Cool wie kein zweiter: Kaufberatung Ford Mustang
—Warum ist der Mustang so cool?
Coole US-Cars der 60er | ||
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Buick Riviera 401 | Cadillac Fleetwood Brougham | Chevrolet Corvette Sting Ray |
Dodge Charger 383 cui | Shelby Cobra 427 | Studebaker Lark Wagonaire |
Die sieht ganz anders aus. Ist schlicht, ausgewogen und in drei von vier Fällen erschreckend normal. Schon das Entwicklungsziel war einfach: vier Sitze, Gewicht um die 1100 Kilo, Preis unter 2500 Dollar. Was für eine Punktlandung. Von den 126.583 Mustang des Ur-Jahrgangs 1964½, der nur von April bis September reicht und einen nie da gewesenen Verkaufsrekord sieht, sind 97.705 Exemplare Hardtop-Coupés. Weder das Cabrio noch der zum Modelljahr 1965 vorgestellte 2+2, der Mustang mit schrägem Fastback, können mit dem beliebten Stufenheckmodell mithalten. Gekauft wird mit Augenmaß. 32.900 Käufer wählen im ersten Jahr den vernünftigen Basismotor, den eisernen Reihensechser mit 2,8 Liter Hubraum (170 cubic inches) und 101 SAE-PS. 93.600 Kunden entscheiden sich für den V8 mit 4,3 (260 cid) oder 4,8 (289 cid) Liter Hubraum.
High-Performance-Modell mit 271 SAE-PS
Heißer Look auf Basis von Forld Falcon-Technik
Die frühen Modelle sind die schönsten
Ford Mustang 289 Motor: V8, vorn längs • eine zentral liegende Nockenwelle, über Kette angetrieben, zwei Ventile pro Zylinder • ein Fallstrom-Doppelvergaser • Hubraum 4736 ccm • Leistung 140 kW (190 PS) bei 4400/min • max. Drehmoment 407 Nm bei 2800/min • Antrieb/Fahrwerk: Dreigang-Schaltgetriebe, auf Wunsch Viergang-Schaltgetriebe oder Dreistufenautomatik • Hinterradantrieb • vorn Einzelradaufhängung an Dreiecksquerlenkern, Schraubenfedern, hinten Starrachse an Blattfedern • Trommelbremsen rundum, auf Wunsch Scheibenbremsen vorn • Reifen 6.95–14 • Maße: Radstand 2743 mm • L/B/H 4613/1732/1340 mm • Leergewicht 1335 kg • Fahrleistungen/Verbrauch: 0–100 km/h in 13 s • Spitze 170 km/h • Verbrauch 16 l S pro 100 km • Neupreis: 18.600 Mark (1965).
17. April 1964: Der Mustang erscheint. Auf Hardtop-Coupé und Cabrio folgen im Oktober, zum Modelljahr 1965, Fastback und die Hochleistungs-Variante Shelby Mustang. 1967: erstes Facelift. Der Radstand bleibt gleich, die Dimensionen wachsen, der erste große V8 (6,4 Liter) zieht ein. 1968: nächste Modellpflege, optisch und technisch, zwei Siebenliter-V8 als Topmotorisierungen mit bis zu 390 PS. 1969: Die Karosserie wird deutlich überarbeitet, die Modellpalette in Richtung Luxus und Sport ausgebaut. Der stärkste Siebenliter-V8 leistet (inoffizielle) 400 PS. 1971: Der Mustang wird erneut länger und breiter, das PS-Wettrüsten ist vorbei. 1973: Die zweite Mustang-Generation erscheint. Der Mustang II baut kleiner, ein Cabrio ist nicht mehr im Programm. 1979: Der Mustang III kommt raus, läuft als Coupé und Cabrio mit Vier-, Sechs- und Achtzylinder-Motoren bis 1993. 1994: Debüt des Mustang IV, auch als Cobra, Mach 1 und Bullitt-Modell erhältlich. 2004: Der Mustang V, ausgerüstet mit V6 und V8-Motoren, ist eine komplette Neukonstruktion. 2009: Die sechste Generation greift Stilelememte der Ur-Mustangs auf. Weiterentwickelte, stärkere Motoren. 2014: Siebte Mustang-Generation in den USA. 2017: Facelift in den USA mit digitalem Cockpit, bei uns ab Frühjahr 2018 nur mit EcoBoost-Motor oder mit Fünfliter-V8.
Noch heute kann der Mustang mit dem Pfund von vor 50 Jahren wuchern: Er sieht gut aus, die Technik ist simpel und solide, die gebotene Vielfalt enorm. Die riesigen Stückzahlen erledigen den Rest: Jeder kann nach Wunsch und Finanzrahmen das passende Auto finden – vor allem, wenn die Suche auf den Heimatmarkt ausgedehnt wird. Weil der Mustang-Hype in Amerika ungebrochen ist und alle den Autos mit Extras und großen Motoren nachjagen, bleibt die Originalität jedoch oft auf der Strecke. Es wird umgestrickt und getrickst – inzwischen dürften mehr Shelby-Cobra-Boss-Mach-1-Mustang unterwegs sein, als jemals gebaut wurden. Da in den USA aber zu viele Profis unterwegs sind, die Umbauten oder schlechte Arbeit erkennen, wird der Bodensatz des Angebots mit maroder Mechanik und billiger Verkaufslackierung gern nach Übersee verschifft und ahnungslosen Käufern zu überhöhten Preisen angedreht. Der größte Nachteil des Mustang ist seine ungebrochene Popularität.
Die große Nachfrage sorgt für Entspannung. Fast alles wird nachgefertigt, selbst Chrom- und Innenausstattungsteile kosten nicht die Welt, und der Zubehörmarkt erfüllt jeden Wunsch nach Verbesserung oder Tuning. Oft passen bei Motor, Getriebe, Mechanik und Fahrwerk auch Teile anderer Modelle, dem Baukasten sei Dank. Echte Pony-Fans schwören auf Originalteile aus Lagerbeständen ("new old stock"). Die können teuer werden. Und immer an die Versandkosten denken!
Fast drei Millionen Mustang wurden bis 1973, dem Jahr der großen Zäsur, gebaut; der Markt ist reich bestückt. Luxus und Leistung waren (und sind) eher was für Fastback und Cabrio. Dafür überstand das weitaus häufigere Hardtop-Coupé eher den Lauf der Zeit in pflegender Hand – hier lassen sich noch echte "survivors" finden. Ein Mustang der ersten Generation mit V8 kostet zurzeit 25.600 Euro (Zustand 2, Preis vom Februar 2018).
Fastback und Cabrio sind begehrter, aber ein sauberes, hübsch ausgestattetes Hardtop-Coupé mit kleinem V8 reicht für das große Mustang-Glück. Wer Form und Feeling mag und nicht auf acht Zylinder festgelegt ist, wird auch mit einem der haltbaren, keineswegs schwächlichen Sechszylinder glücklich. Auch Ford Falcon oder Mercury Cougar sind Alternativen: gleiche Technik, weniger Hype, bessere Preise.