Groß oder klein, das ist nicht die Kernfrage. Wir wollen vor allem wissen, mit welcher Lösung man besser und billiger fährt. Wir wägen ab zwischen emotionalen Reizen und vernunftbetonten Qualitäten. Wir vegleichen Power und Prestige, Raumangebot und Ausstattung, konzeptionelle Stärke und technische Potenz. Am Ende kristallisiert sich ein Trend heraus: Kleiner ist meist cleverer ...

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A3

Audi A3
Später Neuling: Der A3 ist schon 18 Jahre alt, bekommt aber erst jetzt eine Stufenheck-Variante.
Zum Beispiel bei Audi. Dort wird der A3 2014 bereits 18 Jahre alt. Erstaunlich, dass er erst jetzt sein Stufenheck bekam. Vielleicht hat das auch mit der Gefahr zu tun, dass er dem Bestseller A4 das Wasserabgraben kann, beide sehen sich schließlich verdammt ähnlich. Vom markanten Grill über die drei Seitenfenster bis zur scharfen Kofferraumkante – das Bild eines typischen Audi ist so geschickt geklont, dass man die 25 Zentimeter Längenunterschied kaum wahrnimmt. Kann der Käufer also verlustfrei absteigen? Innen ja, weil der A3 fast genauso viel Platz bietet wie sein großer Bruder. Nur die Knie haben hinten etwas weniger Luft, der tiefere Einstieg ist unbequemer als im A4, aber der gilt ja auch nicht gerade als bevorzugtes Taximodell. Dessen Kofferraum fasst eine Tasche mehr, doch umlegbare Rücksitzlehnen kosten extra, im A3 lassen sie sich ohne Aufpreis klappen.

Überblick: Alle News und Tests zum Audi A4

Audi A4
In der A4-Lenkung scheint eine Schlaftablette versteckt, der Motor klingt subjektiv weiter weg.
Ehrensache, dass die kleine Limousine sich beim Guck-und-greif-Check keine Blöße gibt: Der Kompakte ist genauso solide und hochwertig montiert, hier fährt sogar der Monitor wie eine Theaterkulisse aus dem Armaturenträger. Wenn wir mal geschmäckeln dürfen: Dem Alten sieht man seine fünf Jahre an. Im A4 liegt leichter Muff auf den breiten Anzeigen und dem Zündschlüssel zum Reinstecken und Draufdrücken – den sehen wir im neuen Modell ab 2014 nicht wieder. Zum Vergleich fahren beide mit dem gleichen 1.8 TFSI vor, aber nicht mit identischer Power. Zwar stemmt der Benziner im A3 nur 250 statt 320 Newtonmeter Drehmoment. Dennoch wirkt das kleine Limousinchen wacher, zieht flotter an und fährt dem A4 in jeder Lage davon, was man gern den 150 Kilo Gewichtsvorteil zuschreibt. Muss aber an der Übersetzung liegen, denn ebenso erstaunlich verbraucht der Kleine gemäß Werksangabe 0,1 Liter mehr.
Wer Benzin im Blut hat, greift sicher eher zum A3. Der lenkt direkter ein und wuselt leichtfüßiger durch die Kurven. Hier kehrt der A4 gern die große Limousine raus. In der Lenkung haben sie irgendwo eine Schlaftablette versteckt, der Motor klingt subjektiv weiter weg – was der längs statt quer eingebaute Vierzylinder ja auch ist. Mit seinem längeren Radstand reitet der große Audi lange Wellen gelassener ab.
Audi A3 Audi A4
Erstaunlich: Die kleinere A3 Limousine federt komfortabler als der große Bruder A4.
Wir hätten ihm auch den Verwöhnpreis gegeben, schleppte er nicht seine Erbsünde mit sich herum: das straffere Abrollen, das Zittern der Federung, wenn der A4 über kleine Unebenheiten und Absätze fährt. Das kann der Kleine besser. Was haben Audis Ingenieure da bloß gelernt? Oder beim A4 noch nicht gewusst? Fünf Jahre sind eine lange Zeit. Vor allem bei der Elektronik genießt der A3 die Gnade der späteren Geburt. Er hat (gegen Aufpreis) mehr Assistenten an Bord und steht bei der Vollbremsung aus Tempo 100 zwei Meter früher. Der schlankere Wendekreis bestätigt das Gefühl vom entschlackten Auto. So zeigt der Neuling dem großen Bruder schon die Rückleuchten, noch bevor man über Geld spricht. Für 4000 Euro weniger gibt es das gleiche Image, die gleiche Qualität und sogar bessere Fahrleistungen.
Die Versicherungen verlangen ein paar Euro weniger, und wenn der A3 eines Tages verkauft wird, dann mit geringerem Wertverlust als der A4, sagt EurotaxSchwacke voraus. Er ist mittlerweile wirklich erwachsen geworden, der A3 – und schickt den A4 gnadenlos aufs Altenteil.
Die Details zu den bei den Audis und den weiteren Duellen des Vergleichs – Audi A5 Sportback gegen Skoda Octavia, BMW 5er gegen BMW 3er GT, Peugeot 308 gegen Peugeot 2008 und Ford C-Max gegen Dacia Lodgy – gibt es in der Bildergalerie.

Fazit

von

AUTO BILD
Der A3 zeigt, wie viel Klasse die neue Kompakt-Technik besitzt: Mit Stufenheck lässt sie den gediegenen, ausgereiften A4 alt aussehen. Die entschlackte, günstige A3 Limousine ist der modernere Audi.