Designpreise gewinnen ist das eine, eine gute Alltagsvorstellung abliefern das andere. Mit viel Vorschusslorbeeren für seine Schönheit bedacht, startet der Citroën DS4 in unseren Test. Was hat der Schönling wirklich drauf? Zunächst einmal die Fakten: Der DS4 stammt vom Golf-Konkurrenten C4 ab. Es fällt aber sofort auf, dass er höher auf der Straße liegt und keine Fondtüren hat. Oder doch? Selbst wer ganz nah herantritt, tut sich schwer, die hinteren Portale zu erkennen. Kleine schwarze Klappgriffe verstecken sich an der C-Säule und öffnen die Türen. Passagiere müssen sich um eine scharfkantige Spitze herumwinden und auf die Rücksitze fädeln – besser als ein lupenreines Coupé, aber eben kein echter Viertürer. Wer hinten sitzt, hat wenig Kopf- und Kniefreiheit. Für Kurztrips reicht es aber.

Überblick: Alle News und Tests zum Citroën DS4

Play

Citroën DS4: Test

Flotter Golf-Gegner im Test

Der schönen Form wegen litt auch das Kofferraumvolumen gegenüber dem Normal-C4: minus 23 Liter auf jetzt 385 Liter. Geteilte Rückenlehnen erweitern das Stauvolumen, bilden aber leider eine steile Rampe. Dazu kommt eine extrem hohe Ladekante (78 Zentimeter). Ein Praktiker ist er also nicht, dieser DS4, der mit seinem großen Namen an die berühmte Citroën-Göttin der 60er-Jahre erinnern möchte. Göttlich ist indes die üppige Serienausstattung. In der getesteten Version (ab 28.400 Euro) gibt es unter anderem 18-Zoll-Räder, Klimaautomatik, Totwinkelassistent, Parklückendetektor, beheizbare Spiegel, 230-Volt-Steckdose, Lederlenkrad und sogar Massagesitze ohne Aufpreis. Leider massieren diese nur bei laufendem Motor den Rücken; schade, wäre ja schön bei längeren Wartezeiten oder im Stau. Dafür kann man sich die Zeit mit der fünfstufigen Variation der Instrumentenbeleuchtung vertreiben und die Bildschirmfarbe von "Blue Flame" auf "Techno Black" wechseln. Oder das Blinkergeräusch von "Crystal Symphony" auf "Jungle Fantasy" umstellen – einen Ton, der die Post-MTV-Generation mit Sicherheit in den Wahnsinn treibt. Aber gut: Zeitgeister, die täglich ihren Handy-Klingelton ändern, werden so was wohl schätzen. Alle anderen lassen es bei der Werkseinstellung.

Überblick: Alle News und Tests zu Citroën

Citroën DS4
Sauber abgestimmt: Das Fahrwerk des DS4 ist straff, aber nie zu hart, die Bremsen sind top.
Ob spiegelnde Instrumente, nicht versenkbare Fondscheiben oder die komplizierte Bedienung – der akribische Fehlerfinder entdeckt viele Unzulänglichkeiten. Was soll’s? Für Fans sind das sympathische Eigenarten, die den DS4 erst liebenswert machen. Ohne Makel präsentiert sich der zusammen mit BMW entwickelte Turbo-Vierzylinder, der auch im Mini zu finden ist. 200 PS und 275 Newtonmeter Drehmoment adeln den DS4 THP 200 zum GTI-Gegner. Nach einer klitzekleinen Verzögerung bei der Gasannahme zieht der 1600er das Limousinen-Coupé in jedem Gang mächtig nach vorn. Nur mit dem Höchsttempo von 235 km/h war Citroën zu optimistisch. Selbst bergab und mit Anlauf erreicht die Tachonadel selten den 230er-Strich. Dafür stimmt die Beschleunigung auf 100 km/h, die beim Testwagen sogar 0,4 Sekunden besser war als die Werksangabe. Zum Glück verbauen die Franzosen äußerst kräftige Bremsen: 35,3 Meter Bremsweg aus 100 km/h sind ein Bombenwert. Überhaupt scheinen auch bei der Fahrwerkentwicklung Erfahrungen des erfolgreichen Citroën-Rallyeteams (Dauerweltmeister seit 2004) in die DS4-Abstimmung geflossen zu sein.
Das gegenüber dem normalen C4 um zehn Prozent straffere Fahrwerk ist nie zu hart. Präzise und nicht nervös rollt der Kompaktsportler über Straßen aller Art. Trotz seiner erhöhten Karosserieform zeigt er keine Aufbaubewegungen und bleibt stets spurtreu. Sogar das Talent zum Lastwechsel samt Heckschwenk scheint ihm nicht fremd, doch da das ESP oberhalb von 50 km/h stets aktiv bleibt, werden instabile Fahrzustände mit fein dosierter Gaswegnahme unterbunden. Erst bei stark überhöhtem Kurventempo greifen auch die Bremsen automatisch ein. So soll es sein: eine gelungene Regelung. Auch die Lenkung hält da mit und zeigt spontanes Einlenkverhalten – eine Tugend, die wir von Citroën sonst nicht gewohnt sind. Motor top, Fahrwerk gut und der Rest individuell. So lässt sich der DS4 auf den Punkt bringen. Und das ist doch eine ganze Menge. Mehr jedenfalls als nur gut auszusehen.
Feiner Anzug, edle Krawatte, aber nicht viel dahinter: Das erlebt man öfter in der Geschäftswelt. Zum Glück nicht bei diesem Auto. Der DS4 sieht nicht nur erfrischend anders aus als der Rest der Kompaktklasse, sondern hält sein sportliches Versprechen mit guten Leistungen. Nur beim Höchsttempo hat Citroën übertrieben. Auch wenn sein Platzangebot nicht optimal ist, meistert er den Alltag anständig und bekommt 3,5 Sterne.