Zeigt der Laguna jetzt sein wahres Gesicht? Bislang hat er so still-fröhlich vor sich hin gelächelt – nun bleckt er die Zähne. Über die ganze Bugbreite dehnt sich ein grimmiges Zahngitter, angriffslustig senkt der Franzose den Blick. So einen Auftritt kennen wir von dem Familienauto bislang nicht. Mutig hat der Créateur d’Automobiles ihn auf Coupé d’Avantgarde gedrillt. Konsequent schnittig geformt, zweitürig ausgelegt, luxuriös verfeinert. Nicht schon wieder so eine Nische in der Nische erdacht, stattdessen dankbar klassisch "coupiert". Übrigens das erste Mal wieder – nach 22 Jahren Abstinenz in Deutschland. Ob das Ergebnis auch "chic" ist? Darüber kann man streiten.

Das Heck des Laguna Coupés ist sehr ansprechend gezeichnet

Die Diskussion hat aber spätestens am anderen Ende ein Ende: Das Heck ist eine eindeutige Design-Ansage. Prall geformt und scharf konturiert, mit Doppelauspuff und LED-Leuchten à la Aston Martin garniert – so was Leckeres kam aus Frankreich bislang nur von Starkoch Paul Bocuse. Allein das macht Appetit aufs Fahren. Wir probieren den 3.0 dCi V6 FAP Automatik GT mit 235 PS. So sperrig der Name, so geschmeidig der Antrieb: Der Diesel brummt mit herrlicher Wucht und feiner Laufkultur voran, sachte schaltet die Sechsstufenautomatik die Gänge rauf. Dazu: lässige Sitzposition in dicken Ledersesseln, leises Zischel-Ambiente selbst bei hohem Tempo, Ausblick auf modern arrangierte Knöpfchenwelt und glänzend dekorierte Anzeigen-Sammlung. Parfait – bis hierhin. Aber die mondäne Reise in der Business-Class gleicht leider auch einem Flug durch Turbulenzen.

Die straffe Abstimmung des Fahrwerks stört das Gesamtbild

Renault Laguna Coupé 3.0 dCi
Das Laguna Coupé bewegt sich vorrangig in zittrigen Bahnen, ständig rütteln Fahrbahnunebenheiten am Zweitürer. Die straffe Federung des Renault mag sich irgendwie überhaupt nicht mit Querfugen und Ähnlichem abgeben. Nein, so vergeht der Spaß am Reisen. Oder ist das Absicht? Wer zwei Gesichter hat, bei dem können genauso gut zwei Herzen in einer Brust schlagen. Eines pumpt Luxus durch den Laguna, das zweite pocht in einer sportlichen Frequenz. Dazu gehören eben die straffe Abstimmung, steife 18-Zoll-Räder und – ausschließlich bei Ausstattung GT – das sogenannte 4Control-Allradlenksystem. Hier helfen die Hinterräder mit – beim Kurvennehmen. Und wie gut das geht. Wo andere Typen dieser Gattung langsam, aber sicher ins Untersteuern abdriften, legt der Laguna gefühlt noch eine Schippe nach. Trotz künstlichen Lenkgefühls und wenig Unterstützung durch die Sitze macht das richtig Laune.
Leider ist das ein teurer Spaß. Den GT gibt es nur in Verbindung mit den stärkeren Motoren, einzeln lässt sich die Vierradlenkung nicht ordern. Macht in Zahlen: Mindestens 34.900 Euro (2.0 16V Turbo) verlangt Renault für den besonderen Kurven-Kitzel. Dafür sind selbst die Basis-Coupés üppig sortiert: Klimaautomatik, Bi-Xenon-Licht, CD-Radio, Temporegler, Aluräder – alles drin. Noch wichtiger: Zehn Airbags (inklusive Luftsäcken in den vorderen Sitzflächen, gegen Durch tauchen unter dem Gurt) schützen beim Crash. Hier zeigt der Laguna ein drittes Gesicht. Oder sogar seine Schokoladenseite.

Der erste Eindruck von AUTO BILD-Redakteur Jan Horn

Luxus, Leistung, Laufkultur – der schicke Laguna vereint beste Coupé-Tugenden. Aber etwas stört die Kuschelfahrt. Das Fahrwerk ist zu sportlich abgestimmt. Auch wenn der Renault dank 4Control ein Kurvenkünstler ist – sanfter Abrollkomfort hätte besser gepasst.