Von wem stammt das Sprichwort: "Bescheidenheit ist eine Zier, doch weiter kommt man ohne ihr."? Franz-Peter Tebartz-van Elst? Uli Hoeneß? Alice Schwarzer? Natürlich von keinem dieser drei. Der Ursprung ist unbekannt, letztlich aber auch gar nicht wichtig. Denn nicht nur die drei genannten Selbstbedienungs-Promis belegen, dass der Spruch so nicht stimmen kann. Auch unsere drei Oberklasse-Limousinen mit Spardiesel beweisen, dass Zurückhaltung nichts Schlechtes sein muss. Im Gegenteil, in BMW 518d, Mercedes E 200 CDI und Volvo S80 D2 tut sie sogar richtig gut.

Mit allen drei Testkandidaten sind Marathontouren möglich

Mercedes E-Klasse
Läuft und läuft und läuft: Mit einer Füllung kommt der E 200 CDI dank 80-Liter-Tank 1400 Kilometer weit.
Vor allem gilt das natürlich beim Zwangsbesuch an der Tankstelle. Alle drei Nobel-Limousinen kommen mit unter sechs Litern pro 100 Kilometer aus. Richtig gelesen, bei den Testverbräuchen steht hier tatsächlich eine Fünf vor dem Komma. Wahnsinn! So schafft der BMW 1200 Kilometer Reichweite, der Volvo kommt noch eine Autobahnraststätte weiter, und der Benz muss dank 80-Liter-Tank für 119 Euro erst nach 1400 Kilometern wieder an die Tränke. Ein-tausend-vier-hundert! Das entspricht mal eben locker der Strecke von Frankfurt am Main bis ins schottische Edinburgh. Auch an anderer Stelle halten sich unsere Reisedampfer angenehm zurück. Im BMW fällt das schon nach wenigen Metern auf. Reinsetzen, Startknopf drücken, losfahren und – nichts. Oder nur sehr wenig. Selbst bei Minusgraden lässt der 518d kaum ein unfeines Diesel- Knurren oder Selbstzünder-Nageln hören. Ganz sanft und ganz offensichtlich hinter einer dicken Wand aus Dämmmaterial versteckt, verschont der Zweiliter-Vierzylinder die Ohren mit unfeinen Tönen.

Nicht überall empfiehlt sich der kleine Diesel

Volvo S80
Etwas schwachbrüstig: Mit seinen 115 PS braucht der S80 D2 fast 13 Sekunden bis er 100 km/h erreicht.
Mercedes und Volvo können das kaum schlechter, bemühen sich ebenfalls mit Erfolg um eine dieser Fahrzeugklasse angemessene Geräuschkulisse. Erst beim forschen Tritt aufs Gaspedal bekommen wir die Anstrengung von E 200 CDI und S80 D2 akustisch mitgeteilt.  Richtig Mühe hat im Eil-Einsatz vor allem der Volvo. Unter der großen Haube trägt er ein fast schon winzig zu nennendes 1,6-Liter-Motörchen, das bescheidene 115 PS entwickelt. Damit kämpft der Schwede nicht nur eine halbe Klasse unter den deutschen Basisdieseln, sondern auch auf verlorenem Posten. Obwohl mit 1624 Kilo Leergewicht eindeutig der Leichteste in diesem Trio, erinnern die Fahrleistungen des D2 doch beinah an selige Zeiten, als noch der Amazon über die Straßen trödelte. Bummelige 12,9 Sekunden vergehen bis Tempo 100. Wobei das ausgesprochen gemütliche Doppelkupplungsgetriebe einen nicht unwesentlichen Anteil am Phlegma des Schweden trägt. Vor allem auf der Autobahn wird es schnell zäh. Dort enden Vortrieb und Vergnügen schon bei 185 km/h.
Der Benz befriedigt Kilometersammler da schon eher. Zumindest theoretisch. Mit 136 PS aus 2,1 Liter Hubraum steht die kleinste E-Klasse ausreichend gut im Futter, schnurrt in zehn Sekunden auf Landstraßentempo und verspricht in den Papieren eine Höchstgeschwindigkeit von 207 km/h. Sollte doch eigentlich reichen, oder? Tut es im Prinzip auch. Wäre da nicht die alte Siebenstufenautomatik. Die schaltet – wie hinlänglich bekannt – nicht immer mit dem letzten Feingefühl.

Wie so oft kommt der beste Dynamiker aus Bayern

BMW 5er
So geht Dynamik: In allen Drehzahllagen schiebt der 518d den 1,7-Tonner munter und hellwach an.
Und im E 200 CDI manchmal auch gar nicht. Oder besser: hin und her, her und hin, hin und ... In diese seltsame Pendelschaltung verfällt die E-Klasse bei Kick-down, wenn die Tachonadel gerade eben an der 200 kratzt. Mit Mercedes' neuer Neunstufenautomatik sollte es deutlich besser werden.  Wie es jetzt schon besser geht, viel besser, demonstrieren die weiß-blauen Motoren-Macher. Aus ihrem beliebten Zweiliter-Vierzylinder, der zwischen Mini Roadster und X5 in fast jedem Bayern steckt, holen sie hier 143 PS – die den Vorwurf einer Mager-Motorisierung mit Schmackes von sich weisen. In allen Drehzahllagen schiebt der 518d munter und hellwach an, lässt uns auch beim Überholen auf der Landstraße nicht verhungern und schafft – mit ein bisschen Anlauf und gutem Zureden – nach Tacho fast Tempo 230. Laut Fahrzeugschein entspricht das echten 212 km/h. Nebenbei erweist sich die famose Achtstufenautomatik auch im kleinsten 5er-Diesel als perfekt eingespielter und stets aufmerksamer Übersetzungs-Jongleur. Jeder Wunsch, den wir per Gaspedal in den Maschinenraum morsten, wurde jedenfalls schnell und unkompliziert umgesetzt.
Beim Antrieb kann dem BMW hier also niemand das Wasser reichen. Und sonst? 5er und E-Klasse erreichen mit großzügigen Platzverhältnissen, feinem Komfort und absolut souveränem Fahrverhalten ein ähnlich hohes Niveau. Da muss der deutlich knapper geschnittene und mit einer hölzernen Federung sowie geringen fahrdynamischen Ambitionen gestrafte Volvo passen. Auch an der Kasse kann der S80 nur vorübergehend aufholen. Der D2 kostet in diesem Feld mit einem Testwagenpreis von 45.200 Euro zwar am wenigsten und immerhin 1580 Euro weniger als der 5er (46.780 Euro), seine Fans müssen aber auch mit der schlechtesten Restwertprognose leben. Gegenüber dem teuren Mercedes (49.534 Euro) holt er so zwar ein paar Punkte auf, kommt aber an keinem der beiden Deutschen mehr vorbei. Vorbildliche Bescheidenheit beim Verbrauch ist halt nicht alles.

Fazit

Mal wieder glänzt der 5er mit dem besten Gesamtpaket. Auch mit dem kleinen Diesel kann der Bayer überzeugen, vernachlässigt bei aller Sparsamkeit weder die in dieser Klasse erwartete Laufkultur noch ein Mindestmaß an Dynamik. Auf ganz ähnlichen Pfaden wandelt der Mercedes, der allerdings teurer ist und insbesondere bei der Automatik schwächelt. Volvo bleibt der Titel des Sparkönigs. Ihm fehlt als D2 aber echtes Oberklasse-Format.