Die Cabriosaison ist in vollem Gange, die Dachlosen bevölkern wieder unsere Landstraßen und Boulevards. Wir haben uns vier Sportler herausgegriffen und gegeneinander antreten lassen. Hier die Kontrahenten im alphabetischer Reihenfolge: Audi R8. Der Audi R8 Spyder 4.2 FSI ist mit seinem knurrigen V8 der einzige alte Bekannte in diesem Testquartett. Mit einem Gewicht von 1,7 Tonnen ist er zwar kein ausgesprochenes Leichtgewicht, liegt damit aber im vorderen Bereich. Sein in Mittellage positionierter, 4,2 Liter großer Saugmotor entwickelt 316 kW (430 PS) bei 7900 Umdrehungen pro Minute, geschaltet wird über eine schöne sechsgängige Klack-klack-Schaltkulisse und einen massiven Hebel aus Aluminium. Eine tiefe Sitzposition und die eng anliegenden, aber bequemen Schalensitze stellen sofort klar, dass man es hier mit einem rassigen Hochleistungssportler zu tun hat. Schon nach dem Start entfesselt der Audi im Rücken des Fahrers eine grollende Soundkulisse, die sich mit höherer Drehzahl zu einem trockenen Hämmern entwickelt.
BMW 650i
Der 650i ist kein Auto, das für die Rennstrecke gedacht ist, aber genügend Spaß jenseits der Piste bietet.
BMW 650i. Das BMW-Cabrio nimmt in diesem Vergleich eine Außenseiterrolle ein und überbrückt die Zeit, bis mit dem M6 der betont sportliche Ableger der 6er-Reihe zur Verfügung steht. Unter seiner Motorhaube kauert ein doppelt aufgeladener V8, der aus 4,4 Liter Hubraum 300 kW (407 PS) generiert. Für die Kraftübertragung ist im 650i eine Achtstufenautomatik verbaut, angetrieben werden die Hinterräder. Eine weitere Besonderheit des 6ers ist die optionale Vierradlenkung, die "Integral-Aktivlenkung". Mit einem Gewicht von 2,1 Tonnen ist der einzige echte Viersitzer im Vergleich kein ernsthafter Gegner auf der Rennstrecke. Dachten wir zumindest, doch der 6er schlägt sich trotz seines hoffnungslos unterlegenen Leistungsgewichts und der nicht mal ansatzweise vorhandenen Auslegung für einen Rundkurs mehr als beachtlich.
Mercedes SL 500. Nummer drei im Bunde ist die jüngste Neuerscheinung am Cabriohimmel, die gleichzeitig auf die größte Tradition zurückblicken kann: Die Neuauflage des SL schöpft 320 kW (435 PS) aus einem doppelt aufgeladenen V8 mit 4,7 Liter Hubraum und ist damit der stärkste Kandidat im Feld. Auch er folgt dem allgemeinen Trend bei Mercedes zu mehr Sportlichkeit, ist aber mit 1873 Kilogramm der zweitschwerste Brummer im Feld. Der V8-Biturbo des Mercedes SL 500 geht druckvoll zur Sache. Von einer brodelnden Geräuschkulisse untermalt, schiebt das 435-PS-Aggregat ungestüm an, bis es bei 250 km/h gegen eine unsichtbare Mauer rennt. Vorher sichert sich der Benz die Bestzeit im Sprint auf 200 km/h, wo er selbst den 911 Carrera um vier Zehntel unterbietet.

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Porsche 911
Auch im 911er erwacht der innere Sportler, sobald man hinter dem Steuer Platz nimmt.
Porsche 911. Fast ebenso frisch, mit 1542 Kilo aber deutlich leichter als die Konkurrenz, präsentiert sich der vierte Kandidat, das Porsche 911 Carrera S Cabrio. Es wird klassisch von einem hinten liegenden, 3,8-Liter-Boxermotor angetrieben, der 294 kW (400 PS) an die Hinterräder schickt. Für die Vermittlung ist das optionale PDK (Porsche-Doppelkupplungs-Getriebe) zuständig, seine sieben Gänge sortieren sich entweder automatisch oder sind über zwei Paddel am Lenkrad ansteuerbar. Auch hier erwacht der innere Sportler, sobald man hinter dem Steuer Platz nimmt, auch hier rasselt es verheißungsvoll im Heck, und auch hier geht das Einlenken extrem zackig vonstatten. Dass der Elfer noch etwas mehr über die Lenkung zurückmeldet als seine Konkurrenten, ist schöne Tradition. Dass er neben den besten Fahrleistungen auch noch den geringsten Benzindurst hat, ist ebenso erfreulich. Wie der Vergleich ausgeht, erfahren Sie in der Bildergalerie.

Fazit

Er kam, sah und siegte – so richtig hat das wohl keinen verwundert, dass der Porsche hier abräumen würde, wenn es auf die Rennstrecke geht. Viel überraschender ist dagegen, dass der BMW 650i, der als besonders alltagstauglicher Viersitzer eine mehr als beachtliche Figur in diesem Vergleichsfeld abgibt und die Vorfreude auf den M6 schürt. Der SL wird wieder einmal seiner Aufgabe gerecht, Mr. Perfect unter den Roadstern zu sein. Er kann alles, der Motor ist eine Wucht, doch die Elektronik verhindert eine bessere Rundenzeit. Als spaßiges Sportgerät lässt der Audi R8 keinen Zweifel an seiner Bestimmung, doch zieht er im Alltag hier den Kürzeren. Es siegt der beste Allrounder, der zugleich auch der Schnellste auf der Rundstrecke ist.