Auf die muss man erst mal kommen: Man nehme die zwei fettesten SUV aus dem Programm, knapp fünf Meter lang, über 1,70 Meter hoch und rund 2,3 Tonnen schwer. So, und diese mehr oder weniger gemütlichen Allradler baut man dann mal eben zu Hochleistungssportlern um. BMW hatte den Einfall, Porsche sowieso, und herausgekommen sind zwei Monster-Maschinen mit schier unfassbarem Potenzial.
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Die Beschleunigung liegt auf Sportwagen-Niveau

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Video: X5 M vs. Cayenne Turbo (2015)

Die sind irre!

Der X5 M wird befeuert von einem 4,4-Liter-V8 mit 575 PS bei 6000 Touren und einem Drehmoment von 750 Nm bei 2200 U/min. Beim Porsche tobt ein 4,8-Liter-V8 unter der Haube, der 570 PS bei 6000 Touren liefert und dazu 800 Nm bei 2500 U/min. Noch Fragen? Dazu jeweils eine aufgeweckte Achtstufenautomatik und Fahrwerke mit den neuesten technischen Feinheiten und ausgeklügelter Elektronik. Also aktive Wankstabilisierung und elektronisch verstellbare Dämpfer, der Porsche fährt mit Luftfederung rundum, der BMW an der Hinterachse. Klingt alles vielleicht noch halbwegs rational, was dann aber abgeht, ist nur noch der schiere Wahnsinn. In unglaublichen 4,5 Sekunden schießt sich der BMW aus dem Stand auf Tempo 100, in 15,3 Sekunden reißt er die 200er-Marke.

Irrsinnige Motorkraft neutralisiert fast das hohe Gewicht

Porsche Cayenne Turbo S
Der Cayenne Turbo S bringt satte 2240 Kilogramm auf die Waage – man spürt nichts von diesem Gewicht.
Mehr geht nicht? Geht doch! Der Porsche springt in glatten vier Sekunden auf Tempo 100, in 14,5 auf 200. Das sind Werte von Supersportwagen. Doch wir reden eben nicht von schlanken, leichtgewichtigen Zweisitzern mit Platz für ein oder zwei Golfbags. Sondern von schwergewichtigen Luxus-SUVs mit jeder Menge Platz, einem geräumigen Fond, äußerst bequemen Sitzen, einem variablen Kofferraum und einer Zuladung von 660 Kilo – also mehr als ausreichend für den Familien-Urlaub. Genau diese Boliden fahren sich im Alltag flott und handlich, ganz unaufgeregt. Doch, es geht! Nur beim Einparken ein bisschen auf die 21-Zoll-Räder aufpassen. Der eigentliche Irrsinn beginnt auf der Rennstrecke, dort peitschen beide mit einem Tempo und einer Unerbittlickeit durch die Gegend, die einen an physikalischen Gesetzmäßigkeiten zweifeln lässt: Wo ist das Gewicht geblieben? Wo die schiere Größe?
Der wie stets fein ausbalancierte BMW liegt dabei einen Hauch aufgeregter als der Porsche. Sein metallischer, aggressiv bollernder V8 lauert aufs Gas wie die Kobra aufs Karnickel, stets auf dem Sprung. Die feste, stramme Lenkung spricht zackig an, der leicht unruhige Geradeauslauf und das Längsrillen-Nachlaufen sind BMW-typisch. Wir empfehlen einen festen Griff am Lenkrad, dann ist großes Vergnügen garantiert.

Auf der Rennstrecke ist der Porsche etwas schneller

BMW X5 M Porsche Cayenne Turbo S
Das Bild täuscht: Auf der Piste führt der Porsche, er nimmt dem BMW sieben Zehntelsekunden ab.
Der Porsche liegt äußerst stabil, fast schon unheimlich ruhig. Und das bis zu hohem, ach was, höchstem Tempo. Er wankt in schnellen Kurven extrem wenig. Und bei der Lenkung schafft Porsche fast die Quadratur des Kreises: Sie arbeitet leichter als im BMW, aber direkt, präzise und schön linear. Der Cayenne baut mehr Seitenführung auf und beschleunigt aus den Kurven heraus heftiger als der BMW. Sein wild fauchender, aber überraschenderweise nie extrem lauter V8 braucht klar einen Bewährungshelfer. Der Typ ist gewalttätig, heftig aufbrausend und besitzt eine scheinbar nie erlahmende Energie, mit der er dem X5 tatsächlich ein paar Zehntel abnehmen kann. Im Ergebnis sieht das dann so aus: Den Trockenhandlingkurs von Autozulieferer Continental, eine fordernde, 3800 Meter lange Strecke, umrundet der Cayenne Turbo S in 1:35,29 min – fast so schnell wie ein regulärer 911 oder auch ein Cayman S. Unvorstellbar.
Ganz knapp dahinter der BMW, in dem man mehr arbeiten muss, und der den Kurs in 1:35,99 min schafft – schneller etwa als ein Audi RS 3. Einfach unfassbar, wie die beiden Rennelefanten um den Kurs jagen. Der Wahnwitz findet natürlich, war ja klar, bei den Preisen seine Fortsetzung Der BMW X5 M steht mit schlanken 114.300 Euro in der Liste. Viel? Ach was, Porsche möchte für den Cayenne Turbo S gern 166.696 Euro überwiesen haben. Normalverdiener schaudert es auch beim Blick auf die Versicherungen (BMW VK 33, Porsche VK 29).
Dirk Branke

Fazit

Irre, oder? Unsere Monster BMW X5 M und Porsche Cayenne Turbo S sind Familienkutschen, Allrad-SUVs und Hochleistungssportler mit knapp 600 PS in Personalunion. Doch anders betrachtet sind der BMW und der Porsche Autos mit faszinierender Ausstrahlung, beide stehen für herausragende deutsche Ingenieurkunst. Irrwitzig stark, aberwitzig schnell, technisch vom Allerfeinsten. Bei alledem aber gleichzeitig noch richtig luxuriös und geräumig. Verrückt, aber auch faszinierend.