Diesel oder Benziner? Das ist ein jahrzehntealter Klassiker unter den Fragen, die sich Autokäufer stellen. Und nach wie vor eine aktuelle, denn alternative Antriebe und Kraftstoffe fristen in Deutschland trotz der aktuellen Dieseldiskussion ein Nischendasein. Laut Kraftfahrt-Bundesamt haben die Deutschen von Januar bis einschließlich September 2017 lediglich 2004 Erdgasautos neu zugelassen – über 40 Prozent weniger als im Vorjahreszeitraum.

In der Umweltbilanz hat Erdgas klar die Nase vorn

Skoda Octavia
Saubere Sache: Im Vergleich zu Benzin entsteht bei der Verbrennung von Erdgas 25 Prozent weniger CO2.
Dabei gibt es die saubere und günstige Alternative zu Benzin und Diesel seit Jahrzehnten: Erdgas! Sobald strenge Grenzwerte für Luftschadstoffe und Klimagase gelten, haben gasförmige Kraftstoffe eindeutige Vorteile. Im Vergleich zu Benzin entsteht bei der Verbrennung von Erdgas 25 Prozent weniger CO2. Im Gegensatz zum Benzindirekteinspritzer emittiert der CNG-Motor auch keine Partikel. Und im Gegensatz zum Diesel sind die Stickoxidwerte beim CNG-Motor so niedrig, dass sie kaum messbar sind. Wer reines Bio-CNG tankt, ist sogar vollkommen CO2-neutral unterwegs. Bio-CNG ist künstlich hergestelltes Methan. Produziert wird es meist aus Rest- und Abfallstoffen, Gülle oder Biomüll. Verbrennt Bio-CNG, wird nur so viel CO2 freigesetzt, wie die zu seiner Herstellung genutzten organischen Rohstoffe zuvor aus der Atmosphäre entnommen haben.

Bei den reinen Kraftstoffkosten ist CNG unschlagbar

Benzin vs. Erdgas
Das lohnt sich: Wer Erdgas tankt, kommt für weniger als vier Euro 100 Kilometer weit – beim Fiat Panda.
Nahezu ebenso unterschätzt wie die Sauberkeit von Erdgas wird sein Sparpotenzial. Trotz seiner Gasförmigkeit ist CNG energiereicher als flüssige Treibstoffe. Ein Kilo CNG hat einen fast 50 Prozent höheren Energiegehalt als ein Liter Benzin – 13,3 Kilowattstunden (kWh) beim CNG stehen nur 8,6 kWh bei Benzin gegenüber. Ein Liter Diesel kommt immerhin auf 9,9 kWh. Das flüssige LPG schneidet mit 6,8 kWh je Liter am schlechtesten ab. Wer genau nachrechnet, sieht, dass Erdgas der zurzeit günstigste Treibstoff ist. Wer zum Beispiel einen CNG-Panda fährt, zahlt bei einem CNG-Preis von 1,08 Euro und einem Verbrauch von 3,6 Kilo exakt 3,89 Euro auf 100 km, der vergleichbare Benziner würde auf 100 km 7,98 Euro kosten. Lediglich die höheren Anschaffungspreise sorgen beim Neukauf für eine schlechtere Kostenbilanz als bei einem Benziner, der sich jedoch mit zunehmender Laufleistung relativiert.
CNG und LPG – wo sind die Unterschiede? Das an der Tankstelle angebotene Erdgas CNG (Compressed Natural Gas; komprimiertes, gasförmiges Gas) besteht in erster Linie aus dem natürlich vorkommenden Methan, das aus unterirdischen Lagerstätten gefördert wird. CNG wird für den Einsatz im Auto auf 200 Bar komprimiert. Nicht zu verwechseln ist Erdgas mit LPG (Liquefied Petroleum Gas). Das "Autogas" oder "Flüssiggas", das heute hauptsächlich in den Niederlanden und Polen weit verbreitet ist, besteht aus Propan oder Butan, einem Nebenprodukt aus der Raffinerie. Der Systemdruck ist mit rund sechs Bar wesentlich geringer als bei Erdgasfahrzeugen, die Anlage ist technisch weniger aufwendig und einfacher nachzurüsten.
Das Problem mit den Tanks: Vier explodierte VW Touran EcoFuel, fünf verletzte Menschen, ein getöteter Blindenhund: das ist die Bilanz einer Serie von Tankunfällen, die in direktem Zusammenhang mit verrosteten Erdgastanks bei VW stehen. Einige der unter 200 Bar Druck stehenden VW-Tanks waren schon nach drei Jahren erheblich angerostet. Nach Beendigung des Tankvorgangs kam es in einigen Fällen zur Explosion. Zur genauen Anzahl der Fälle machte VW keine Angaben und reagierte trotz der Lebensgefahr nur zögerlich. Erst 2016, vier Jahre nach der ersten Explosion eines Erdgas-Touran, kam es zu einem umfassenden Rückruf, bei dem nicht nur die hinteren, sondern auch die vorderen und damit sämtliche Gastanks ausgetauscht wurden. Weltweit waren 30.000 Autos der Modelle Touran, Caddy und Passat betroffen.
In der Bildergalerie zeigen wir Ihnen vier Autopaare im Vergleich – jeweils mit Erdgas und Benzin – und sagen, welchen Antrieb wir empfehlen.

Fazit

Autofahren mit Erdgas ist die günstigste und umweltschonendste Variante unter allen Möglichkeiten, die fossile Kraftstoffe bieten. Leider rechnet sich der Neukauf eines Erdgasautos nur für Vielfahrer.