Fahrbericht Aptera 2e
Was stromert denn da durch New York?

—
Der futuristische Aperta 2e sieht aus wie ein Flugzeug ohne Flügel. AUTO BILD stromerte lautlos durch die Straßen von New York - mittendrin zwischen Ahhs und Ohhs und dem Gefühl "Yes we can".
Das Ding sieht aus wie das Resultat einer stürmischen Liebesnacht zwischen Apollokapsel und Kugelfisch. Oder wie ein Flugzeug, das bei der Landung in eine Unterführung geraten ist und dabei die Flügel lassen musste. Deshalb heißt es auch Aptera. Das ist altgriechisch und bedeutet "flügellos". Das verschärfte Design erinnert an Entwürfe, die etwa anno 1963 durch einschlägige Fachmagazine geisterten, zum Beispiel "hobby" oder "Micky Maus". So verwundert es nicht, dass auf unserer Testfahrt durch Manhattan der Verkehr gelegentlich zum Erliegen kam, und das lag nicht an dem tollen Klang des Zweisitzers (er hat gar keinen), es lag an seinem Drehmoment. Alle Köpfe drehten sich in dem Moment, als das Science-Fiction-Mobil vorbeiglitt – ungefähr wie beim Tennisgucken. Fehlen nur noch "Yes we can"-Rufe. Auf jeden Fall werden Handys steil in die Höhe gereckt, um schnell noch ein Foto dieses UFOs zu schießen. Zum Glück wurden keine New Yorker Antiterror-Einheiten alarmiert. Es bestand ja auch wirklich keine Gefahr. Dieses Dreirad ist schließlich ganz friedlich und fährt erwartungsgemäß elektrisch.
Der Aptera ist ein aerodynamisch ausgefeilter Stromlinien-Cruiser

Die 2,24-Meter-Spur vorn wäre für deutsche Straßen unmöglich breit

Schon 4000 Bestellungen
Dass es mit der Serienreife des Elektroantriebs noch nicht weit her ist, beweist die aktuelle Übergangslösung. Denn ab 2010 möchte die Firma aus San Diego zunächst ausschließlich einen 660-Kubik-Vierzylinder aus einem japanischen Microcar einbauen. Mit dem sollen wegen des widerstandsarmen Designs nur 1,8 Liter auf 100 km verbraucht werden. Das Vehikel wurde in Kalifornien als Motorrad eingestuft. Dennoch hocken die beiden Passagiere nicht hinter-, sondern wie es sich gehört nebeneinander. Wir saßen ganz bequem in dem futuristischen Cockpit, im Heck war sogar Platz für Gepäck. Das Gefährt fuhr zwar, war aber als Prototyp noch ziemlich unfertig. Deswegen hüllen wir den Mantel des Schweigens über Federungskomfort und Lenkpräzision. Trotz der Flügellosigkeit sind die Pläne, wie bei solchen Firmen üblich, hochfliegend. 100.000 Exemplare will der Hersteller ab 2014 pro Jahr bauen, 4000 Bestellungen sollen schon vorliegen. Apropos Aptera gleich flügellos: Ganz stimmt das nicht. Denn wie bei allen Autos, die sich wichtig machen wollen, verfügt der Stromer von morgen über Flügeltüren.
Fazit
Die Tropfenform hatten schon viele versucht. Rumpler, Tatra, Jaray. Das war interessant, aber das Auto verweigert sich der extremen Stromlinie. Ihr Nutzwert ist einfach zu schlecht. Im Elektroauto kommt es auf den gelungenen Kompromiss zwischen Alltagstauglichkeit und Fahrwiderstand an. Den liefert der Aptera nicht. Wir verbuchen ihn daher als Marketing-Gag.
Service-Links