Fahrbericht Mazda3
Verbessertes Handicap

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Wo der Golf die Maßstäbe setzt, ist es schwer zu punkten. Mazda versucht es trotzdem erneut mit dem 3er. Die Erfolgsaussichten sind nicht schlecht, findet autobild.de-Autor Stephan Bähnisch.
Es ist nicht leicht, im Schatten der Wolfsburger Kompaktklasse sein Dasein in Deutschland zu fristen. Der Mazda3 tut das aber schon seit Generationen – mit Erfolg. Früher brav und bieder, schaut er jetzt wie ein lächelnder Haifisch aus dem Ozean der Kilometerfresser. Doch wirklich radikal fiel der Schnitt nicht aus: Die Japaner wollen alte Kunden nicht vergraulen und neue gewinnen. Operation gelungen, der Neue wirkt sportlicher und frischer, ohne seine Herkunft zu verleugnen. Dazu kommt eine coupéhafte Seitenlinie, die den sportlichen Charakter betont, egal, ob der Japaner als viertüriges Stufenheck oder als fünftüriger "Sport" vorfährt. Mit einer Außenlänge von 4,46 Metern (Viertürer 4,48 Meter) toppt er den Platzhirsch Golf in dieser Klasse um runde 20 Zentimeter, ohne seine Länge in Platz ummünzen zu können. Nicht, dass der 3er eng wäre, er ist nur nicht größer als der kleinere Golf.
Navi-Bedienung nur am Lenkrad
Einsteigen, bitte: Auch hier fühlt man sich wie bei Muttern, die frisch tapeziert hat. Der Innenraum wurde neu gestaltet, in dem geschwungenen Cockpit – jetzt dem Fahrer zugewandt – sind nun Anzeigen und Instrumente getrennt, was der Übersichtlichkeit durchaus dienlich ist. Dazu gibt es ein neues Informations-Display und besser platzierte Schalter, die enger zusammenrückten. Auch der Schalthebel ist näher zum Fahrer gerückt, das passt gut und flutscht sehr ordentlich. Größere Sitze mit höheren Wangen und längerer Rückenlehne passen jetzt auch für große Menschen. Mazda hat das Navi abgespeckt und lässt für 720 Euro ein System mit kleinem Display (4,1 Zoll) werkeln. Für manchen wird das zu klein sein, außerdem lässt sich das sonst gute Navi nur über die Lenkradtasten bedienen, der Beifahrer bleibt außen vor.

Richtig teuer wird es mit dem neuen 2,2-Liter-Diesel aus dem 6er, der in zwei Leistungsstufen mit 150 und 185 PS Vielfahrer beglückt und dem Kompakten richtig Leben einhaucht. Sie machen beide viel Spaß, werden aber nur eine untergeordnete Rolle spielen, weil sie den Preis des Japaners arg nach oben treiben. Denn als Basis-Benziner (und der reicht) beginnt die Preisspirale bereits bei 16.900 Euro, der stärkste Diesel mit Sport-Paket kostet mit üppiger Ausstattung und Spoilerwerk 27.800 Euro und bewegt sich damit auf Augenhöhe mit dem neuen Golf GTD (170 PS). Mit 150-Diesel PS sind mindestens 24.800 Euro fällig. Also den Basis-Benziner nehmen (185 km/h, 145 Nm, 6,3 Liter/100 km), die Ausstattung Center-Line samt Klima und einigen Komfort-Extras ordern und dann gut und günstig ab 19.700 Euro Golf jagen gehen.
Fazit
Der neue Mazda3 macht alles eine Spur besser als sein Vorgänger, ist aber leichter, steifer und ausstattungsbereinigt sogar ca. 300 Euro billiger. So verbessert er sein Handicap. Schade: Einen Benzin-Direkteinspritzer (152 PS) mit Start-Sopp-Automatik bringt Mazda erst im Herbst 2009.
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