Der Tag, an dem E-Fuels an jeder Tankstelle zu haben sind, rückt näher. Aber zu welchem Preis? Darüber gehen die Ansichten auseinander. Die europäische Umwelt-NGO Transport & Environment (T&O), die eine eher kritische Position einnimmt, prognostiziert aktuell einen E-Fuels-Preis von 2,80 Euro pro Liter im Jahr 2030. Die eFuel Alliance, in der einschlägige Protagonisten wie Automobilzulieferer, Kraftstoffindustrie und Autoverbände versammelt sind, hält im Jahr 2050 einen Literpreis von 1,45 bis 2,24 Euro für möglich.

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Professor Bernd Meyer von der Bergakademie Freiberg (Sachsen), der in der europaweit größten Pilotanlage an der Herstellung synthetischen Benzins forscht, stellte seinerseits Beispielrechnungen an, wie sich der Preis des synthetischen Sprits gestalten würde: "Dabei sind wir bei größeren industriellen Anlagen auf einen Preis von ca. einem Euro pro Liter gekommen." Und nun? Liegt die Wahrheit irgendwo in der Mitte?
Um diese Frage zu beantworten, muss man wissen: Bisher werden E-Fuels, also synthetische Kraftstoffe für Benzin- und Dieselmotoren, aber auch Flugzeugturbinen und andere Verbrenner, nur in Pilotanlagen hergestellt. Eine Massenproduktion existiert noch nicht. Die Skalierungseffekte durch Mengen und entsprechende Logistik sind folglich schwierig vorherzusehen.

Warum der Bedarf an E-Fuels weltweit wächst

Der entstandene Sprit wird bisher übrigens auch nicht direkt an der Tankstelle verkauft, sondern konventionellen Kraftstoffen beigemischt. Dass E-Fuels schon bald in Massenfertigung produziert werden, steht fest: Der Bedarf nimmt aufgrund der gesetzlichen Beimischungspflichten seit Jahren weltweit zu. Dahinter steht die Notwendigkeit, CO2-Emissionen für den Klimaschutz schneller senken zu müssen, als die Umstellung auf Elektromobilität und Wasserstoff-Infrastruktur erfolgen kann.
Reiseverkehr in Bayern
Sollte ab 2035 wirklich kein Verbrenner mehr als Neuwagen zugelassen werden, wird es trotzdem noch lange danach viele Autos geben, die Sprit tanken.
Bild: DPA
Vor Kurzem hat die EU-Kommission auch eine E-Fuels-Beimischungsquote für Schiffe beschlossen: Ab 2034 soll sie mindestens zwei Prozent betragen. Dass sie anschließend erhöht werden dürfte, zeigt das Beispiel Luftverkehr: Hier müssen in Europa ab 2030 fünf Prozent Sustainable Aviation Fuel, also nachhaltiger Flugzeugsprit, beigemischt werden – davon wiederum 0,7 Prozent E-Fuels. Dessen Anteil wird 2050 auf nahezu ein Drittel erhöht.

Wie Porsche den Preis für E-Fuels stützen will

Über die Preisentwicklung sind sich auch die Produzenten selbst alles andere als sicher: Porsche scheint davon auszugehen, dass der Preis für E-Fuels auch bei Massenfertigung durch Subvention gestützt werden muss. Das hat die Porsche-Vorständin Barbara Frenkel im Februar 2023 gefordert. "Der Kraftstoff, den wir herstellen, ist viel zu teuer, als dass wir ihn so verwenden könnten", sagte sie auf einer Veranstaltung in Stuttgart.
Frenkel erwartet von der Regierung, dass sie zukünftig Einfluss auf die Preise von E-Fuels nimmt. Entweder müssten Emissionen durch die Nutzung fossiler Kraftstoffe besteuert – was diese teurer machen würde – oder E-Fuels müssten begünstigt werden. Schlussendlich sei der synthetische Sprit dem fossilen gleichzustellen, zitiert "Heise Online" die Managerin.
Porsche 911 GT3 RS
Wird der Porsche 911 eines Tages ein rein elektrischer Sportwagen sein? Für viele unvorstellbar.
Bild: Polizeipräsidium Osthessen
Porsches E-Fuels-Strategie sei im Übrigen kein Trick, um den Sportwagen 911 auch nach 2035 noch als Neuwagen verkaufen zu können. Frenkel stellte fest, dass ein großer Teil des Fahrzeugbestands in Deutschland bis weit über 2040 hinaus mit Verbrennungsmotoren laufen werde. Und dafür müsse CO2-neutraler Kraftstoff vorgehalten werden, eben E-Fuels.

Welche Rolle spielen E-Fuels bei den Klimazielen?

Dieses Argument steht ganz vorn, wenn es um E-Fuels und grünen Diesel geht: Synthetische Kraftstoffe könnten der Rettungsanker für Verbrennerfahrzeuge sein, wenn in der EU ab dem Jahr 2035 hinaus keine Neuwagen mit Verbrennungsmotor mehr zugelassen werden dürfen. 
Viele Experten halten ihren Einsatz für das Erreichen der Klimaziele sogar für unabdingbar. Allerdings ist dies vor allem eine Frage des Preises. Eine Frage, die Autofahrer angesichts horrender Preise für Benzin und Diesel ganz besonders interessieren dürften.
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Auf politischer Ebene ist der Wille da, die Zukunftstechnologie für E-Fuels zu entwickeln. So fördert das FDP-geführte Bundesministerium für Digitales und Verkehr (BMDV) die Forschung und Entwicklung in Sachen regenerativer, also auch synthetischer Kraftstoffe mit 640 Millionen Euro.
Die Liberalen waren es auch in den Reihen der Ampelregierung, die für die Verhandlungen auf EU-Ebene auf einer "Technologieoffenheit" nach 2035 bestanden.

Wie hoch ist der Wirkungsgrad von E-Fuels?

Allerdings gibt es bis zu einem Markteinsatz von E-Fuels noch diverse Herausforderungen zu bewältigen. Zum einen ist da die Energie-Ineffizienz, also der schlechte Wirkungsgrad der Kraftstoffe, für deren Herstellung zum großen Teil Strom erforderlich ist – vor allem im Vergleich zum rein batterieelektrischen Antrieb. Hinzu kommt, dass Förderanlagen fehlen, also synthetischer Kraftstoff schlicht nicht genug vorhanden ist.
Das sächsische Unternehmen Sunfire, seit 2010 mit synthetischem Sprit und Wasserstoff-Erzeugung auf dem Markt, hält einen Wirkungsgrad von 20 Prozent für möglich, wenn die E-Fuels in sonnen- oder windreichen Regionen erzeugt werden. Der auf diesem Weg erzeugte Sprit lässt sich problemlos verschiffen. Im Gegensatz dazu lohnt es sich nicht, elektrischen Strom über Zehntausende Kilometer zu transportieren – die Leitungsverluste sind zu hoch.

Wo investiert Porsche in die E-Fuel-Forschung?

Einer der wenigen Autohersteller, die derzeit in die Entwicklung von E-Fuels investieren, ist Porsche. Die Sportwagen-Ikone 911 mit Elektroantrieb – das ist für Porsche offenbar ein undenkbares Szenario.
So investiert das Volkswagen-Konzernmitglied viele Millionen Euro, um zusammen mit Siemens und internationalen Partnern eine E-Fuels-Pilotanlage im südlichen Chile zu errichten. Dort werden seit Jahreswechsel 2022/23 mithilfe von Windkraft 130.000 Liter des synthetischen Treibstoffs hergestellt werden; 2026 sollen es schon 550 Millionen Liter sein, wenn 65 Windräder Tag und Nacht rotieren.
Porsche eFuel-Pilotanlage in Chile
In dieser Anlage in Patagonien (Chile) arbeitet Porsche an der Entwicklung von E-Fuels.
Bild: Porsche AG

Laut "Handelsblatt" (kostenpflichtig) geht man bei Porsche davon aus, dass ein Liter des künstlichen Kraftstoffs aktuell noch 10 Euro kostet. In einer Studie im Auftrag des Verbands der Automobilindustrie (VDA) aus dem Jahr 2018 ist von reinen Herstellungskosten ohne Steuern von "bis zu 4,50 Euro pro Liter Dieseläquivalent" die Rede.
Und die Preise in der Zukunft? Porsche blieb bei Prognosen stets vage: "Wenn wir nach 2026 schauen, wo wir großindustriell agieren wollen, dann ist unser fester Plan, auch in eine wettbewerbsfähige Preisregion zu kommen", sagte AG-Vorstand Michael Steiner Anfang August 2021 dem MDR.

Welche Rolle spielt die Steuer beim Preis von E-Fuels?

Eine große. Denn derzeit beträgt der Energiesteuersatz für den Liter Benzin in Deutschland 65,45 Cent pro Liter. Theoretisch könnte der Literpreis für E-Fuels mit einem geringeren Steuersatz belegt werden. Das entspräche einer Subventionierung, wie sie auch bei Diesel, Autogas (LPG) und Erdgas existiert.
Autogastankstelle Verkehrsschild
Der Kraftstoff Autogas wird indirekt subventioniert, weil die Besteuerung niedriger ist. So könnte der Staat auch den Preis für E-Fuels stützen.
Bild: führerscheintest-online.de

Entsprechende Forderungen stellt der VDA schon lange, er verlangt eine Orientierung am CO2-Gehalt des Sprits. Denn: "Nahezu klimaneutrale Energieträger, wie erneuerbarer Strom, fortschrittliche Biokraftstoffe und synthetische Kraftstoffe (E-Fuels), sollten steuerfrei sein, um den Markthochlauf dieser Technologien zu fördern."

Wie steht es um die Regeln zur Energiebesteuerung?

Die Regeln zur Energiebesteuerung werden zurzeit mit Bezug auf E-Fuels auf europäischer Ebene überarbeitet. Ein Vorschlag, der der EU-Kommission vorliegt, sieht eine steuerliche Begünstigung von E-Fuels vor. Sie würde die Mehrkosten durch Steuern fast vollständig kompensieren. Wie diese Diskussion ausgeht, ist derzeit offen.

Werden E-Fuels mit der CO2-Abgabe belegt?

Diese Frage ist noch ungeklärt. Schließlich entstehen E-Fuels als Treibstoff mithilfe von CO2 aus der Luft. Man könnte auf dem Standpunkt stehen, dass das Belegen mit der CO2-Abgabe eine Doppelbesteuerung darstellt. Andererseits ist aber auch die Sichtweise nachvollziehbar, dass jedes ausgestoßene Gramm CO2 besteuert werden sollte, um einen Anreiz zur Minderung des Klimagases zu setzen. Denn unterm Strich soll der CO2-Anteil in der Atmosphäre verringert werden. Welche dieser beiden Sichtweisen sich schließlich durchsetzt, das ist zum heutigen Stand noch völlig offen.