Nach 100.000 Kilometern im Lodgy wissen wir: Dacia kann nicht nur billig, sondern auch richtig gut. Deutschlands billigster Familienvan im Dauertest.
Dacia ist billig. Trotzdem muss man ihn sich leisten können: Nachbarn beeindrucken? Vergessen Sie's. Bei Kollegen punkten? Keine Chance! Wer ein Modell der rumänischen Renault-Tochter fährt, erntet statt Anerkennung eher mitleidige Blicke. Auch beim Lodgy zweifeln viele: "Taugt der was?" Nach 100.000 Kilometern kennen wir die Antwort: Ja, der taugt! Deutschlands günstigster Familienvan ist sogar besser als viele Autos, die mehr als das Doppelte kosten. Im Dauertest von AUTO BILD verfehlt der Raumriese die Bestnote nur knapp!
AUTO BILD Gebrauchtwagenmarkt
19.990 €
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* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).
Spontan verliebt sich keiner in den Lodgy
Viel Auto für wenig Geld: Sogar in der "Prestige"-Ausstattung ist der Lodgy nicht teurer als ein mittelprächtig ausstaffierter VW Polo.
Aber der Reihe nach. Als der im Niedriglohnland Marokko montierte Lodgy im Oktober 2013 zum Dienst antritt, überwiegt in der Redaktion die Skepsis. Klar, der Preis beeindruckt: Immerhin steht hier ein Siebensitzer, der sogar in der gehobenen "Prestige"-Ausstattung nicht teurer als ein mittelprächtig ausstaffierter VW Polo ist. Aber viele haben noch nicht vergessen, dass das SUV-Modell Duster in einem früheren Dauertest durch Getriebeprobleme und Rost negativ aufgefallen war. Spontan verliebt sich jedenfalls keiner in den Dacia – auch weil sein Design, wie ein Kollege höflich formuliert, "nicht gerade einen Schönheitspreis gewinnt".
Die Abwesenheit moderner Elektronikhelfer wirkt wohltuend
Große Klappe, viel dahinter: Der Lodgy-Laderaum ist riesig und leicht zugänglich.
Doch bald werden die Logbuch-Einträge positiver. Manche stören sich zwar am Fahrgefühl, das an die 90erJahre erinnert. Vor allem Dynamiker mit schwerem Gasfuß merken bald, dass sie im falschen Auto sitzen. Viele meckern auch über die kaugummiartige Lenkung, das funzelige Abblendlicht, die schlecht erreichbaren Gurtschlösser und die miese Übertragungsqualität beim Telefonieren über Bluetooth. Aber als treuer, uneitler Kumpel für den Alltag gewinnt der Lodgy rasch Freunde. Immer wieder ist das Preis-Leistungs-Verhältnis Thema ("unschlagbar"). Nicht wenige Kollegen empfinden auch die Abwesenheit moderner Elektronikhelfer als wohltuend: "Dadurch wirkt der Dacia noch wie ein Auto und nicht wie ein vierrädriges Kind mit Aufmerksamkeits-Defizit-Syndrom", lobt Redakteur Henning Hinze. Eltern freuen sich über die leichte Kindersitzmontage auf der Rückbank und die großen Türausschnitte. Und wer etwas zu transportieren hat, bescheinigt dem Lodgy "fast schon Bulli-Qualitäten". Auch der 115 PS starke Turbobenziner, ein aktuelles Aggregat aus dem Renault-Regal, erobert Herzen: Der Hubraumzwerg tritt quicklebendig an, zieht kräftig durch und bleibt an der Zapfsäule bescheiden, solange man ihm nicht zu heftig auf den Pinsel tritt. Der Dauertestschnitt von 8,8 Litern ist dem hohen Volllastanteil geschuldet – Dienstreisen führen meist über die Autobahn. Im Alltag ist problemlos eine Sieben vor dem Komma drin.
Der Billig-Van lässt sich nicht viel zuschulden kommen
Bei allem Lob taucht aber immer wieder auch die Frage auf: Wie steht es um die Dauerhaltbarkeit? Als Redakteur Manfred Klangwald und DEKRA-Experte Günther Schiele nach 100.000 Kilometern den Startschuss zur Zerlegung geben, schlägt die Stunde der Wahrheit. Obwohl er teilweise hart rangenommen wurde, hatte sich der Billig-Van nicht viel zuschulden kommen lassen. Blöd zwar, dass ausgerechnet auf der Fahrt in die Zerlegungswerkstatt die Lichter ausgingen. Aber zuvor? Die kurzzeitig defekte Tankanzeige heilte sich von selbst. Die lose Luftausströmer-Düse geht als lässliche Sünde durch. Und dass sich ein Marder zweimal den Turboschlauch schmecken ließ, dafür kann der Lodgy nun wirklich nichts.
DEKRA-Profi Günther Schiele bestätigt dem Motor nach seiner Vermessung ein makelloses Ergebnis.
Umso spannender die Frage, wie Karosserie und Innereien den Kilometer-Marathon verkraftet haben. Antwort: ziemlich gut. DEKRA-Sachverständiger Schiele findet zwar Rost unter der Heckklappendichtung, der dem Lodgy zusammen mit dem defekten Lichtschalter letztlich die Note Eins verhagelt. Hohlräume und Schweißpunkte bleiben jedoch ohne Befund. Überraschende Erkenntnis: Der Korrosionsschutz ist bei diesem Billigauto vorbildlich – und besser als bei vielen Japanern, die AUTO BILD zuletzt zur Schlachtbank führte! Zwei Wermutstropfen bleiben allerdings für potenzielle Käufer: Im Euro-NCAP-Crashtest (drei von fünf Sternen) kam heraus, dass der Insassenschutz beim Lodgy nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist. Und bei Hauptuntersuchungen fallen ältere Dacia öfter negativ auf als Autos anderer Marken. Wer weiß? Letzteres ändert sich vielleicht bald. Unser Dauertest lässt jedenfalls hoffen, denn er zeigt: Dacia kann nicht nur billig, sondern auch gut. In der Bildergalerie erfahren Sie, was während des Tests und bei der Demontage des Testwagens nach Erreichen der 100.000 Kilometer außerdem aufgefallen ist.
Bildergalerie
Dauertest Dacia Lodgy
Fazit
von
Manfred Klangwald
Wer über den Lodgy lächelt, sollte nie den Preis vergessen: Mehr Auto für weniger Geld gibt es höchstens gebraucht. Das Abschneiden des Dacia-Vans im Dauertest beweist: Nicht alles, was gut ist, muss auch teuer sein. Die Langzeitqualität überzeugt. Seine einzige offene Flanke bleibt die Crashsicherheit.
Wer ein Modell der rumänischen Renault-Tochter Dacia fährt, erntet statt Anerkennung eher mitleidige Blicke. Auch beim Lodgy zweifeln viele: "Taugt der was?" Nach 100.000 Kiometern ist die Antwort für uns klar. Hier haben wir die wichtigsten Ergebnisse des Tests zusammengefasst.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
2/18
Als der Lodgy im Oktober 2013 zum Dienst antritt, überwiegt in der Redaktion die Skepsis. Klar, der Preis beeindruckt: Immerhin steht hier ein Siebensitzer, der sogar in der gehobenen "Prestige"-Ausstattung nicht teurer als ein mittelprächtig ausstaffierter VW Polo ist.
Bild: Claudius Maintz / AUTO BILD
3/18
Spontan verliebt sich jedenfalls keiner in den Dacia – auch weil sein Design, wie ein Kollege höflich formuliert, "nicht gerade einen Schönheitspreis gewinnt".
Bild: Stefan Kunkel / AUTO BILD
4/18
Doch bald werden die Logbuch-Einträge positiver. Manche stören sich zwar am Fahrgefühl, das an die 90erJahre erinnert. Vor allem Dynamiker mit schwerem Gasfuß merken bald, dass sie im falschen Auto sitzen. Viele meckern auch über die kaugummiartige Lenkung, das funzelige Abblendlicht, die schlecht erreichbaren Gurtschlösser und die miese Übertragungsqualität beim Telefonieren über Bluetooth.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
5/18
Aber als treuer, uneitler Kumpel für den Alltag gewinnt der Lodgy rasch Freunde. Immer wieder ist das Preis-Leistungs-Verhältnis Thema ("unschlagbar"). Nicht wenige Kollegen empfinden auch die Abwesenheit moderner Elektronikhelfer als wohltuend.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
6/18
Wer etwas zu transportieren hat, bescheinigt dem Lodgy "fast schon Bulli-Qualitäten". Der Lodgy-Laderaum ist riesig und leicht zugänglich.
Bild: Claudius Maintz / AUTO BILD
7/18
2617 Liter Volumen (mehr als ein VW Sharan!), 602 kg Zuladung und eine flache Ladekante (59,5 cm) machen den Van zum kompetenten Lastenesel.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
8/18
Auch der 115 PS starke Turbobenziner, ein aktuelles Aggregat aus dem Renault-Regal, erobert Herzen: Der Hubraumzwerg tritt quicklebendig an, zieht kräftig durch und bleibt an der Zapfsäule bescheiden, solange man ihm nicht zu heftig auf den Pinsel tritt. Der Dauertestschnitt von 8,8 Litern ist dem hohen Volllastanteil geschuldet – Dienstreisen führen meist über die Autobahn. Im Alltag ist problemlos eine Sieben vor dem Komma drin.
Bild: Christoph Boerries / AUTO BILD
9/18
Wir müssen also ganz klar sagen: Ja, der Lodgy taugt! Er ist sogar besser als viele Autos, die mehr als das Doppelte kosten. Obwohl er teilweise hart rangenommen wurde, hatte sich der Billig-Van nicht viel zuschulden kommen lassen. Blöd zwar, dass ausgerechnet auf der Fahrt in die Zerlegungswerkstatt die Lichter ausgingen. Aber zuvor? Die kurzzeitig defekte Tankanzeige heilte sich von selbst. Die lose Luftausströmer-Düse geht als lässliche Sünde durch.
Bild: Claudius Maintz / AUTO BILD
10/18
Bei allem Lob taucht aber immer wieder auch die Frage auf: Wie steht es um die Dauerhaltbarkeit? Als Redakteur Manfred Klangwald und DEKRA-Experte Günther Schiele nach 100.000 Kilometern den Startschuss zur Zerlegung geben, schlägt die Stunde der Wahrheit.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
11/18
Karosserie und Innereien haben den Kilometer-Marathon gut verkraftet. Günther Schiele bestätigt dem Motor nach seiner Vermessung ein makelloses Ergebnis.
Bild: Christian Bittmann / AUTO BILD
12/18
So soll ein Brennraum am Ende des Dauertests aussehen. Keinerlei Durchziehspuren, voll erhaltenes Honbild.
Bild: DEKRA
13/18
Schiele findet zwar Rost unter der Heckklappendichtung, der dem Lodgy zusammen mit dem defekten Lichtschalter letztlich die Note Eins verhagelt. Hohlräume und Schweißpunkte bleiben jedoch ohne Befund, ...
Bild: DEKRA
14/18
... denn mit Schutzwachs geizen sie bei Dacia nicht. Überraschende Erkenntnis: Der Korrosionsschutz ist bei diesem Billigauto vorbildlich – und besser als bei vielen Japanern, die AUTO BILD zuletzt zur Schlachtbank führte.
Bild: DEKRA
15/18
Aber auch unter der Dichtung an der Ladekante macht sich Rost breit.
Bild: DEKRA
16/18
Auffällig, aber folgenlos: kräftiger Antrag von Ölkohle an den Einlassventilen.
Bild: DEKRA
17/18
Zwei Wermutstropfen bleiben allerdings für potenzielle Käufer: Im Euro-NCAP-Crashtest (drei von fünf Sternen) kam heraus, dass der Insassenschutz beim Lodgy nicht auf dem neuesten Stand der Technik ist. Und bei Hauptuntersuchungen fallen ältere Dacia öfter negativ auf als Autos anderer Marken. Wer weiß? Letzteres ändert sich vielleicht bald.
Bild: Stefan Kunkel / AUTO BILD
18/18
Fazit: Wer über den Lodgy lächelt, sollte nie den Preis vergessen. Mehr Auto für weniger Geld gibt es höchstens gebraucht. Das Abschneiden des Dacia-Vans im Dauertest beweist: Nicht alles, was gut ist, muss auch teuer sein. Die Langzeitqualität überzeugt. Seine einzige offene Flanke bleibt die Crashsicherheit. Note: 2+