BMW i4 M50, Tesla Model 3 Performance: Elektroauto, Preis, Leistung
BMW i4 M50 gegen Tesla Model 3 Performance: Ladedruck mal anders

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Die beiden Rivalen Tesla Model 3 Performance und BMW i4 M50 steppen mit vier Motoren und über 1000 PS vollelektrisch über das Contidrom. Wenn da keine Spannung anliegt!
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Eine knappe Stunde früher als üblich startet unser Prozedere heute, denn die beiden E-Autos müssen, bevor es auf das Contidrom zur Zeitennahme geht, natürlich erst an die Ladesäule, werden zu 100 Prozent aufgeladen.
Trotz High-Performance-Charger bleibt Zeit für das übliche Gefeixe benzinblütiger Nerds, die sich mal schnell ausrechnen, dass das Abzapfen von 60 Litern Super Plus kaum länger dauert als die Anmeldung an der Ladesäule. "Ladedruck" kennen wir von Turbomotoren – dieser ist jedoch anders ausgeprägt.

BMW i4 M50 und Tesla Model 3 Performance besitzen beide über 500 PS und liefern vor allem längsdynamisch atemberaubende Fahrleistungen.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Auf der gut 120 Kilometer langen Fahrt von der Hamburger Redaktionsgarage bis kurz vor Hannover wurde die Vollgasfestigkeit der beiden Elektro-Boliden gecheckt, entsprechend leer waren die Akkus bei Ladebeginn. Mit 261 km/h Spitzengeschwindigkeit übertrumpft das Model 3 Performance den auf 225 km/h abgeregelten i4 M50 deutlich.
Doch: Volle Kanne kann das Model 3 nicht dauerhaft. Tatsächlich erreicht die Limo mit "Dual Motor" den Wert nur unter Optimalbedingungen (gut gefüllter und nicht zu stark erhitzter Akku).
BMW i4 M50 wirkt ausdauernder
Bald liegt der Topspeed eher bei 230 km/h, dann nur noch bei 210 km/h. Und nach einer entspannteren Passage wieder jenseits der 240 Sachen. Der i4 M50, zwar meist langsamer, hält seine Vmax dafür auch über lange Strecken kontinuierlich, wirkt somit ausdauernder auf der linken Spur als sein amerikanischer Rivale. Souveräner obendrein, weil das jederzeit sehr spitz einlenkende Model 3 seine Insassen bei hohem Tempo spürbar durchvibriert.
Dazu gibt es im Tesla mehr Schalldruck auf die Ohren. Der i4 ist trotz rahmenloser Scheiben leiser und wirkt mit seiner indirekteren Lenkung und seiner satteren Lage auch jenseits von Tempo 200 wie verzahnt mit dem Teer.

Arg reduziertes Cockpit: Sogar ein Tacho oder ein Head-up-Display fehlt im Model 3.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Wie die Sache auf der Handlingstrecke ausgehen wird, wer von den beiden die schnellere Rundenzeit in den Asphalt brennen wird, dazu gibt es allerhand Theorien; eine wirkliche Ahnung hat aber noch niemand. Weder der brandneue i4 M50 noch das Model 3 Performance haben dazu schon mal eine Referenzzeit hingelegt.
Den ersten Etappensieg erringt das Model 3 Performance aber auf der Waage: mit 1855 Kilogramm immerhin 420 Kilogramm leichter also der i4 M50 – kein gutes Omen für den BMW.
Aus der deutlich geringeren Masse schlägt das Model 3 aber bei der Beschleunigung noch kein Kapital: Auf 100 Sachen geht es zwar drei Zehntel schneller, von 100 bis 200 km/h verliert der Ami aber über eine Sekunde auf den i4 M50.
BMW schiebt über die Vorderachse
Mit frisch geladenen Akkus stehen Model 3 und i4 endlich an der Schranke der Trockenhandlingstrecke. Zuerst darf der i4 den Kurs beschnuppern. In der Spitzkehre schlägt die Masse des wohlbeleibten Kerlchens erstmals durch.
Gut, dass die Zellen tief im Wagenboden stecken und es reichlich Traktion gibt. Die Trägheit bleibt dennoch gut zu spüren, wenn der i4 M50 bei Geschwindigkeitsüberschuss stoisch über die Vorderachse schiebt.
Fahrzeugdaten
BMW i4 M50
Tesla Model 3 Performance
Motorbauart vorn
Leistung vorn
Motorbauart hinten
Leistung hinten
Drehmoment vorn/hinten/gesamt
Spitzenleistung gesamt
Dauerleistung
Batterieart
Batteriekapazität brutto/netto
Ladeleistung AC/DC
Getriebe
Antriebsart
Bremsen vorn
Bremsen hinten
Bremsscheibenmaterial
Radgröße vorn – hinten
Reifengröße vorn – hinten
Reifentyp
Maße L/B/H
Radstand
Kofferraumvolumen
Normverbrauch • Normreichweite
Abgasnorm
Grundpreis (vor Förderung)
Radsatz 20 Zoll
Keramikbremse
Sportsitze/Upgrade-Sportsitze
adaptives Fahrwerk
Exterieur-Carbonpaket
Testwagenpreis (wird gewertet)
Na klar, ein BMW M4 geht viel geschmeidiger durch die enge Kurve, selbst wenn der mit inzwischen rund 1,8 Tonnen auch kein Leichtgewicht mehr ist. Kurvenausgangs scheinen ein paar Sandsäcke aus dem Kofferraum gepurzelt zu sein. Die anschließende lange Gerade erstürmt der i4 wie entfesselt, presst den Fahrer auch jenseits von 160 Sachen fest in den Sitz.
Andererseits auch ungewöhnlich, wie undramatisch und leise das passiert, wenn der von Hollywood-Komponist Hans Zimmer kreierte Fahr-Sound ausgeschaltet bleibt.
Die lang gezogene Rechts-links-Kombination meistert der Bayer ziemlich gelassen, pariert mit fein dosierbarer Bremse und präziser Lenkung gekonnt die Wechselkurve, ohne dass die luftgefederte Hinterachse zu leicht wird.
Doch in der lang auslaufenden Linkskurve macht sich deutlich bemerkbar, dass das ESP trotz M-Performance-Mode die Leistung nicht wirklich freigeben möchte. Solange der Lenksensor auch nur wenige Grad Einschlag registriert, wird die Power brutal gekappt. Eines Weiß-Blauen mit M im Namen nicht würdig. Eine unnötige Enttäuschung, weil sich das mechanische Setup sehr vielversprechend anfühlt. So lässt der i4 wertvolle Zehntel, wenn nicht sogar eine gute Sekunde liegen.

Neues iDrive 8: großes, gekrümmtes Display, etwas komplizierter, doch weiterhin gut bedienbar.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Nach dem Aktivieren des Track-Modus im Model 3 kommt Freude auf: Keuchende Kühler temperieren den Akku runter, damit das Model 3 seinem Zusatznamen auch gleich gerecht werden kann. Fühlt sich für benzinblütige Nerds ein bisschen nach guter alter Verbrenner-Welt an.
Und Performance ist jetzt gefragt, schließlich hat der i4 bereits Schwäche gezeigt. Das tabletgroße Table-Display zeigt links jetzt permanent das Chassis mit Motoren, Bremse und natürlich dem Akku – alles grün, also Abfahrt.
Tesla lässt sich leicht quer treiben
Der Körper meint die drei Zehntel zu spüren, die der Tesla weniger benötigt, um sich auf 100 Sachen zu katapultieren. Aber ganz deutlich spürt der rechte Fuß, dass das Bremspedal einen festen Druckpunkt vermissen lässt. Gemessen sitzt man nur einen halben Zentimeter höher als im i4 M50, doch gefühlt fällt man weniger tief in die vorderen Sessel, die Fahrer und Beifahrer auch kaum Seitenhalt bieten.
Spaßarm ist der Trip übers Conti mit dem Model 3 dennoch nicht. Speziell um die Hochachse fühlt sich der Mittelklasse-Tesla sehr agil an, lenkt im Vergleich zum i4 viel direkter ein und besitzt zudem ein deutlich loseres Heck, das sich mit dem Fahrpedal ohne große Überzeugungskraft quer treiben lässt.
Minimale Eingriffe des ESP bleiben zwar auch im Race-Mode spürbar, von der massiven Leistungsdrossel des i4 M50 ist das Model 3 aber weit entfernt.

Das Model 3 wirkt leichtfüßiger, seine Bremse aber nicht vertrauenerweckend. Deutlich kontrollierter pfeilt der viel schwerere i4 durchs Contidrom.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Als kontraproduktiv erweist sich hingegen die ungenaue Lenkung, die zwar drei unterschiedliche Härtegrade zur Verfügung stellt, aber stets einen Tick zu nervös agiert und dabei zu wenig von dem weitergibt, was die vorderen Reifen gerade erdulden müssen.
Gravierender, dass der Druckpunkt der Bremse von Kurve zu Kurve weiter nach unten wandert. Wenig vertrauenerweckend, zudem hat die Bremsanlage nach nur einer schnellen Runde genug, alarmiert im Display mit roter Farbe und der Warnmeldung "Bremse überhitzt". Vorbei der Spaß.
Die Mutmaßung: Zur vermeintlichen Kursstabilisierung liegen die Beläge auf einigen Passagen vermutlich permanent an, was naturgemäß in großer Hitze resultiert. Wird das Model 3 jedoch nur zu 80 Prozent ans Limit getrieben, ist der Spaß mit dem Stromer auf der Piste langlebiger. Am Ende schafft es der Tesla eine knappe Zehntelsekunde früher über die Ziellinie.
Duell durch die Elektronik entschieden
Es bleibt der unbefriedigende Beigeschmack, dass dieses Duell durch die Elektronik entschieden wurde. Sowohl der i4 M50 als auch das Model 3 Performance dürften ohne Regeleingriffe mehr aus sich herausholen. Immerhin: Mit dem i4 M50 siegt am Ende der Stromer, der sportliches Fahren im klassischen Sinne gekonnter zelebriert.
Doch noch bevor diese Erkenntnis richtig durchsickert, drängt sich eine wichtigere Tatsache auf: Die Akkus sind schon fast komplett leer. Daher endet dieses Rundstrecken-Duell auch früher als sonst üblich – mindestens eine Stunde. Und mit Ladedruck.
1. BMW i4 M50: Trotz der enormen Masse und permanenter elektronischer Zügel ist der i4 das sportlichere Auto. 271 Punkte
2. Tesla Model 3: Mit knackigerem Fahrwerk, sportlicheren Sitzen und standfesteren Bremsen wäre er der Sieger. 265 Punkte
2. Tesla Model 3: Mit knackigerem Fahrwerk, sportlicheren Sitzen und standfesteren Bremsen wäre er der Sieger. 265 Punkte
Fazit
Das spaßbefreite ESP des BMW i4 verhindert schnellere Rundenzeiten. Dem Tesla Model 3 fehlen hingegen ein klarer Bremsdruckpunkt und ein knackigeres Fahrwerk. Dennoch begeistert der Tesla mit lausbübischer Agilität, der BMW mit satter Kurvenlage und seiner präzisen Lenkung.
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