Man wird ja wohl noch träumen dürfen. Die Chinesen von BYD (Build Your Dreams) haben angekündigt, durch die Umstellung auf reine E-Antriebe dazu beitragen zu wollen, die Temperatur auf der Erde um 1 Grad Celsius abzukühlen.
Ambitionierte Pläne. Etwas glaubhafter ist ein anderer Plan: Ende des Jahres kommt BYD nach Deutschland. Den Anfang macht ein Trio unterschiedlichster Modelle.
Den größten Erfolg verspricht sich Europachef Michael Shu vom Kompakt-SUV Atto 3, der auf der neuen E-Plattform 3.0 steht. Ein Motor an der Vorderachse sorgt für 204 PS, der 60,5-kWh-Akku für maximal 420 km Reichweite. DC-Ladeleistung: maximal 88 kW.
BYD Atto 3
Preise nennt BYD auch für den Atto 3 erst im Oktober.
Bild: Hersteller

Das sind Werte, die andere (z. B. Hyundai Kona) schon vor ein paar Jahren erreichten. Dafür müsste der Atto 3 schon deutlich unter 30.000 Euro kosten. Doch Preise nennt BYD erst im Oktober.

Bremsen überzeugen bei allen drei Autos

Die kurze Testfahrt zeigt ein leidlich spritziges, weich ausgelegtes SUV, dessen drei Fahrmodi (Eco, Normal, Sport) sich nicht groß unterscheiden. Die Rekuperation kann per Knopf in zwei Stufen reguliert werden.
Die Bremsen überzeugen, so viel vorweg, in allen drei Autos. Die Sitze sind weich (vor allem hinten) und bieten wenig Seitenhalt, die Materialien innen unterdurchschnittlich. Aber die Bedienung des schwenkbaren 15,6-Zoll-Touchscreens macht einen guten ersten Eindruck.
BYD Han
Der BYD Han EV ist der Sportlichste und Schickste aus dem Trio: Trotz einer E-Plattform ist der Platz vorn wie hinten beengt.
Bild: Hersteller

Umstieg in den Han, der Sportlichste, Schickste im Trio. Auch der Han kommt noch ohne Preisschild. 517 PS beschleunigen die Allrad-Limousine im Sport-Modus anständig. (Das sind die 14 derzeit besten Elektroautos)

"Blade"-Batterien der wahre Trumpf von BYD

Große Fahrer sitzen aber etwas hoch und hinten zu beengt. Und Stauraum unter der Fronthaube gibt’s wie beim Atto 3 nicht. Dafür besitzen alle Modelle die neuen BYD-Batterien, die Teil der Karosserie sind, was Platz und Gewicht spart und laut BYD die Sicherheit erhöht.
Diese "Blade"-Batterien sind der wahre Trumpf von BYD. Die langen, schmalen Akkuzellen haben gegenüber herkömmlichen Zellen einen Vorteil: Sie sind deutlich günstiger (rund 55 Euro pro kWh statt ca. 100 Euro). Tesla hat sie für seine Model Y bestellt.
BYD Tang
Schwerer Brocken: Der Tang ist ein fast fünf Meter langer Siebensitzer, der noch das alte BYD-Gesicht trägt
Bild: Hersteller

Das große SUV Tang hat BYD auf dem Testmarkt Norwegen bereits im Angebot, gut 2000 Stück sollen verkauft sein. Preis dort: umgerechnet 59.000 Euro. Zu viel Geld für ein Modell mit nur 400 Kilometer Reichweite bei einem 86,4-kWh-Akku.
Die 517 PS bekommen die zwei E-Motoren nicht so recht an die Räder. Das dünne Lenkrad fühlt sich nicht besonders wertig an. Platz bietet der Siebensitzer genug unter dem bei allen Modellen serienmäßigen Panoramadach.

Traumwagen oder Albtraum?

Den Vertrieb bei uns soll die Hedin Mobility Group (KW Autohäuser, derzeit ein Standort) übernehmen.
Bei Build Your Dreams stellt sich nicht die Frage: Traumwagen oder Albtraum? Denn sie sind keines von beidem. Aber machen die Autos Träume deutscher Kunden wahr?
Antrieb
 je ein E-Motor pro Achse; Allrad
 E-Motor vorn, Frontantrieb
je ein E-Motor pro Achse; Allrad
Eingang Leistung 
380 kW (517 PS) 
150 kW (204 PS) 
380 kW (517 PS)
Akku 
85,4 kWh 
60,5 kWh 
86,4 kWh
Reichweite 
max. 521 km 
max. 420 km 
max. 400 km
Ladeleistung 
bis 120 kW 
bis 88 kW 
bis 110 kW
L/B/H
4995/1910/ 1495 mm 
4455/1875/ 1615 mm 
4870/1950/1725 mm
Kofferraum 
410 l 
440–1338 l 
235–1655 l
0-100 km/h 
3,9 s 
7,3 s 
4,6 s
Vmax 
180 km/h 
160 km/h 
180 km/h 

E-Autos aus China sind längst wettbewerbsfähig. Und gerade BYD, gegründet 2003, hat bereits Erfahrung als Hersteller von Tausenden E-Bussen, die weltweit unterwegs sind.
Und bei den E-Pkw ist BYD auf dem Heimatmarkt mit 586 164 Neuzulassungen im ersten Halbjahr 2022 gerade auf der Überholspur (+ 186 Prozent).
Dieser Erfolg sorgt auch in Europa für Aufsehen. Ferdinand Dudenhöffer (Center Automotive Research) nennt BYD schon das "Enfant terrible" der Autoindustrie. Noch aber ist BYD kein Albtraum für die Konkurrenz.
Hauke Schrieber
Mit BYD ist zu rechnen – falls die Preise für diese drei Modelle unter denen der Konkurrenz liegen. Die modernen und günstigeren Blade-Batterien könnten sich als Vorteil erweisen.