Brabus E V12 7.3 S und "One of Ten"
Doppeltes Dutzend

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Einen Brabus E V12 zu Gesicht zu bekommen, grenzt an ein Wunder – nur zehn Exemplare wurden gebaut. Sein Vorfahre der Baureihe W124 ist noch seltener. AUTO BILD SPORTSCARS hat sie zusammengebracht.
Wie ein Tarnkappenbomber zieht der glanzschwarze Brabus E V12 "One of Ten" die Blicke auf sich. Den mit Karbon verkleideten Hinterrädern gelten die meisten Zeigefinger und Kamerablitze – eine aerodynamische Maßnahme, um auf über 370 km/h beschleunigen zu können. Im täglichen Straßenverkehr muss der "One of Ten" allerdings nur einen Bruchteil seiner elektronisch auf 1100 begrenzten Newtonmeter bemühen, um sich uneinholbar davonzubeamen. Nur ein altehrwürdiger E 500 der Mercedes-Baureihe W124 hält heute überraschend locker mit. Eine intensive Begutachtung der Frontpartie weckt indes erste Zweifel: Lufteinlässe unterhalb der Scheinwerfer? Und wo sind die unteren Nebelleuchten geblieben? Eine Plakette mit 7.3-Gravur und der 330-km/h-Tacho steigern den Verdacht, der Blick auf den prall gefüllten Raum unter die Haube bringt Gewissheit: Ein waschechter Brabus E V12 7.3 S spielt den Verfolger. Produktionszahl: drei, vielleicht vier.
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Der Brabus E V12 7.3 S (links) ist der damals erhältliche Leistungsgipfel. 772 Nm und 582 PS gilt es hier zu verdauen.
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Dem W124 fehlen die Nebelscheinwerfer. Daran erkennt man, dass er kein normaler E 500 ist.
Das tut auch die unaufgeregt agierende Vierstufenautomatik. Sie treibt den Motor auch bei forscherer Fahrweise nicht in Drehzahlexzesse; die Kraft liegt schließlich im riesigen Drehmomentreservoir, von der lang übersetzten Hinterachse passend portioniert. Natürlich interessiert uns brennend, wie es wohl mit der performanceorientierten kurzen Achse voranginge. Doch auch so imponiert das Erlebnis. Der getunte V12 ist enorm elastisch, läuft seidenweich, klingt bei höheren Drehzahlen wie ein mächtiger, fein manierlicher Reihensechser und düpiert auch heute noch gut im Futter stehende Sportwagen. Unter Volllast taucht der Wagen mächtig in die hinteren Federn und saugt mit langem Atem die Fahrbahn auf. Nur der Abrollkomfort ist steifbeinig und hölzern – auch weil der aktuelle Besitzer 20-Zöller anstelle des zeitgenössischen 18-Zoll-Radsatzes montierte, um eine riesige Movit-Bremse unterzubringen. Die eliminiert zwar nicht das modelltypisch schwammige Pedalgefühl, verzögert aber auch aus hohen Tempi wirkungsvoll.

Vollgas aus dem Stand ruft beim aktuellen E V12 wild scharrende Hinterräder und einen wütend schnaubenden Motor auf den Plan.
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Das Vmax-taugliche Gewindefahrwerk schluckt bereitwillig Schläge, federt geschmeidig, klammert sich aber trotzdem beruhigend fest an den Asphalt auf der atemberaubend kurzen Reise Richtung Tempo 300 und darüber. Mittels der sehr homogenen, präzisen und direkten Lenkung fühlt sich das Dickschiff auch abseits seines Lieblingsreviers Autobahn wohl und verknüpft winklige Straßenverläufe weitaus flüssiger als sein Vorgänger – was aber auch wenig überrascht. So rollen die Verwandten weiter, der Neue im Rampenlicht, sein Vorfahre inkognito. Sie ziehen den unauffälligen Auftritt vor? Nun, Brabus-typisch gibt es auch vom aktuellen Modell eine zivilere Version ohne hintere Radhausverkleidungen – und schmalen 750 PS.
Fazit
Mit dem ersten E V12 verrückte Brabus einst die Grenzen des bei Limousinen technisch Mach- und Vorstellbaren. Die gegenwärtige Ausbaustufe führt diese Tradition fort. Das nahezu unerschöpfliche Drehmoment stellt nachhaltig zufrieden - wie ein endloser Schokovorrat.
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