Jenny Westhues und Christian Springer sind seit einem Jahr ein Paar. Beide wollen bei "Deutschlands beste Autofahrer" mitmachen und zeigen, was sie können. Die erste große Beziehungsprobe? AUTO BILD hat sie begleitet.
"Das schaffst du eh nicht", ruft Christan Springer (29) seiner Freundin zu, als die in den Corsa steigt und ihr Talent fürs Umparken zeigen soll. Zwar gibt es seit diesem Jahr getrennte Wettbewerbe bei DBA für Frauen und Männer und die beiden sind somit keine direkten Konkurrenten, doch die beiden machen für sich einen kleinen Wettstreit daraus. Die erste Tagesbilanz spricht klar für Jenny Westhues (20) aus Hamburg. Im theoretischen Führerscheintest schnitt sie mit 14 Fehlerpunkten, vier Punkte besser ab als er. Wäre dies eine echte Prüfung gewesen, dann hätten sie mit mehr als zehn Fehlerpunkten beide nicht bestanden. Aber wir befinden uns bei der Fahrsicherheitsaktion Deutschlands beste Autofahrer im Heide Park Soltau. Und hier liegt die Schwelle zum Durchfallen bei 20 Fehlerpunkten. Jenny Westhues macht gerade ihre Fahrerlaubnis Klasse C1 (Lkw zwischen 3,5 und 7,5 t zulässiger Gesamtmasse), ihr Freund hat sich überhaupt nicht auf den Test vorbereitet. Ein leichter Sieg im inoffiziellen Geschlechterkampf also.
Vorteil für den Wiederholungstäter?
Auf der linken Seite rückwärts einparken ist ungewohnt, aber für Christian Springer kein Problem.
Zurück zur praktischen Übung, dem Umparken. Zweimal muss der Wagen rückwärts neu geparkt werden: erst rechts-, dann linksherum. Fehlerfrei und auf Zeit. Die beiden waren clever und haben sich im Vorfeld einen Corsa beim Händler geliehen, um ein Gefühl für das Fahrzeug zu bekommen. Christian Springer legt vor. Los geht's: Mit dem roten Buzzer die Stoppuhr starten, ins Auto hechten, zur Parklücke steuern und auf der linken Seite rückwärts einparken. Eher ungewohnt für ihn, aber es bleibt keine Zeit lange darüber nachzudenken, die Uhr tickt. Irgendwo anecken oder nachbessern gibt Strafpunkte. Aus der linken Lücke raus, einmal durch den Wendekreis und in die rechte Parklücke rückwärts rein. Dann Handbremse ziehen, rausspringen und wieder zum Buzzer. Bei 1:47:83 Minuten stoppt die Uhr, acht Fehlerpunkte, bestanden. Er verrät, dass es schon zum zweiten Mal bei DBA ist und es letztes Jahr sogar ins Finale nach Baden-Baden geschafft hatte. Sein Erfolgsgeheimnis? "Ich bin einfach drauflos gefahren und dann hat es geklappt." Jetzt ist seine Freundin dran. "Beim Üben hatte sie hier immer ihre Probleme", sagt der Feuerwehrmann aus Appen. "Ich glaube, das wird nix." Und er soll Recht behalten: Mit neun Fehlerpunkten und einer knappen Minute mehr löste sie zwar die Aufgabe, im Geschlechterkampf ist sie hier jedoch schlechter als ihr Freund. Dafür gibt's einen Kuss zur Aufmunterung.
Glück und Unglück beim Dart
Jenny Westhues hatte im Gefühl, dass sie deutlich mehr als zehn Punkte bei der Zielbremsung erreicht.
Nächste Station: Zielbremsung. Hier gilt es den Opel Adam möglichst zielgenau über einer Dartscheibe zum Stehen zu kriegen. Am Beifahrer-Kotflügel ist eine Peilstange befestigt, die senkrecht nach unten zeigt. Vom Fahrersitz aus ist die untere Spitze der Stange nicht zu sehen. Innerhalb von drei Minuten muss die Spitze möglichst mittig über der Zielscheibe sein. Im Zentrum prangt eine dicke 100 als Höchstpunktzahl. Die Hamburgerin ist sich sicher: "Das ist reine Glückssache, mit Können hat das wenig zu tun." Wieviel sie dabei ihrem Freund zutraut, lässt sie offen: Er legt wieder vor. Nach knapp 30 Sekunden beschließt er, dass der Wagen gut steht. Der Peilstab zeigt auf die 60. Kein schlechtes Ergebnis, das ist auch Jenny Westhues nicht entgangen. Der Druck wächst. Das süffisante Lächeln in seinem Gesicht wird breiter. Jenny Westhues holt am Ende leider auch nur zehn Punkte. Überrascht steigt sie aus und schaut sich das Ganze selbst an. "Ich hatte im Gefühl, dass das richtig viele Punkte werden", sagt die 20-Jährige. "Das gibt's doch nicht!" Der Instruktor schaut nur mitleidig und notiert das Ergebnis. Der Tagessieg ist jetzt ebenso gefährdet, wie der Geschlechterkampf: 2:1 für Christan Springer.
Voll in die Eisen
Bremsen und Ausweichen bei Nässe: Hier ist, da sind sich beide einig, der Spaßfaktor am höchsten.
Zum Schluss geht es zur Übung, da sind sich beide einig, mit dem größten Spaßfaktor: Dem Bremsen und Ausweichen auf nasser Fahrbahn. Die Aufgabe: So schnell wie möglich beschleunigen, an der Markierung voll in die Eisen und dann auf nasser Fahrbahn den Mokka möglichst fehlerfrei um die Hütchen lenken. Christian Springer gibt Gas, als wäre er auf der Flucht. Als er an der Markierung auf die Bremse tritt, zeigt das Messgerät eine Geschwindigkeit von 62,10 km/h. Das Bremspedal vibriert und er manövriert den Mokka fehlerfrei um alle Hütchen herum. Im zweiten Versuch schafft er sogar 66,45 km/h. Auch dieses Mal fallen keine Hütchen. Das kann sich sehen lassen! Nun ist die Dame dran. Auch sie versetzt das ABS-System ordentlich in Aktion und schafft sogar 66,85 km/h. Während die meisten beim ersten Versuch noch mit niedrigerer Geschwindigkeit antesten, geht die 20-Jährige gleich in die Vollen. Leider sammelt sie dabei fünf Fehlerpunkte. Im zweiten Anlauf erreicht sie sogar 66,60 km/h und kassiert nur einen Fehlerpunkt. Und anerkennende Blicke der Instruktors.
Mit 3:1 siegt Christian Springer klar über seine Freundin. Zum jeweiligen Tagessieghat es jedoch für beide nicht gereicht. "Ich finde die Veranstaltung an sich einfach fantastisch. Man lernt so viele tolle Menschen kennen, die man sonst nie kennengelernt hätte. Die Platzierung ist letztendlich nebensächlich", so das Fazit von Christian Springer. Ob die beiden nächstes Jahr wieder an der Verkehrssicherheitsaktion teilnehmen? "Logo!"