Größe ist relativ. Neben den objektiven Maßen verschiedenster Dinge und Personen kann sie nämlich auch den besonderen Wert derselben meinen. Und um es ganz kompliziert zu machen, muss die messbare Größe mit der übertragenen Größe nicht mal was zu tun haben. Im Gegenteil. Siehe Danny DeVito (1,52 m), Kylie Minogue (1,53 m) oder auch unsere drei Kleinstwagen – alle definitiv klein von Statur, aber groß auf ihrer jeweiligen Bühne.

Das Platzangebot macht den C1 zum gefühlten Zweisitzer

Citroën C1
Der C1 misst 3,47 Meter, was Vorteile beim Parken, aber auch Platzprobleme im Fond mit sich bringt.
Mit 3,47 Meter Länge schnappt der C1 seinen Mitstreitern noch die eine oder andere Mini-Parklücke weg, hinter dem Pilotenpärchen heißt es aber Luft anhalten und Beine anziehen. Den schmalen Citroën besetzt man dann doch lieber nur zu viert. Und am besten mit Gästen, die nicht allzu lange Beine mitbringen – das gibt nur blaue Flecken an den Knien. Zudem müssen den Hinterbänklern Ausstellfensterchen reichen, bleiben die Materialien auffallend einfach, gelingt die Bedienung nicht jedem auf Anhieb. Egal, der C1 mit dem poppigen Dach (400 Euro extra) wirkt angenehm frisch, der eigenwillige Einarmwischer schafft mindestens genauso viel Durchblick wie die beidhändigen Fensterputzer der Konkurrenten – und für den Umzug gibt es ja schließlich Miettransporter. Allerdings kann der Franzosen-Floh auch im Alltag schon mal an seine Grenzen gelangen. Mit Freunden ins Kino? Angesichts bescheidener 328 Kilo Zuladung sollten zumindest ein bis zwei schlanke Mädels oder kleine Kinder dabei sein. Mit leichtem Gepäck fährt es sich aber ohnehin besser.
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Erstens kann der kehlig knurrende Dreizylinder seine 82 PS dann angenehmer in Szene setzen und hinterlässt trotz langer Schaltwege einen richtig munteren Eindruck. Autobahn-Richtgeschwindigkeit hakt der französische Floh in 16 Sekunden ab – der Mitsubishi braucht dafür fast fünf Sekunden länger. Und zweitens arbeitet das Fahrwerk schon unbeladen schnell am Rande seiner Möglichkeiten. Der Citroën wirkt auf schlechter Piste zappelig, die Karosserie kommt nur selten mal zur Ruhe. Okay, bei winzigen 2,34 Meter Radstand dürfen wir keine Wunder erwarten. Warum aber die Lenkung nicht nur reichlich unpräzise und wenig mitteilsam sein muss, sondern den Piloten auch noch mit heftigen Schlägen nervt, erschließt sich nicht.

Der Space Star ist bis auf seine Connectivity praktisch

Mitsubishi Space Star
Der Space Star hat den meisten Platz, kann am meisten laden und als Einziger einen Anhänger ziehen.
Auf den ersten Blick wirkt der ganz neue Space Star irgendwie, äh, hausbacken. C1 und Picanto kommen moderner rüber. Doch dafür lockt der Japaner mit 2000 Euro Aktionsrabatt (bis 31.8.2016) und brauchbarem Alltagstalent. Im Fond bleibt genug Platz für zwei Erwachsene, der Kofferraum schluckt mit 209 bis 881 Liter ganz knapp das meiste Gepäck. Und zur Not geht – nur bei Mitsubishi – auch noch ein winziger Anhänger mit (bis 200 Kilo gebremst). Einschränken müssen sich die Gäste trotz ordentlicher Ausstattung beim Komfort. Die Türen scheppern blechern ins Schloss, die dünn gepolsterten Sitze bieten wenig Halt, und die Materialien genügen vor allem dem Anspruch abwaschbar bis kinderfest. Das sieht vielleicht nicht ganz so stylish aus wie im Citroën, erweist sich im harten Autoalltag aber als sinnvoll. Ein pragmatisches Lob, das der Japaner bei der Connectivity weit verfehlt. Ja, das Smartphone lässt sich per Bluetooth einbinden. Und eine PIN ist dazu erfreulicherweise nicht nötig. Wohl aber eine Menge Geduld. Das Ganze funktioniert nämlich per Spracheingabe. Wer diese Hürde ohne Wutanfall meistert, muss seinen Handy-Namen eingeben. Ist der ungewöhnlich und somit für das System schwer verständlich, hilft nur Handy umbenennen – oder vielleicht doch der Wutanfall. Während der Fahrt geht das jedenfalls nicht. Und selbst im Stand nur mit Mühe.
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Da macht der Dreizylinder doch viel mehr Laune. Der fröhlich knurrende 1.2er versieht seinen Dienst mit Anstand und garantiert mit 80 PS ausreichende Fahrleistungen. Erst bei höheren Drehzahlen geht ihm die Puste aus und er hechelt seinen beiden Knirps-Kollegen hinterher. Eilig hat es der Space Star aber sowieso nie. Das verhindert neben der teigigen Lenkung und dem eher weichen Fahrwerk vor allem die sensible Schaltung. Wer die Gänge durchreißen will, erntet heftigen Widerstand und muss lange fummeln. Hier hilft nur, ohne Druck durch die Gassen zu gondeln – macht die Sache nicht schnell, aber entspannt.

Beim Antrieb setzt der Picanto auf einen Vierzylinder

Kia Picanto
Kultiviert: Der Picanto hängt seine beiden Dreizylinder-Konkurrenten mit seinem Vierzylinder locker ab.
Wir fragen uns schon seit einiger Zeit: Wie machen die das? Kia schafft es, zu einem vergleichbaren Preis (ab 13.540 Euro) eine unvergleichlich üppige Garantie von sieben Jahren zu bieten. Und die Wartung übernehmen sie für diesen Zeitraum auch gleich noch mit. Da verblassen selbst die tollen fünf Jahre Garantie bei Mitsubishi ein wenig, die zwei Jahre des Citroën lösen nur noch Schulterzucken aus. Der zweite Trick der Koreaner betrifft das Verhältnis von innerer zu äußerer Größe. Mit 3,60 Metern misst der Picanto immerhin 20 Zentimeter weniger als der Space Star, er bietet aber dennoch nicht weniger Platz. Vorn, hinten, Kofferraum – wo immer wir messen, der Kia hält einfach mal mit. Und verwöhnt zusätzlich mit der angenehmeren Einrichtung. Das beginnt bei den vernünftigen Sitzen und setzt sich über die klar gezeichneten Instrumente bis zum guten Qualitätseindruck nahtlos fort. Der kleine Koreaner wirkt eine halbe Klasse erwachsener als seine Mitstreiter.
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Motor und Fahrwerk hinterlassen einen sehr ähnlichen Eindruck. Der einzige Vierzylinder im Feld läuft ruhiger und kultivierter als die Dreizylinder der Konkurrenz, die sich akustisch viel stärker in den Vordergrund drängen. Und die 85 PS des Kia holen bis Tempo 100 sogar einen kleinen Vorsprung heraus, fordern mit 5,6 l/ 100 km aber kaum mehr Futter als C1 (5,2 l) und Space Star (5,5 l). Außerdem nimmt der Picanto selbst schlecht gepflegte Kreisstraßen noch halbwegs gelassen, und auch der Wochenendausflug zu viert wird nicht zur Strafe. Zudem liefert die manierliche Lenkung ein Mindestmaß an Rückmeldung. Irgendwie ganz schön groß, der Kleine.

Fazit

Immer wieder überraschend und beeindruckend, wie viel Nutzwert diese automobilen Zwerge tatsächlich bieten. Alle drei taugen im Zweifelsfall auch für den harten Alltag von Kleinfamilien. Besonders gut löst der Kia die Aufgaben – er fährt und federt erwachsen, bietet genug Platz. Der Mitsubishi erreicht diese Reife nicht ganz, der Citroën erfordert wegen seiner Kürze dann doch Kompromisse.