Qualität und Technik

Kleinwagen von Citroën hatten immer etwas Pfiffiges, was sie von anderen Fronttrieblern moderner Prägung unterschied. Dies galt für den 2CV, die legendäre Ente, und – schon in geringerem Maße – für den AX der Achtziger. Mit dem Saxo jedoch tauchte die französische Marke, die stets für Nonkonformismus stand, ab in die Normalität der praktischen, aber nicht sonderlich aufregenden Fortbewegungsmittel.

Allerdings sei hier auch geschrieben, dass in gleichem Maße, wie die Individualität abnahm, die Verlässlichkeit stieg. Der Saxo ist vermutlich der zuverlässigste kleine Citroën, den es je gab. Wenn er doch einmal seinen Dienst versagt, ist meistens die Wegfahrsperre schuld. Die bis Anfang 98 eingebaute Version mit Zahlencode spinnt gelegentlich. Abgesehen davon, ist das dauernde Eintippen der Ziffern vor jedem Start sowieso nervig und kann den gegenteiligen Effekt erzielen – man ist versucht, den Schlüssel stecken zu lassen.

Weiter kann es zu Problemen im Bereich Lichtmaschine/Batterie/Anlasser kommen: Der Generator sitzt tief angebracht im Spritzwasserbereich hinter dem Kühler, verschmutzt daher schnell, worunter Leistung und Lebensdauer leiden. Dann wird die Batterie nicht mehr richtig geladen – irgendwann springt der Saxo nicht mehr an.

Motor und Fahrwerk

Seltener sind Probleme mit der Zylinderkopfdichtung. In einzelnen Fällen kam es zu Wasserverlust aus undichten Schläuchen, der schließlich zu Überhitzungserscheinungen führte. Häufiger sind jedoch Öl-Leckagen an Motor und Getriebe, wo Wellendichtringe oft schon nach wenigen Kilometern ihren Zweck nicht mehr erfüllen. Eher kurios dagegen die Sache mit dem Sicherungsstift im Schaltgestänge, der sich in den ersten beiden Baujahren gern selbstständig machte. Dann blieb der Gang drin, der gerade eingelegt war und ging nicht mehr raus. Glücklich, wer nicht gerade rückwärts fuhr.

Glücklich mit der Verarbeitung dürften nur die wenigsten werden. Der von uns im Dauertest (1998) gefahrene 1.1 SX knirschte und klapperte so ausdauernd mit seinen Kunststoffteilen, dass auch das Radio nicht dagegen ankam. Doch Verarbeitung beinhaltet auch andere Disziplinen, zum Beispiel die Rostvorsorge. In diesem Punkt hatte Citroën gute Arbeit geleistet, höchstens die Auspuffanlage zeigte eine Tendenz zu Lochfraß. Da störten deutliche Eigenbewegungen des Sitzgestells schon mehr, das bereits nach der Hälfte der Distanz jeglichen Halt verloren hatte. Dagegen lässt sich etwas unternehmen – beim Fünftürer entfällt der Vorklappmechanismus und damit diese Störstelle.

Doch auch die Sitze selber kamen im Dauertest schlecht weg: zu weich, zu wenig Halt war der einheitliche Tenor. Das Fahrwerk dagegen begeisterte. Abgesehen von leichten Abweichungen im Geradeauslauf bei bestimmten Winterreifen gab es auch keinen Anlass zu Kritik, sondern zeigte selbst unter voller Beladung ein beeindruckendes Schluckvermögen. In diesem Punkt fährt der Saxo in der Tradition des Hauses.

Historie, Schwächen, Kosten

Modellgeschichte 4/96 Markteinführung des Saxo auf der Bodengruppe des Peugeot 106 als Nachfolger des AX. Fahrer- und Beifahrerairbag serienmäßig, fünf Motoren von 45 bis 118 PS 8/96 Erweiterung des Modellangebots um einen 1,5-l-Kat-Diesel mit 54 PS 9/97 Automatikgetriebe in Verbindung mit 1,4-l-Motor, 75 PS lieferbar 6/98 Leistungsangabe des 1,1-Liters auf 60 PS korrigiert 10/99 Facelift; 1,1-Liter mit 50 PS ersetzt den 1,0-Liter

Schwachstellen • Batterie kann in Einzelfällen komplett kollabieren, auf Kurzstrecken im Winter hat sie mit schlechtem Ladezustand zu kämpfen • Schaltgestänge kann aushaken und die Gangschaltung blockieren, weil ein kleiner Sicherungsstift sich löst und herausfällt • Ölverlust an Motor und Getriebe ist teuer zu beseitigen, trübt Kosten- und Ökobilanz • Bremsanlage fällt häufig mit welligen oder verschlissenen Scheiben aus der Rolle, außerdem neigt die Handbremse zu ungleicher Wirkung • Elektrik ist um einiges solider als früher beim AX, trotzdem kommt es immer wieder zu Fehlern an Motormanagment, Zentralverriegelung oder Batteriestromkreis

Reparaturkosten Preise inklusive Lohn und Mehrwertsteuer am Beispiel Citroën Saxo 1.1 X, 40 kW/54 PS, Baujahr 96. Für einen Kleinwagen liegt das Preisniveau an der Schmerzgrenze, was viele Kunden von den Vertrags- zu günstigen freien Werkstätten abwandern lässt.

Fazit und Modellempfehlung

Fazit "Auch am Saxo wird sichtbar, welche Fortschritte Citroën in letzter Zeit hinsichtlich der Qualität gemacht hat: Rost spielt überhaupt keine Rolle, allenfalls der Endschalldämpfer gammelt ein wenig. Dazu zeigen sich die Radaufhängungen sehr solide, auch die Lenkgetriebe sind absolut stabil. Alte Bekannte auf der Mängelliste sind dagegen wieder verschlissene Bremsscheiben und -beläge - da sollte Citroën sich noch mal reinknien." Klaus Lesczensky, Gutachter TÜV Rheinland/Berlin-Brandenburg

Modellempfehlung Citroën Saxo 1.1 (40 kW/54 PS)

Steuer/Schadstoffklasse: 158 Mark im Jahr/Euro 3 Testverbrauch: Werksangabe 6,7 Liter, gemessen 6,8 Liter (Super) Versicherung: Vollkasko (16/1000 Mark SB): 1584 Mark, Teilkasko (17/300 Mark SB): 198 Mark, Haftpflicht (13): 1215 Mark (Basis: HUK-Jahrestarife für Regionalklasse Berlin, 100 Prozent) Inspektion/Kosten: 15.000 Kilometer, etwa 250 bis 450 Mark Wertverlust: Dreijährige verlieren rund 44 Prozent vom Neupreis (Händlerverkaufspreis), danach jährlich um 1200 Mark Verlust