Aufmarsch der Kleinflotten

Der Auto-Antrieb mit der Brennstoffzelle wird kommen, und der Verteilungskampf um die Marktführerschaft im neuen Technologiesektor ist eröffnet. Ford, DaimlerChrysler und Opel schicken ab 2003 seriennahe Test-Flotten aus. Eröffnet wurde der Flottenaufmarsch von Ford. Die Kölner stellten am Mittwoch (2.10.) ihr erstes seriennahes Brennstoffzellen-Auto vor: Der in den USA entwickelte und produzierte Ford Focus FCEV Hybrid wird mit einer Kombination aus Brennstoffzelle und Batterie betrieben.

Den Hauptteil seiner Antriebsenergie bezieht das Auto aus gasförmigem Wasserstoff. Das Leichtbaufahrzeug auf der Basis des Ford-Focus wird in einer Kleinserie von bis zu 40 Fahrzeugen gebaut. In den nächsten Jahren soll es von Kunden in der Praxis erprobt werden. Die Antwort von DaimlerChrysler ließ nicht lange auf sich warten. Am Montag (7.10.) verkündeten die Stuttgarter, ab 2003 den schadstofffreien und sehr leisen Brennstoffzellen-Antrieb mit einer Flotte von 90 Fahrzeugen zu testen. Darunter 60 Pkw der A-Klasse, die an Kunden in Europa, USA, Japan und Singapur ausgeliefert werden.

"Wir sind aus dem reinen Versuchsstadium raus – die Fahrzeuge haben Seriencharakter", sagte Vorstandsmitglied Jürgen Hubbert. Äußerlich sind sie von den heutigen A-Klasse-Modellen nicht zu unterscheiden. Ihre Brennstoffzelle verwandelt Wasserstoff in Energie für den Elektromotor, der damit auf eine Leistung von 65 Kilowatt (88 PS) kommt. Für den Sprint auf 100 km/h benötigen die Testkandidaten 16 Sekunden, der Topspeed beträgt 140 km/h.

Endgültige Serienreife erst 2010

Das vorgestellte A-Klasse-Versuchsfahrzeug sei allerdings "unbezahlbar", sagte Hubbert. Angestrebt ist ein Preis, der in der Größenordnung einer heutigen A-Klasse liege. "Der Kunde ist nicht bereit, mehr zu zahlen als für ein konventionelles Fahrzeug", meinte Hubbert. Neben der A-Klasse liefert Mercedes-Benz auch 30 wasserstoffgetriebenen Citaro-Busse an Verkehrsbetriebe in Amsterdam, Barcelona, Hamburg, London, Luxemburg, Madrid, Porto, Rejkjavik, Stockholm und Stuttgart. Um Marktführer in der neuen Technologie zu werden investiert DaimlerChrysler bis 2004 etwa eine Milliarde Euro.

Opel konterte schließlich am Dienstag (8.10.): Auch Mutterkonzern GM habe sich zum Ziel gesetzt, "weltweit der erste Autokonzern mit einer Million Brennstoffzellen-Fahrzeuge im Markt zu sein", sagte Opel-Vorstandsmitglied Klaudia Martini. Deshalb schickt der hessische Autobauer 2003 eine Kleinstflotte in den Praxistest. In sieben Fahrzeugen des Modells Zafira muss die neuen Antriebstechnik beweisen, ob sie auch für den Alltag geeignet ist.

Alle drei Hersteller rechnen erst ab 2010 mit der Serienreife ihrer Modelle. Denn vor allem das Gewicht und die Zuverlässigkeit bereiten den Technikern noch Sorge. Deshalb fordern Hubbert und Martini – bei aller Konkurrenz – eine bessere Zusammenarbeit der Hersteller, um die neue Technik schneller voran zu bringen. Bislang kochen Ford, GM, DaimlerChrysler sowie Toyota und Honda jeweils ihr eigenes Wasserstoff-Süppchen. Die beiden japanischen Konzerne stehen ebenfalls kurz vor der Erprobung von Kleinserien.