BMW X1/Audi Q3: Kompakt-SUVs im Test
BMW siegt beim Spitzenreiter

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Der nagelneue BMW X1 trifft auf seinen Erzrivalen Audi Q3. Erster Vergleich, zur Abwechslung mal mit starken Benzinern.
Bild: Roman Raetzke
Der Schrecken hat viele Namen: Quer eingebaute Motoren, manchmal mit nur drei Zylindern, Front- oder Allradantrieb, Gleichteile mit einem Van (dem Active Tourer) – bei all diesen Dingen graust es dem BMW-Fan. Immer noch. BMW selbst kennt jedoch kein Erbarmen mit solchen Gefühlsduseleien, bringt den neuen X1 genau so. Doch wir geben hier gleich mal Entwarnung: Das Konzept funktioniert. Und zwar dermaßen gut, dass der neue BMW dem Edel-SUV Audi Q3, immerhin Seriensieger in dieser Liga, ganz locker um die Ohren fährt.
In Reihe zwei bietet der BMW deutlich mehr als der Audi
Video: BMW X1 im Vergleich (2015)
BMW X1 vs. Audi Q3
Deutlich zugelegt hat der X1 schon mal beim Raumangebot, vor allem im Fond. Vorn geht es in beiden Autos klassenüblich luftig zu, hinten ist es im BMW spür- und messbar geräumiger als im Audi: größere Kniefreiheit, viel mehr Luft über dem Scheitel. Wir haben mal nachgemessen, damit hat er insgesamt sogar mehr Platz als der aktuelle X3, bietet zum Beispiel hinten eine größere Kopffreiheit als der vermeintlich große Bruder. Gegen 300 Euro Aufpreis liefert BMW eine geteilt längs verschiebbare Sitzbank mit verstellbarer Lehnenneigung. Der Testwagen besaß sie nicht, aber auch so sind selbst Erwachsene im Fond würdevoll untergebracht. BMW hat hier vor allem die Sitzhöhe angehoben, früher hockte man ja ziemlich flach über dem Boden. Jetzt nicht mehr, man sitzt angenehm aufrecht. Das gilt auch für den Audi, hier haben uns die bequemen, dicker gepolsterten Sitze sogar noch besser gefallen. Auch vorn passen die Sportsitze (Serie beim Q3 Sport) bestens, doch die Sitzposition liegt zu hoch, man schwebt mehr so in Dachnähe. Hinzu kommt, dass der Längsverstellbereich des Lenkrads zu klein ist.
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Der Q3 zeigt sich markentypisch blitzblank verarbeitet

Man merkt ihm sein Alter an: Im Audi Q3 liegt die Klima-Regelung zu tief und der Monitor ist klein.
Bild: Roman Raetzke
Im X1 sitzt man vorn einfach besser als im Audi, tiefer im Auto, näher an der Straße. Allerdings fallen die Sportsitze (490 Euro) ziemlich schmal aus – vorher unbedingt Probe sitzen. Die größten Fortschritte des X1 liegen aber auf einem anderen Gebiet. BMW hat sich offenbar die häufige Kritik, nicht zuletzt von AUTO BILD, zu Herzen genommen und den Verarbeitungsstandard deutlich angehoben. Die Kunststoffe wirken jetzt hochwertiger, die Verarbeitung sorgfältiger und das ganze Cockpit ansehnlicher. Wobei der blitzblank verarbeitete Q3 stets ein ernst zu nehmender Gegner ist, immer noch und immer wieder. Sein Alter merkt man dem seit 2011 gebauten Audi aber doch an: an der zu tief liegenden Klimabedienung sowie der MMI-Generation mit dem relativ kleinen Sieben-Zoll-Bildschirm (Navi plus für 2390 Euro) und dem kleinen Bedienknopf vorn und nicht auf der Mittelkonsole. Der BMW sammelt mit seinem großen 8,8-Zoll-Display, sehr schöner Grafik und dem perfekt zu bedienenden iDrive inklusive Touch Controller Punkte. Zum Navi plus für 2690 Euro gehört auch noch das gestochen scharfe Head-up-Display.
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Angetrieben wird der X1 vom Zweiliter mit 231 PS aus der neuen Motorengeneration bei BMW. Okay, der ist quer eingebaut und "nur" ein Vierzylinder. Aber, Freunde des gepflegten Reihensechsers, ihr müsst jetzt stark sein. Denn wenn wir ehrlich sind, macht dieser hochmoderne Turbo-Direkteinspritzer seine Sache richtig gut. Er läuft erstaunlich geschmeidig, liefert früh Druck, dreht schön und harmoniert bestens mit der aufmerksamen Achtstufenautomatik. Nein, nicht von ZF, sondern vom Japaner Aisin.
Eine zusätzliche Investition ins Fahrwerk lohnt beim Q3

Empfehlung: Fährt der Audi mit der 980 Euro teuren Dämpferegelung vor, ist er handlich und komfortabel.
Bild: Roman Raetzke
Beim Q3 besorgt der bekannte Zweiliter-TFSI mit 220 PS den Antrieb, gekoppelt an ein Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe. Ein routiniertes Ensemble. Der kultivierte TFSI verheimlicht seine GTI-Gene nicht, hat Kraft und Lebensfreude und bleibt lange leise. Nur bei etwa 3000 Touren stören ein paar Brummtöne das Vergnügen. Das Getriebe reagiert schnell und schaltet weich. Alles bestens also? Nicht ganz, denn die S tronic und das Start-Stopp-System harmonieren nicht besonders gut miteinander, der Audi kommt nach dem Halt an der Ampel stets nur ruckelnd und holprig in Fahrt. Unschön. Wesentlich geschmeidiger arbeitet die Dämpferregelung für 980 Euro. Damit fährt sich der Q3 wirklich handlich, das jüngste Facelift Anfang 2015 machte den kompakten Ingolstädter ja schon spürbar komfortabler. Klingt alles recht beeindruckend – bis man in den BMW umsteigt. Das Testauto war ausgestattet mit dem M-Sportfahrwerk für 340 Euro. Und das passt bestens zum lebhaften, kräftigen Benziner. Der X1 fährt sich damit sehr agil, präzise und leichtfüßig. Das alles wirkt insgesamt stimmig.
Fahrspaß wird vor allem im X1 großgeschrieben

Der BMW gibt wie so oft den Dynamiker, erkauft sich das allerdings mit einer strammen Federung.
Bild: Roman Raetzke
Großen Anteil daran hat die feinfühlige, direkte Lenkung, kein Vergleich mit der leichtgängigen, entkoppelten Lenkung im Audi. Die Kehrseite des BMW-Vergnügens, wir müssen das erwähnen, ist die ziemlich stramm ansprechende Federung. Für Leute, die es vielleicht etwas komfortabler mögen, empfehlen wir die adaptiven Dämpfer für 500 Euro. Womit wir bei den Preisen sind: Ab 29.950 Euro gibt es den X1, mit Vorderradantrieb und Dreizylinder, wir sprachen darüber. Den hier getesteten X1 xDrive 25i mit 231 PS, Allrad und Automatik liefert BMW ab 42.500 Euro, beim Testauto summieren sich die für den Test relevanten Dinge (siehe Tabelle links) auf 48.130 Euro. Puhhh. Stolze Preise ruft auch Audi auf, den 2.0 TFSI Quattro mit S tronic berechnen sie mit 41.100 Euro, das Testauto kommt auf 46.610 Euro. Wie gesagt: Der Schrecken hat viele Namen.
Technische Daten
Fahrzeugdaten
Audi
BMW
Modell
Motor
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kältemittel
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Testwagenpreis
Messwerte
Messwerte
Audi
BMW
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130/0–160 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Testverbrauch – CO2
Reichweite
Fazit
Respekt, BMW! Der X1 gewinnt gegen einen wirklich guten Audi Q3 sehr eindrucksvoll. Den Entwicklern ist es gelungen, die neue Technik so zu adaptieren, dass das typische BMW-Gefühl nicht auf der Strecke bleibt. Eben auch nicht in einem kleinen SUV. Die beiden kräftigen Benziner machen richtig Spaß.
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