Für Transporter und Hochdachkombis gelten ganz eigene Gesetze. Sind halt Nutzfahrzeuge. Kastenförmig müssen sie also sein, statt flottem Design zählen vor allem harte Fakten: Wie viel passt rein, wie viel verbrauchen sie, wie viel kosten sie?

Der Dokker ist satte 9507 Euro billiger als der Caddy

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Video: VW Caddy vs. Dacia Dokker

Billiger, aber genauso gut?

Der Dacia Dokker mischt seit Anfang 2013 in diesem Feld mit, Konkurrent VW Caddy rollt seit inzwischen elf Jahren über unsere Straßen. Platz haben sie beide, mit umgeklappten oder ausgebauten Rücksitzen passen rund drei Kubikmeter rein. Der Umzug kann kommen. Ihr größtes Unterscheidungsmerkmal: der Preis. Der Caddy kostet in Trendline-Ausstattung und mit 16-Zoll-Reifen 22.497 Euro, der Dokker fährt in der Luxusausstattung Lauréate für 12.990 Euro unter den Carport. 9507 Euro Unterschied also – und das macht sich in vielen Details bemerkbar. So lange die Passagiere im Dokker geradeaus schauen, ist die Welt noch relativ in Ordnung. Ein übersichtliches Cockpit mit vielen Ablagen, Hartplastik und passabler Verarbeitung. Die Vordersitze sind bequem, bieten aber zu wenig Seitenhalt.
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Die bessere Verarbeitung zeigt der Caddy

VW Caddy
Der Arbeitsplatz des Caddy ist hochwertiger und besser verarbeitet – nacktes Blech gibt es nicht.
Beim Blick nach hinten dann nacktes Blech, dünne Rücksitzpolster, unverkleidete Schrauben. Wer ein Auto fürs Grobe braucht, wird sich daran oder am extremlabberigen Kofferraumrollo nicht stören. Auch im Motorraum unlackiertes Metall – irgendwoher muss der Aldi-Preis ja kommen. Im VW hingegen trägt selbst der Motorraum roten Lack, sichtbares Blech gibt es im Innenraum kaum, der Instrumententräger ist sauber verarbeitet, und die Sitze fallen straffer aus. Insgesamt hinterlässt der Wolfsburger einen hübscheren und kultivierteren Eindruck. Beim Motor jedoch hat der Dacia klar die Nase vorn. Mit seinem neuen, 115 PS starken Turbobenziner zieht der Dokker lässig am VW mit 105-PS-Turbo vorbei. Und das nicht nur, weil der Rumäne mit 1267 Kilo Leergewicht gut 200 Kilo leichter ist als sein deutscher Konkurrent.
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Auf der Autobahn hechelt der VW dem Dacia hinterher

Dacia Dokker VW Caddy
Keine Chance für den Caddy: Der Dokker ist nicht nur schneller als der VW, er verbraucht auch noch weniger.
Sein 1.2er geht dank 190 Newtonmetern einfach besser, dreht spritziger als der mit 175 Nm etwas schwächere Benziner im VW. Dabei hält sich der Durst des Dokker sogar in Maßen: 7,1 Liter schluckt der Rumäne, der Wolfsburger braucht 7,9 Liter und hechelt mit 169 km/h Spitze auf der Autobahn hinterher. Doch so gut der Motor auch ist – die Lenkung des Dacia arbeitet immer noch zu indirekt, der Federungskomfort könnte Feinschliff vertragen, die Schaltung wirkt hakelig. Der VW erweist sich hier als ausgewogener, lenkt direkter, federt auch auf schlechten Straßen komfortabel – und sein ESP reagiert nicht so panisch auf Lastwechsel wie das des Dokker, das sehr früh eingreift. Größtes Manko des Rumänen: über 40 Meter Bremsweg. Viel zu viel – auch wenn bei Hochdachkombis vieles anders ist.

Fazit

von

Christopher Clausen
Der neue Motor des Dacia ist zweifellos eine Verbesserung: Mit seinem Antrieb hängt der Dokker den Caddy locker ab. Und beim Rest? Zum großen Teil ist das Geschmacksache. Manch einem reicht das schlichte Ambiente des Rumänen, der zudem noch wenig verbraucht und der definitiv ein Preisbrecher ist. In Sachen Komfort, Werterhalt und Sicherheit liegt der Caddy aber vorn: Er ist zwar teurer, aber hochwertiger – auch bei der Rostvorsorge. Und was beim Dacia trotz des kleinen Preises wirklich nicht sein darf: die schlechten Bremsen.

Von

Christopher Clausen