Nein, so richtig überspringen wollte der Funke bei der ersten Begegnung mit dem neuen Renault Mégane R.S. nicht: Dem 280 PS starken 1,8-Liter fehlte es zur Spitze an Feuer, die Querdynamik war okay, aber bei Weitem nicht so engagiert, wie man es in Anbetracht der neuen Allradlenkung erwartet hätte. Gegen Honda Civic Type R, Peugeot 308 GTi und Seat Leon Cupra 300 zog der Franzose den Kürzeren. Erst die 300 PS starke Trophy-Version mit Cup-Fahrwerk und Semislicks kämpfte sich am Sachsenring in die Hitliste der schnellsten Fronttriebler zurück. Der extreme Trophy R sackte sogar die Nordschleifen-Krone ein. Dass ein Basis-R.S. reichlich Potenzial bietet, steht also außer Frage.

Die optischen Retuschen bleiben bis auf die 20-Zöller dezent

Elia Mégane R.S.
Den ohnehin schon bulligen Auftritt rundet Elia unter anderem mit einem verlängerten Heckdiffusor ab.

Elia im fränkischen Langenzenn verfeinert Renault-Modelle seit vielen Jahren sportlich. Ausschließlich als Fünftürer erhältlich, steht bereits das Serienmodell des Mégane R.S. recht bullig auf der Straße. Elia verpasst dem pausbackigen Franzosen einen eigenen Frontspoiler, seitliche Flaps und verlängert den serienmäßigen Heckdiffusor. Eine stimmige und dezente optische Aufwertung, die mit 728 Euro fair bepreist ist. Wer will, ergänzt noch das Stickerdekor des Testwagens für 328 Euro. Richtig sportlich wird die Optik aber erst durch den Radsatz des Elia RS-R 300: Drehen sich ab Werk 18- oder optional 19-Zoll-Räder in den Radhäusern, so dimensioniert Elia noch eine Nummer auf und schraubt 20-Zöller im eigenen Design an das KW-Gewindefahrwerk Variante 3. Dabei verweist der Tuner darauf, dass Tieferlegung und Abstimmung des in Höhe, Zug- und Druckstufe einstellbaren Fahrwerks mit Blick auf den Einsatz als Alltagsfahrzeug ganz bewusst nicht zu ambitioniert eingestellt wurden.

Beim Komfort überrascht das Gewindefahrwerk des Elia-R.S.

Elia Mégane R.S.
Erstaunlich: Trotz der großen Reifen federt der getunte Mégane immer noch einigermaßen kommod.
Tatsächlich federt der Hot Hatch trotz seiner großen Räder und der straffen Grundnote des Fahrwerks überraschend kommod. Dem täglichen Einsatz steht nichts im Wege. Zusätzliche Power spendet ein Zusatzsteuergerät (Tuning-Box), das das Seriensteuergerät unangetastet lässt und im Race-Modus 20 PS und 36 Nm extra aus dem Turbo-Vierzylinder kitzeln soll. Ein spürbarer Leistungsgewinn? Durchaus: Zwar verfehlt der Elia mit 6,0 Sekunden auf 100 km/h immer noch die Werksangabe (5,8 s), zeitet damit trotz Handschaltung und der größeren Bereifung aber exakt auf dem Niveau des gemessenen Serienmodells, das seinerseits als flinker Doppelkuppler angetreten war. Zum handgerissenen Trophy (5,5 s) auf Sportreifen fehlen aber ein paar Zehntel. Dafür ist der Durchzug des Elia in allen Gängen um bis zu zwei Sekunden besser als im ebenfalls 300 PS starken Trophy-Modell und erlaubt so schaltfaules Fahren.

Für regelmäßige Track Days empfiehlt sich die Trophy-Variante

Elia Mégane R.S.
Reicht völlig: Sportliche Gangart auf der Landstraße macht mit dem Elia im Race-Modus richtig viel Spaß.
Doch wer will schon cruisen, wenn die Gänge so herrlich präzise rasten und der (Serien-) Auspuff bei jedem Lupfen rotzfrech durch seine breitmaulige Endrohrblende knallfröschelt? Ja, aufgrund seiner sehr flachen Flanke kann der Hankook nicht genügend arbeiten, was der Haftung der ungesperrten Vorderachse früh Grenzen setzt; manchmal kämpft der Elia bis in den Dritten mit dem borstigen Schub der 426 Nm. Wer seinen R.S. regelmäßig auf Track Days bewegen will, sollte daher von Beginn an auf die Trophy-Variante mit Cup-Fahrwerk, Sportreifen und mechanischer Torsen-Differenzialsperre setzen. Für spaßiges Landstraßenwedeln wirkt das Limit des Elia aber genau richtig angesetzt, um auch noch im ESP-befreiten Race-Modus spaßig von Kurve zu Kurve zu schnalzen. Mit Blick auf die geforderten Preise wirkt der Umbau durchweg stimmig, um den 34.890 Euro teuren Mégane R.S. mit annehmbarem finanziellem Aufwand aus der Masse zu heben. Das Elia-Tuningprogramm für den Renault liegt bei knapp unter 6000 Euro.
Das Fazit von Guido Komp: "Getunte Basis oder lieber gleich den teureren Trophy? Keine Frage: Wer häufiger auf Rennstrecken unterwegs sein will und mehr Leistung wünscht, sollte lieber gleich in den Werksrenner investieren. Wer schon einen R.S. besitzt und Optik und Leistung mit überschaubarem Aufwand aufwerten möchte, der findet bei Elia ein fair kalkuliertes und alltagstaugliches Tuningprogramm." AUTO BILD-SPORTSCARS-Testnote: 2-

Von

Guido Komp