Dauertest Mercedes C 180
Mercedes C-Klasse im Härtetest

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Seit 2007 ist der Mercedes C 180 Kompressor im AUTO BILD-Dauertest-Fuhrpark. Den regulären Test über 100.000 Kilometer hat er längst hinter sich und locker bestanden. Jetzt hat unsere C-Klasse die 500.000-Kilometer-Marke geknackt.
Kann man stolz auf einen Gegenstand sein? Eher nein. Allerdings würden wir ja nicht bei AUTO BILD arbeiten, wenn Autos für uns nur Gegenstände wären. Und so sind wir dann doch angesichts der halben Million Kilometer fast so ergriffen, als hätte Sohnemann die Vorschule mit summa cum laude absolviert. Einmal bis zum Mond und ein Drittel des Weges wieder zurück zur Erde – das hat der Benz geschafft. Ohne größere Zwischenfälle, würden wir liebsten berichten, doch das stimmt nicht. Erst im August ersetzte Mercedes auf Kulanz die vom Rost angefressene Hinterachse, 2019 gab es ein instand gesetztes Lenkgetriebe.
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* Weitere Informationen zum offiziellen Kraftstoffverbrauch und zu den offiziellen spezifischen CO2-Emissionen und gegebenenfalls zum Stromverbrauch neuer Pkw können dem "Leitfaden über den offiziellen Kraftstoffverbrauch" entnommen werden, der an allen Verkaufsstellen und bei der "Deutschen Automobil Treuhand GmbH" unentgeltlich erhältlich ist (www.dat.de).Den überwiegenden Rest der Werkstattbesuche erforderten normale Verschleißreparaturen an Bremsen, Fahrwerk und Co. Wobei: Was heißt schon normal? Der Endtopf hielt über 400.000 Kilometer – wow! Unsere knauserigen Controller würden den Dauerläufer am liebsten stilllegen, er habe schließlich nichts mehr zu beweisen. Das sehen wir Testredakteure natürlich anders – und haben schon längst die Million ins Visier genommen. Hier erfahren Sie, wie sich der Benz bislang geschlagen hat.
Der Mercedes C 180 tritt zum Test an
Am 4. September 2007 tritt die C-Klasse seinen Dienst bei AUTO BILD an. C 180 Kompressor Classic, Farbe 650 – Calcitweiß. Ein Basismodell mit nur einem Extra an Bord: dem Radio "Audio 50 APS" mit kleiner Navigation ohne Ausklapp-Bildschirm. Auf Rezept gibt es den Kassen-Daimler nicht. Sein Listenpreis 2007: 31.844 Euro. Nach etwas Feilschen stehen 29.900 Euro auf dem Zettel – viel Geld. Zu viel? Auf den ersten Blick schon. Denn: Gewohnte Mercedes-Qualität ist das nicht, notiert ein Kollege.

Die C-Klasse passt wie ein Maßanzug

Topfit nach 100.000 km
Mit den Pirelli-Winterreifen federt die C-Klasse besonders elegant, weil die weichere Gummimischung kurze Stöße besser pariert. Nachteil: Die Lenkpräzision leidet, der Geradeauslauf wirkt nicht mehr, als würde der Benz am Schnürchen gezogen. Die 100.000 Kilometer spult unser Mager-Modell mühelos ab. Nur einmal bremst ihn ein Nagel im Reifen. Nicht erwähnenswert, wenn der 180er einen Ersatzreifen dabeihätte. Stattdessen liegt in der Reserveradmulde ein Fläschchen Tirefit. Spart Platz, wenn man es nicht braucht, kostet aber Nerven, wenn der Reifen platt ist: Ventil rauspulen, Schlauch auf die Pulle drehen, Pampe in den Reifen quetschen. Und am Ende der Prozedur ist das Loch doch zu groß, ein Abschlepper muss die gestrandete C-Klasse an den Haken nehmen.
Die Traumnote 1 verfehlt der C 180 haarscharf

Für die C-Klasse ist der Dauertest jedoch nicht – wie sonst üblich – nach 100.000 Kilometern beendet. Sie fährt weiter - besser als früher jeder VW Käfer und mindestens so zuverlässig. Doch es gibt auch Probleme: Ein neues Gaspedal ist bei Kilometer 209.883 notwendig. Keine 2000 Kilometer später ist nach fiesem Steinschlag eine neue Frontscheibe fällig: 710 Euro. Richtig ins Redaktionskontor haut mit 1760,48 Euro der neue Dreiwege-Katalysator samt zweier Lambdasonden beim Stand von 270.598 Kilometern, wogegen sich die just zuvor vollzogene Bremsenrevision mit 850,52 Euro fast bescheiden ausnimmt. Eine Meldung über Airbagstörung bei 240.000 Kilometer erledigt sich von selbst – Wackelkontakt im Gurtschloss. Nachdem die erste C-Klasse W 202 ebenso wie ihr Nachfolger 203 beim Thema Korrosionsverhalten ähnlich schlechtes Benehmen zeigten wie der große Bruder E-Klasse der Baureihe W 210, lehnt der 204er jedwede Solidarisierung ab. Unterboden, Radläufe, Türkanten, Hohlräume: alles schier; hier hat Daimler ja auch heftig sein Fett weggekriegt.
Der Daimler entwickelt großen Appetit auf Öl
Kein leuchtendes Vorbild ist der Wagen beim Thema Glühlampen, fast könnte es heißen: Der hat was an der Birne. C 180 K Classic frisst nämlich die Leuchtkörper, als gäben sie Extra-Saft. So um die 20 Stück mögen es inzwischen sein, mindestens, irgendwann haben unsere mittlerweile fingerfertigen Fahrer aufgehört zu zählen. Die Ursache für den extremen Lampenverzehr bleibt im Dunkeln. Experten erklären das Phänomen mit Spannungsspitzen in der Bordelektrik. Glücklicherweise ist der Tausch beim xenonfreien C kein Hexenwerk und braucht auf jeden Fall weniger Kraft als der stets festfressende (Kunststoff-)Deckel des Öleinfüllstutzens. Der verlangt nach einer Gorillapranke, zumindest aber nach einer Wasserpumpenzange. Ist die nicht an Bord, könnte das fatale Folgen haben; denn den größten Appetit entwickelt der kleine Daimler dort, wo keine Hand hinkommt: innermotorisch bis runter zur Kurbelwelle gieren die beweglichen Teile und der Kompressor nach frischem Öl. Etwa seit 100.000 Kilometern macht er das, mittlerweile ist es ein Drittelliter auf 1000 Kilometer, Tendenz steigend. In Zahlen bedeutet es: 39 Liter nach 207.000 km, 93 Liter nach 301.800 km. Womöglich wird unser Marathon-Mercedes ja irgendwann mehr Öl als Benzin konsumieren. Gegenwärtig sind es nach 9,9 Litern bei Tachostand 100.000 nur noch 9,6 Liter Sprit im Mittel.
Und noch ein Geheimnis, das der 156 PS starke Benz tief in sich trägt: Er wird immer stärker. Im Laufe seines arbeitsreichen Lebens über 300.000 Kilometer ist die Motorleistung um 3,5 Kilowatt gewachsen, um fast 5 PS also.
Die nächste Haltestelle: 400.000 Kilometer
Die Liste der Mängel und Reparaturen ist weiterhin so aufregend wie das Mittagsprogramm im TV. Höhepunkte, auch bei den Kosten, waren die dringend notwendige Erneuerung der Steuerkette inklusive Nockenwellenversteller sowie ein neuer Anlasser. Ansonsten ein paar Leuchtbirnen, frische Bremsen, eine neue Frontscheibe (Steinschlag). Und dann ein Missgeschick, für das unser Benz gar nichts konnte: Beim Rückwärtsfahren mit geöffneter Fahrertür übersah ein Kollege nach einem aufreibenden Arbeitstag eine Betonsäule im Parkhaus – die Tür knallt mit voller Wucht dagegen, bohrt sich in Richtung Kotflügel. Die Reparatur bedeutet beinahe den wirtschaftlichen Totalschaden. Doch AUTO BILD gibt den Benz nicht auf.
Aber eine kleine Frischzellenkur, das lässt sich nicht verheimlichen, ist nun angebracht. Wir gönnen dem Oldie neue Stoßdämpfer, zum ersten Mal in seinem langen Leben, lassen den leicht durchgesessenen Fahrersitz aufpolstern, tauschen die Fahrertür und geben ihn zum Aufbereiter, der soll ihn herausputzen. Das hat sich unsere C-Klasse verdient. Zumal sie während der letzten 200.000 Kilometer im Schnitt mit nur 50 Euro/1000 km für Reparaturen auskam.
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