Carlsson hat für den Hyundai i30 N Fastback ein Optik-Paket und eine Tieferlegung im Programm. Ab Februar 2020 steht das Body-Kit zum Verkauf. Zum Video!
Im Dreck, wo sie alle wühlen, will der BMW X1 etwas Besonderes sein. Das Edel-SUV kann diese hohen Ansprüche auch im Dauertest erfüllen.
Niemand ist näher bei Ihnen, lieber AUTO BILD-Leser, als Stephan Puls. Der gebürtige Hamburger ist unser waches Ohr nach draußen: Der Kollege empfängt die tägliche Leserpost, kennt die Sorgen und Wünsche und betreut den wichtigen Kummerkasten, der allen Ärger auf vier Rädern sammelt. Wenn dieser Leserdoktor, der sich über jede Fahrt im E-Auto freut, bei Kilometerstand 57.922 über den BMW X1 festhält: "Das Auto steht auf meiner virtuellen Kaufliste auf Platz 1!" – oha, dann ist etwas Großes geschehen.
Wendig, übersichtlich, geräumig – wir finden, dieses SUV hat mit 4,42 Meter Länge das perfekte Maß.
Schauen wir uns diesen Einserkandidaten also mal genau an. Der silberne X1 startet seinen Dauertest als xDrive20i, also mit Allrad und dem 192 PS starken Benziner, der mitten in der Diesel-Angst als kräftige und willkommene Alternative gilt. Was Premium heißt, zeigt sein Grundpreis von 37.600 Euro, den Extras wie Automatik, 18-Zoll-Räder, Klimaautomatik oder die Navigation Plus mit Echtzeit-Info RTTI auf 54.250 Euro treiben. Da darf man erst mal durchatmen. Viel Geld für ein SUV, das mit 4,42 Meter Länge in der beliebten Mittelklasse antritt: zwischen Hüpfburgen wie Seat Ateca, Geheimtipps wie den Koreanern oder King Tiguan. Der BMW überzeugt vom Testbeginn an mit seinem gelungenen Konzept: "Angenehme Größe, üppig viel Platz durch quer eingebauten Motor und gute Rundumsicht", findet Redakteur Lars Busemann nach 6988 Kilometern. Hinten lümmeln sich selbst Große, die verschiebbare Rückbank macht den BMW variabel wie einen Van. Entspannend auf Reisen, wendig in der Stadt, sichere Traktion – die Grundnote "ein perfekter Allrounder!" zieht sich wie ein roter Faden durch die 100.000 Kilometer.
Ausgerechnet die Pistenfüchse empfinden den X1 als zu straff
Arbeitet die Lenkung nun leichtgängig und präzise oder zappelig und ohne Rückmeldung? In vielen Punkten sind sich die Tester nicht einig.
Allerdings ist's ein bisschen wie beim Musterschüler, wo kleinste Fehler doppelt zählen. Übers Drumherum wird so sehr gestritten, als wäre der X1 gleich zwei Autos. Beispiel gefällig? "Brillante Automatik, die telepathisch den passenden Gang parat hat", notiert Tester Andreas Borchmann, dem sein Kollege Dirk Branke prompt widerspricht. "Das Aisin-Getriebe arbeitet aufgeregter als die ZF-Boxen bei längs eingebauten Motoren." Oder nehmen wir die Lenkung. Arbeitet die nun "leichtgängig, trotzdem präzise" (Originalton Borchmann) oder "zappelig, da fehlt mir die Rückmeldung", wie Reifentester Dierk Möller urteilt? Meinen beide dasselbe Auto? Zwei Meinungen, fast schon zwei Lager, auch beim Fahrwerk mit den adaptiven Dämpfern (500 Euro extra): hier die Sportfahrer, dort die ruhigeren Gemüter. Interessant, dass ausgerechnet die Pistenfüchse, eher an harte Prügel gewöhnt, den X1 als zu straff empfinden. "Der hüpft auf der Autobahn wie ein Gummiball", mosert Mario Pukšec. Automobile Buddhisten wie Christian Steiger loben am Fahrwerk die "schluckfreudige Federung, auch in der Sport-Position".
Kosten
Betriebskosten/Garantien (Fixkosten pro Jahr
Haftpflicht 19 (100 %, R 11)*
962 Euro
Vollkasko 22 (500 € SB, R 7)*
1270 Euro
Teilkasko 23 (150 € SB, R 9)*
147 Euro
Kfz-Steuer (Euro 6)
142 Euro
* aktuelle Typklassen: HPF 17/VK 22/TK 23
Kraftstoffkosten für 103.712 km
10.453,91 Liter Super (= 10,1 l/100 km)
15.252,25 Euro
Motoröl-Nachfüllbedarf 1,0 Liter
31,50 Euro
Inspektionskosten (inklusive Ölwechsel)
1. Service bei km 24.473
381,91 Euro
2. Service bei km 47.451
775,46 Euro
3. Service bei km 71.874
379,18 Euro
4. Service bei km 96.308
724,97 Euro
Reifenkosten (inklusive Montage)
2 Satz Sommerreifen 225/50 R 18 W Pirelli PZero TM
1462 Euro
1 Satz Winterreifen 225/55 R 17 H Bridgestone Blizzard LM-001
594 Euro
Preise/Wertverlust
Testwagenpreis 8/16 (inkl. Extras)
54.250 Euro
Aktueller Neupreis (inkl. Extras)*
53.110 Euro
Schätzpreis 10/18
23.129 Euro
Wertverlust des Testwagens
31.121 Euro
* berechnet auf Basis X1 sDrive20i
Gesamtkosten für 2 Jahre
auf 103.712 km
25.804,43 Euro
Kosten pro km
0,25 Euro
Kosten pro km mit Wertverlust
0,55 Euro
Das eingebaute Navi tut sich mitunter schwer
Haben die keine anderen Sorgen? Ganz eindeutig: nein. Wir können diesen Streit der Kollegen so breit wieder geben, weil der BMW – bis auf sein dieseliges Kaltstartgeräusch – schnurrt wie ein Kater. Einzig der wiederholte Hinweis "Auffahrwarnung ausgefallen" unterbricht ab Kilometer 18.805 mehrfach die Routine. Ein loser Stecker am Warnblinkschalter ist die Ursache, schnell behoben. Den teilweise schlechten Geradeauslauf schreibt BMW den Runflat-Reifen zu, die nach und nach aus der Produktion verschwinden. Wer flotter unterwegs ist, ärgert sich über den Abstandsregeltempomaten, der mitunter abrupt eingreift und ab 140 km/h ganz aussteigt. "Das liegt an der verbauten Kamera-Generation", erklärt X1-Projektleiterin Karin Truckenbrodt. Moderne Radar-Systeme arbeiten bis 200 km/h. Dass auch Software schnell veraltet, beweist das eingebaute Navi Plus für 2690 Euro. Zwar schon mit Stauinfo in Echtzeit gesegnet, hapert es bei der Routenkalkulation, wie Andreas May erlebt. "Das System rechnet länger als mein altes Handy." Flotter klappt die Verkehrszeichen-Erkennung. Navigation Plus beinhaltet auch das Head-up-Display. Es gehört zu den Fahrhilfen, die man erst für völlig überflüssig hält, jedoch bald in ihrer unauffällig perfekten Funktion nicht mehr missen möchte.
Messwerte
Bei Testbeginn
Bei Testende
Beschleunigung
0–50 km/h
2,8 s
0–50 km/h
2,8 s
0–100/-130 km/h
7,6/12,4 s
0–100/-130 km/h
7,5/12,3 s
0–160/-200 km/h
19,4/37,0 s
0–160/-200 km/h
19,5/37,2 s
Zwischenspurt
Zwischenspurt
60–100 km/h
4,2 s
60–100 km/h
4,1 s
80–120 km/h
5,2 s
80–120 km/h
5,2 s
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
35,8 m
aus 100 km/h kalt
36,6 m
aus 100 km/h warm
35,7 m
aus 100 km/h warm
35,9 m
Innengeräusch
bei 50 km/h
59 dB(A)
bei 50 km/h
60 dB(A)
bei 100 km/h
65 dB(A)
bei 100 km/h
67 dB(A)
bei 130 km/h
68 dB(A)
bei 130 km/h
72 dB(A)
Testverbrauch – CO2
8,0 l S – 190 g/km
7,7 l S – 182 g/km
Leistungsmessung*
140 kW – 190 PS
Verbrauch nach ECE*
9,8/5,7/7,2 l – 171 g/km
*Leistung und ECE-Verbrauch wurden im DEKRA Technology Center Klettwitz ermittelt
Die Blase in der Armlehne: Das Plastik wie im Billigauto passt nicht zum BMW.
Was sich übers Lenkrad nicht sagen lässt. "Speckig wie eine Wurstpelle", ekelt sich Henning Klipp nach knapp 70.000 Kilometern. Der Lederbezug des M-Lenkrads (250 Euro) ist aufgequollen, angeblich ein Einzelfall, betont Projektleiterin Truckenbrodt. Und die handtellergroße Beule in der Armlehne der rechten Tür, wo bereits kurz nach Testbeginn der Bezug hochkommt? "Da hat ein Zulieferer die Produktion umgestellt." Nicht gerade "Premium". Bei der abschließenden Zerlegung findet DEKRA-Experte Marcus Constantin außerdem leichten Faltenwurf am Fahrersitz, oberflächliche Korrosion an den Achsträgern und an einem Türscharnier, Laub in den Wasserabläufen im Motorraum und minimale Scheuerstellen am Unterboden – macht in Summe einen Strafpunkt. Einen weiteren gibt es für die leichte Leckage an einem Ladeluftschlauch und etwas Öl im Ansaugsystem. Das hat da nichts zu suchen. So kassiert der X1 unterm Strich fünf Minuspunkte. Macht eine 1–. Der Einser-Kandidat wird am Ende ein Einser-Absolvent. Und rehabilitiert BMW für den 218i Active Tourer, der 2017 mit einer enttäuschenden Vier abschloss. Na also, geht doch.
Was sagt BMW …
… zum "speckigen" Lederlenkrad
Die Oberfläche des Lenkradkranzes aus Leder ist gleichmäßig hochglänzend. Dies stellt in Anbetracht der Laufleistung und der intensiven Nutzung des Fahrzeuges einen bekannten Abnutzungsgrad dar. Die darüber hinaus erkennbaren Gebrauchsspuren sind nicht auf die technische Beschaffenheit des Lenkrades zurückzuführen.
… zur "Blase" auf der Armablage
Ein Ablösen der Außenhaut von Innenverkleidungsteilen trat bisher nur in Einzelfällen auf. Es gab im Zeitraum der Produktion des DauertestFahrzeugs ein Prozessproblem beim Lieferanten. Um dieses zu lösen, wurde vom manuellen Auftrag des Klebers auf ein automatisiertes Aufbringen mittels Roboter umgestellt.
… zum Ausfall des ACC
Der Ausfall des ACCSystems ist mit hoher Wahrscheinlichkeit auf eine Scheinverriegelung des Steckers am kombinierten Schalter „Warnblinker und Intelligent SafetyTaste“ zurückzuführen. Nach Aus und Einbau des Schalters mit erneuter Montage des Steckers konnte dieses Problem schnell und endgültig gelöst werden.
Elektrik (Kabel, Stecker, Steuergeräte, Sicherungen)
0–5
0
Alltagswertung/Fahren
Ergibt sich aus den Eintragungen im Fahrtenbuch
0–10
2
Gesamtpunkte
5
Note: 1-
0 Punkte 1+; 1–4 Punkte 1; 5–8 Punkte 1-; 9–12 Punkte 2+; 13–16 Punkte 2; 17–20 Punkte 2-; 21–24 Punkte 3+; 25–28 Punkte 3; 29–32 Punkte 3-; 33–36 Punkte 4+; 37–40 Punkte 4; 41–44 Punkte 4-; 45–48 Punkte 5+; 49–52 Punkte 5; 53–56 Punkte 5-; ab 57 Punkte 6
Manfred Klangwald
Fazit
Ein Alleskönner zum Wohlfühlen! So empfanden nicht wenige den X1 im Dauertest: Der kann reisen, schleppen, angasen und verwöhnen. Fürs viele Geld wird eine Menge geboten, am Ende auch reibungslose 100.000 Kilometer – ein Spitzenplatz in unserer Rangliste. Muss es der Benziner sein? Die Antwort bleibt eine Wette auf die Zukunft. Note: 1-