Als Alternative zum Sechsgang-Schaltgetriebe lockt die seidenweich schaltende Achtstufenautomatik, deren kesser programmierte Sportversion über Schaltpaddel am Lenkrad bedient werden kann. Natürlich passt das Vollhhybrid-Paket des Active Hybrid 3 auch in die 4er-Reihe. Doch zum einen hält sich die Nachfrage nach dem teuren Bi-Power-Antrieb in engen Grenzen, und zum zweiten will BMW 2014 mit der Umstellung auf den noch effizienteren Plug-in- Hybriden, der an der Steckdose aufgeladen werden kann, beginnen.
Die Strategie: BMW ist dabei, seine Modellpalette noch feiner zu rastern als bisher. Nach oben wäre numerisch noch jede Menge Luft – 8er, 9er –, doch nach unten wird es eng. Die neuen Frontantriebsmodelle müssten eigentlich als 0er-Reihe an den Start gehen, denn sie sind kompakter und weniger stark motorisiert als die 1er-Familie. Stattdessen werden künftig alle 1er über einen Kamm geschoren, mit Ausnahme der Zweitürer. Die bekommen zum Modellwechsel ein Upgrade und laufen ab 2013 als 2er vom Band. Auch die 3er-Reihe wird aufgesplittet. Limousine, Touring und GT behalten die ungerade Vorwahlziffer. Coupé, Cabrio und das neue Gran Coupé gehen als 4er an den Start.
M-Modelle: Die hauseigenen Tuner der M-Abteilung in Garching bei München fahren seit Kurzem eine Parallel-Strategie. Einerseits bieten sie Hardcore-M-Modelle wie den neuen M6 an, andererseits setzen sie mit den günstigeren M-Performance-Typen auf eine größere Breitenwirkung. Wird aus dem M3 demnächst ein M4? Ja. Und nein. Der M3 ist eine Ikone und bleibt uns erhalten – allerdings nur als viertürige Limousine. Coupé, Cabrio und Gran Coupé erhalten zum Verkaufsbeginn im Frühsommer 2014 die Typbezeichnung M4. Dach, Motorhaube und Kofferraumdeckel bestehen aus Kohlefaser, die Türen aus Aluminium. So soll das Gewicht unter der magischen 1500-Kilo-Marke bleiben.Trotz des Wechsels vom V8-Sauger zum aufgeladenen Dreiliter-Reihensechszylinder bleiben die M-Ingenieure dem Hochdrehzahlkonzept treu. Die noch nicht endgültig festgelegte Leistung wird zwischen 420 PS (aktueller M3) und 450 PS (M3 GTS, M3 CRT) liegen. Ein optionales Achtgang-Doppelkupplungsgetriebe verspricht schnelle Schaltvorgänge ohne Zugkraftverlust. Zusätzlich zum M4 wird es möglicherweise zwei M-Performance-Editionen der 4er-Reihe geben. Eher für den Export ist der M440i gedacht, der zum Beispiel in Amerika an den Erfolg des leistungsgesteigerten 335iS anknüpfen könnte. Mit Schwerpunkt Europa wird der M440d diskutiert, der ebenfalls auf Wunsch mit xDrive-Allradantrieb zu haben wäre. Beide M-Performance-Maschinen sind mit 340 PS angeblich gleich stark.
Die Preise: Noch ist nichts entschieden, aber hinter vorgehaltener Hand werden folgende Aufpreise gegenüber der 3er Limousine berichtet: • 4er Coupé plus 3500 Euro • 4er Cabrio plus 10.000 Euro • 4er Gran Coupé plus 7000 Euro. Zum Vergleich: Der neue 3er GT soll rund 4500 Euro mehr kosten als der Viertürer.
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Fazit
von
Georg Kacher
Eine Nummer hübscher, aber eben auch eine ganze Ecke teurer: BMW weiß, wie man Prestige vergoldet. Als Coupé und Cabrio ist der 4er zwar kaum mehr als ein 3er mit Zusatzzahl. Doch das bildschöne 4er Gran Coupé hat das Talent zum Herzensbrecher. Mit den M-Varianten, der Hybrid-Option und dem xDrive- Antrieb dürfte die neue Baureihe auch fahrdynamisch bestens gerüstet sein.