Skoda lernt schnell. Verdammt schnell. Und manchmal sogar so schnell, dass selbst Konzernmutter VW nur staunen kann. So geschehen beim aktuellen VW Golf. Während die gefragte Kombi-Variante des Golf V erst im Juni letzten Jahres an den Start rollte, hatten die Tschechen den Octavia Combi auf gleicher technischer Basis schon Ende 2004 an der Laderampe vorgefahren. Zweieinhalb Jahre Vorsprung für die günstige Tochter aus dem Osten – Respekt! Und für uns mehr als Grund genug, uns den Tschechen Transporter zum Dauertest nach Hamburg zu bestellen. Zwischen Dezember 2005 und Dezember 2007 begleitete uns also ein silbergrauer Octavia Combi 1.6 FSI Ambiente kreuz und quer durch Europa. Insgesamt genau 101.718 Kilometer, die ohne größere Zwischenfälle in einer recht ereignislosen Zerlegung endeten.

Des Redakteurs Liebling

Sitzheizung, ein schnell auf Temperatur kommender Motor und reichlich Raum machten den Octavia im Winter zu einem gefragten Begleiter.
Winterliebling durch Sitzheizung und ein schnell auf Temperatur kommender Motor.
„Der bezahlbare Familienkombi im VW-Konzern“, schreibt Redakteur Bodo Ackermann schon nach seiner ersten Begegnung mit DA-X 9723 ins Fahrtenbuch. Zu Testbeginn stand der praktische Laster mit 20.340 Euro in der Preisliste (ohne Extras), aktuell wäre mit 21.230 Euro immer noch kein Vermögen fällig. Das Schönste aber: Der günstige Preis wird hier nicht mit Verzicht erkauft. Im Gegenteil. Tolles Platzangebot, angenehmes Handling, super Sitze – mit solchen Tugenden schloss der Octavia in Hamburg mehr Freundschaften als etliche VW in den Jahren zuvor. Auch wegen vermeintlicher Kleinigkeiten wie den Flaschenhaltern in den vorderen Türen, die selbst bei 1,5-Liter-Cola- Buddeln nicht schlappmachten. Oder der Heizung, die auch Tiefsttemperaturen mit Bravour trotzte.

Octavia Combi? Ja, bitte. 1.6 FSI? Nicht so gern

Ob das am teuren Super Plus lag, das der 1,6-Liter-Benzindirekteinspritzer in seinen Brennräumen verheizt, bezweifeln wir. Und auch sonst machte der hochoktanige Kraftstoff den Skoda nicht zu einem besseren Auto. Der Verbrauch lag mit rund acht Litern auf 100 Kilometer noch im Normal-Bereich, die Fahrleistungen aber blieben hinter unseren Erwartungen zurück. „Was dem 1,6-Liter untenrum an Drehmoment fehlt, versucht er oben mit Lautstärke auszugleichen“, fasst Redakteur Manfred Klangwald das Dynamik-Dilemma in Worte. Tatsächlich fehlen dem 1.6 FSI die Kraftreserven aus dem Keller. Besonders unter voller Zuladung wirkt der Octavia untermotorisiert und zäh. Also öfter zur knackigen Fünfgangschaltung greifen und den Motor bei Drehzahllaune halten. Im Prinzip eine gute Lösung, die Benzinverbrauch und Betriebsgeräusch aber deutlich steigert. Zumal ein sechster Gang für die schnelle Autobahnetappe im 200-km/h-Revier leider fehlt.
Zur blitzsauberen Dauertestbilanz fehlt dagegen nicht viel – außer ein paar Kleinigkeiten wie den vom Start weg immer wieder mal aktiven Klappergeistern leistete sich der Octavia kaum Mängel. Dass die Unterhaltungszentrale (Radio-Navi für 1530 Euro, Stand Dezember 2005) schon bei Kilometer 15.733 die Annahme von CDs verweigerte, ist laut Navi-Hersteller Blaupunkt nur eine Frage mangelnden Durchblicks. Der Lüfter im Gerät saugt immer auch ein wenig Staub durch den CD-Schlitz und lagert diesen auf der Lese-Linse ab. Blaupunkt verspricht, dass eine ganz normale Reinigungs-CD die Probleme verschwinden lässt. Skoda tauschte vorsorglich die komplette Navi-Einheit aus. Natürlich auf Garantie.

Fast ohne Mängel schafft Skoda den Dauertest

Skoda Octavia Combi 1.6 FSI Ambiente
Auch nach 100.000 Kilometern und zahlreichen Wäschen wirkt der Skoda noch nicht alt.
Kontaktprobleme der etwas anderen Art zeigte zur Halbzeit des Dauertests der Tempomat (170 Euro). Unsaubere Lötstellen setzten die Geschwindigkeits-Kontrolle zwischenzeitlich immer wieder außer Funktion, am Ende des Marathons legten sie ihn schließlich komplett lahm. Ein Fehler, den Skoda kennt und seit Mai 2007 im Griff hat. Auch hier hätte im Reparaturfall die Garantie gegriffen. Unsere Brieftasche mussten wir für den Octavia neben drei Inspektionen, vier Reifenwechseln und 9277 Liter Super Plus eigentlich nur einmal öffnen. Kurz vor Dauertest-Ende, bei Tachostand 94.215, riet der Bordcomputer, die Bremsbeläge vorn zu wechseln. Für 282,65 Euro investierten wir auch gleich in zwei neue Bremsscheiben – und beendeten den Dauertest fast auf Neuwagen-Niveau. Da staunen nicht nur die Konzern-Eltern in Wolfsburg, denn der Octavia Combi landet im Abschlussranking ganz weit vorn – acht Plätze vor dem bestplatzierten VW.

Solide Technik, saubere Verarbeitung

Skoda Octavia Combi 1.6 FSI Ambiente
Penibel wurden die Verschleißwerte in den Zylinderlaufbuchsen untersucht.
100.000 Kilometer hat unser Octavia prima überstanden, daran gibt es nichts zu kritisieren. Jedoch haben wir bei der Untersuchung in Mladá Boleslav, in unmittelbarer Nachbarschaft zum Skoda-Werk, einige Punkte gefunden, die bei längerem Betrieb des Tschechen wohl zu Reparaturen geführt hätten. Zwischen Abgasrohr und Katalysatoreingang stellten wir eine beginnende Undichtheit fest. Der mittlere Schalldämpfer hat an der Oberfläche schon kräftigen Rostansatz. Im Motorraum sind starke Streusalzablagerungen an Gehäusen und Nebenaggregaten auffällig. Besonders betroffen ist der bereits deutlich korrodierte Kabelanschluss des Anlassers. Auch diverse Kabelschuhe am Sicherungskasten im Motorraum sind betroffen. Selbst das Gehäuse des Motorsteuergeräts ist schon angefressen. Im Bereich Elektrik sind damit die Weichen in Richtung zukünftiger Ausfälle oder zumindest Fehlfunktionen gestellt. Hier sollte Skoda nachbessern.
Kaum Beanstandungen ergeben sich aus der Untersuchung von Motor und Getriebe. Ein leichtes Ölschwitzen im vorderen Bereich der Zylinderkopfdichtung ist noch unbedenklich. Die Vermessung von Kolben und Zylindern ergibt nur minimalen Verschleiß. Auffällig sind die deutlichen Ölkohlerückstände an den Einlassventilen. An den Laufflächen der Zylinder sind bereits leichte Riefen erkennbar, verursacht durch mitgezogene Ölkohle. Am Kat konnten per Endoskop leichte Fehlstellen am Monolithen entdeckt werden. Auf die Funktion haben diese aber keinen Einfluss. Die karosserieseitige Rostschutzvorsorge entspricht dem VW-Standard und ist damit voll ausreichend.

Fazit von AUTO BILD-Redakteur Gerald Czaijka

Außer Spesen nicht viel gewesen: Auch wenn wir mit der Wahl des Motors im Nachhinein nicht ganz zufrieden waren, gehört der Skoda Octavia Combi doch zu den erfreulichen und absolut überzeugenden Dauertestern bei AUTO BILD. Bis auf Kleinigkeiten zeigte der Tscheche keine Mängel, überzeugten Raumkonzept und Fahrverhalten auf der ganzen Linie. Zugegeben, der 1.6 FSI hätte ein paar PS mehr vertragen können, ließ uns aber nie im Stich und bleibt uns als behäbig-braver Alltagsbegleiter im Gedächtnis. Am Ende landet der Octavia auf Rang 3 der Dauertest-Bestenliste – weit vor so manchem Premiumhersteller.

Das sagen die Leser zum Octavia Combi

"Bisher das Beste, was wir je gefahren haben": Die Klimaautomatik machte Geräusche im Innenraum, der Tempomat streikte, und der Lack der Einparksensoren ging ein wenig ab. Alle Mängel wurden anstandslos behoben. Dieser Wagen ist bisher das Beste, was wir je gefahren haben, obwohl wir auch schon Autos der Marken Mercedes und Audi hatten. Das Preis-Leistungs-Verhältnis ist unschlagbar. Stefan Herlitze, per E-Mail, Octavia 1.9 TDI DSG Elegance (41.500 km)

"Der wahre Volkswagen heißt nun Skoda": Der Octavia ist deutlich besser verarbeitet als der Golf. Im Innenraum ist der Octavia leiser, und die Materialien wirken hochwertig. Wir haben den Schritt zu Skoda nicht bereut. Tolle Autos, gut verarbeitet, schick im Design und noch bezahlbar. Der wahre Volkswagen heißt nun Skoda. Christian Pallmann, per E-Mail Octavia Combi 1.9 TDI Elegance (35.000 km)

"Deutlich andere Vorstellungen von Qualität": Der Motor ist fast perfekt, allerdings bringt er bei 1800 bis 1900 Touren einiges zum Schwingen und Klappern. Skoda hat eine deutlich andere Vorstellung von Qualität als ich: Viele Teile sind aus billigem Kunststoff, die Verarbeitung ist verbesserungswürdig. Der Ölpeilstab ist eine Meisterleistung der Entwicklungsabteilung: ein schwarzer Peilstab für schwarzes Öl. Frank Villhaber, 5246GT Rosmalen (Niederlande), Octavia 2.0 TDI Elegance (22.980 km)

"Hülle hui, Technik pfui, Werkstatt pfui, pfui": Mittlerweile fallen schon die ersten Kunststoffteile ab, im Armaturenbrett und am Dachhimmel knirscht es. Die vordere Einparkhilfe funktioniert nur im Freien und bei gutem Wetter. Zum Fahrzeug kann ich nur sagen: Hülle hui, Technik pfui, Werkstatt pfui, pfui. So schön das Auto ist und so gern ich es fahre, aber noch mal würde ich keinen Octavia mehr kaufen. Dafür hat mich das Auto einfach zu viele Nerven gekostet. Thomas Ferro, per E-Mail, Octavia Combi 1.6 Ambiente (25.500 km)

"Gutes Auto, aber wo ist die kompetente Werkstatt?":
Der Octavia ist durchzugsstark,
sparsam, wendig und gut verarbeitet. Nach einem Werkstatttermin wäre ich allerdings fast im Parkhaus auf ein hinter mir stehendes Auto gerutscht, weil die Software für die Berganfahrhilfe nicht überspielt wurde. Das Fahrzeug kann ich uneingeschränkt empfehlen, nach einer kompetenten Werkstatt suche ich aber immer noch. Oliver Monschau, 49205 Hasbergen, Octavia 2.0 TDI Ambiente (37.000 km)

"Schon nah an Premiumqualität": Der Octavia hat uns in der ganzen Zeit sehr zuverlässig bewegt. Die Anfangsqualität ist weiterhin spürbar. Auch bei schlechtem Untergrund klappert nichts. Bis auf einen batteriebedingten Totalausfall und gelegentlichen Ärger mit dem Tempomaten (zweimal getauscht) funktioniert alles bestens. Was den Gesamteindruck in Optik, Ausstattung, Technik und Qualität anbelangt, ist der Octavia schon sehr nah dran an Premiumprodukten. Die Entwicklung des Image ist, meine ich, auch schon sehr positiv. Der Preis soll aber bitte da bleiben, wo er ist. Schließlich möchte ich mir auch meinen nächsten neuen Skoda noch leisten können. Klaus-Peter Wagner, 38533 Vordorf, Octavia Combi 1.6 FSI Elegance (85.000 km)

Und das sagt Skoda ...

... zu den Ölkohleablagerungen an Zylinderkopf und Einlassventilen, die leichte Riefen im Zylinder hinterlassen haben: "Diese Probleme sind uns aus Deutschland bislang nicht bekannt. Wir kennen ähnliche Fälle nur aus den Ländern Osteuropas, wo häufiger verschmutzter Kraftstoff zum Einsatzkommt."
... zur äußerlichen, etwa zehn Zentimeter breiten Korrosion im mittleren Teil des Hauptschalldämpfers: "Nach einer Laufleistung von 100.000 Kilometern kann in diesem Bereich durchaus Korrosion auftreten."
... zur gelockerten Kontermutter am rechten Dämpfer der Heckklappe: "Wir kennen solche Fälle ebenfalls. Seit Januar 2006 verwenden wir in der Produktion optimierte Werkzeuge und kontrollieren das Anzugsmoment, sodass dieser Fehler nicht mehr auftritt."
... zu den CD-Lesefehlern: "Laut Blaupunkt handelt es sich nur um Staubablagerungen, die mit einer Reinigungs-CD zu beseitigen sind."
... zu den Quietsch- und Knarzgeräuschen, mit denen der Fahrersitz zum Testende auf sich aufmerksam machte: "Die feinen Geräusche gehen auf das Konto des Kippmechanismus für die Rückenlehne. Seit Februar 2006 wird bei den Zulieferern auf eine verbesserte Schmierung des gesamten Mechanismus geachtet. Betroffenen Kunden kann sehr leicht geholfen werden, indem auf die drehbaren Teile der Kippmechanik ein geeigneter Schmierstoff aufgetragen wird."
... zu den Fehlfunktionen des Tempomaten: "Das Problem ist uns durchaus bekannt. Seit Mai 2007 werden die Verbindungen im Regler durchgelötet, sodass es nach unserer Erkenntnis nicht mehr zu den beschriebenen Störungen kommt."

Von

Manfred Klangwald