Was haben die anderen Hersteller 2005 gelacht, als Renault-Tochter Dacia den Logan auf den deutschen Markt brachte. Zu skurril war die kleine Stufenhecklimousine mit veralterten Motoren und zweifelhafter Sicherheitsausstattung für den hiesigen Geschmack – das kann doch keine Käufer finden. Doch. Mittlerweile verkauft Dacia rund 300.000 Autos im Jahr. Tendenz steigend, selbst auf dem maroden europäischen Markt. Während Volkswagen nun über eine eigene Billig-Marke nachdenkt, sind die Rumänen längst weiter. Ihr wichtigstes Modell, der Sandero, kommt nun bereits in der zweiten Generation auf den Markt. Was zunächst wie ein sorgfältiges Facelift anmutet, ist in Wahrheit ein komplett neu konstruiertes Auto. Steht dem Sandero ausgezeichnet. Ja, Dacia kann Autos, die ihrem Fahrer nicht peinlich sind. Die neue Designlinie mit klaren Formen und straffen Linien jedenfalls steht den deutlich teureren Konkurrenten in nichts nach.

Modelloffensive bei Dacia: Angriff der Aldi-Autos

Dacia Sandero Fahrbericht
Für 180 Euro Aufpreis gibt's in der Ausstattungslinie "Laureate" ein modernes Navisystem mit Touchscreen.
Wie auch der Innenraum. Das Cockpit ist sorgfältig zusammengebaut, nichts klappert oder knistert – selbst auf schlechten Straßen. Und sogar ein wenig chic darf es mittlerweile sein. Chromringe um die Instrumente und Luftausströmer, Leder an Lenkrad und Schalthebel – selbst ein modernes Navisystem mit Touchscreen (180 Euro Aufpreis in der Ausstattungslinie "Laureate") ist mit an Bord. Das haben wir bei einem solch günstigen Auto nicht erwartet. Zumal der Dacia nicht mit Platz geizt. Mit einer Länge von 4,06 Metern sortiert er sich knapp unter der Kompaktklasse ein und bietet deutlich mehr Platz als etwa ein VW Polo – auch im Kofferraum, der Platz für 320 Liter Gepäck bietet. Also alles Eitel Sonnenschein? Nicht ganz. Die Vordersitze sind zu weich, bieten kaum Seitenhalt und sorgen auf längeren Strecken schnell für Rückenschmerzen. Und auch die froschige Sitzposition passt nicht für große Fahrer.

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Dacia Sandero Fahrbericht
Der Dreizylinder mit 90 PS kommt auch im neuen Renault Clio zum Einsatz.
Dafür kann der neue Sandero beim Fahren punkten. Statt antiquierter Franzosen-Technik dürfen sich die Rumänen aus dem aktuellen Teileregal von Renault bedienen. Neben einem Vierzylinder-Benziner mit 75 (Gasantrieb LPG: 72) PS wird ein 90 PS-Diesel angeboten. Für erste Testfahrten stand ein neuer Dreizylinder mit 90 PS aus dem neuen Renault Clio zur Verfügung. Und der quirlige Motor hat ein leichtes Spiel mit dem nur 1037 Kilogramm leichten Dacia. Mühelos beschleunigt er die Fließhecklimousine aus engen Kurven – selbst auf der Autobahn geht ihm die Puste nicht aus. Maximal 175 Kilometer in der Stunde sind so drin. Trotzdem ist der Dreiender vorbildlich. Im Schnitt soll der Dreizylinder mit 5,2 Litern auskommen. Auch das Fahrwerk ist auf dem aktuellen Stand der Technik. Der Sandero ist komfortabel ausgelegt, Kurvenräubern liegt ihm nicht. Geht es zu schnell, schiebt er brav über die Vorderräder. Wenigstens ist mittlerweile neben ABS und vier Airbags der Schleuderschutz ESP serienmäßig mit an Bord.
Dacia Sandero Fahrbericht
Für 6690 Euro bietet der Sandero mehr als alle seine europäischen Konkurrenten, urteilt Redakteur Stefan Voswinkel.
Mit einem Grundpreis von 6990 Euro ist der Sandero das billigste Auto in Deutschland. Und obwohl er mehr Nutzwert als ein VW Polo bietet kostet er rund 3000 Euro weniger als ein nackter VW Up. Beeindruckend, zumal Dacia Vertrauen in den Sandero hat und ihm drei Jahre Garantie mit auf den Weg gibt. Das bietet keiner seiner europäischen Konkurrenten. Kein Wunder, dass denen mittlerweile das Lachen vergangen ist.

Fazit

von

Stefan Voswinkel
Der Modellwechsel hat dem Sandero gut getan. Er fährt auf der Höhe der Zeit, der kleine Dreizylinder spart spürbar. Trotz des hohen Nutzwertes sind die Preise konkurrenzlos günstig geblieben. Da nun auch die Sicherheitsausstattung passt, ist es keine Frage: Dacia baut die wahren Volkswagen!

Von

Stefan Voswinkel