Der vollelektrische Fisker Karma ist ein absoluter Exot in Deutschland. Doch lange vor der 2011 präsentierten Elektro-Limousine hat der dänische Designer Henrik Fisker zwei eigene Modelle auf den Markt gebracht. Den 15 Mal gebauten Tramonto und den Latigo CS, von dem nur zwei Exemplare entstanden. Kurios: Beide Modelle basieren auf deutschen Luxusautos!
Dieses Coupé war mal ein BMW
Während vom Latigo CS nur zwei Exemplare entstanden, wurden vom Tramonto auf SL-Basis 15 Stück gebaut. 
Henrik Fisker ist der Mann, der für das Design von automobilen Ikonen wie BMW Z8 und Aston Martin DB9 sowie Aston Martin V8 Vantage verantwortlich ist. Doch Fisker wollte noch mehr und so gründete er im Januar 2005 zusammen mit seinem Geschäftspartner Bernhard Köhler die Designfirma Fisker Coachbuild mit Sitz im US-amerikanischen Orange County. Nur wenige Monate später präsentierte Fisker auf der IAA 2005 die beiden Modelle Tramonto und Latigo CS. Das Erstlingswerk war der auf dem Mercedes SL der Baureihe R 230 basierende Tramonto, der noch 2005 auf den Markt kam und insgesamt 15 Mal gebaut wurde. Der Latigo CS basiert ebenfalls auf einem deutschen Luxusauto, ist allerdings noch seltener. Statt des Mercedes SL griff Fisker beim Latigo CS auf den BMW 6er der Generation E63 als Basis zurück. Der Plan lautete: Die Kunden bringen Fisker Coachbuilding einen 645i, 650i oder M6 und bekommen am Ende einen Latigo CS.

Basis ist der BMW 6er E63

Neben dem Showfahrzeug auf 645i-Basis dauerte es allerdings bis 2007, bevor ein Kunde einen Latigo CS bestellte und am Ende blieb es auch bei diesem einen Kunden. Statt ehemals 150 geplanten Fahrzeugen wurden nur zwei Latigo CS gebaut: Das Showfahrzeug auf Basis eines 645i und die Nummer 001/150 auf Basis eines M6. Das Design des von Chris Bangle gezeichneten BMW 6er der Generation E63 wurde von Beginn an kontrovers diskutiert. Ein guter Ansatz für den Ästheten Fisker, der genau wie beim Tramonto auch bei diesem Modell die gesamte Technik inklusive aller Sicherheitsfeatures übernehmen und sich auf seine Hauptaufgabe konzentrieren konnte: Das Design.

Ein Hauch Aston Martin am Latigo CS

Dieses Coupé war mal ein BMW
Der aufgesetzt wirkende Heckdeckel des BMW 6er ist verschwunden, der Latigo CS wirkt edel. 
Am 6er E63 konnte sich Fisker richtig austoben, sodass am Ende nur noch Details an die Basis erinnern. Türen und Rohkarosserie blieben unangetastet, alles andere überarbeitete Fisker nach seinen Vorstellungen. Heraus kam eine elegantes Coupé, das vor allem an der Front Anleihen bei Aston Martin nimmt. Das ist aber auch kein Wunder, schließlich ist der Däne für das Design der ikonischen Modelle DB9 und V8 Vantage verantwortlich gewesen. Die extrabreiten Tagfahrleuchten im großen Kühlergrill geben dem Tramonto einen etwas eigenständigeren Look. Gleichzeitig ist die neu modellierte Stoßstange höher über die originalen Scheinwerfer gezogen und lässt diese so schmaler aussehen. Die Motorhaube ist deutlich länger als beim BMW und ragt bis in den Kühlergrill hinein. 
Trotz der umfangreichen Veränderungen erkennen Profis im Profil die Silhouette des BMW 6er. Auch Details wie die Türgriffe oder die Spiegel verraten die Münchner Basis. Am Heck hingegen hat Fisker ganze Arbeit geleistet, um die eigentliche Identität des großen Coupés bestmöglich zu verschleiern. Das oft kritisierte Bangle-Buckel mit dem aufgesetzt wirkenden Heckdeckel hat Fisker deutlich entschärft und dem BMW gleichzeitig einen völlig neuen Look verpasst. Die wulstigen Rückleuchten wurden verbannt. Stattdessen trägt der Tramonto extraschmale zweigeteilte LED-Rückleuchten am cleanen Heck. Aus dieser Perspektive wirkt der Latigo CS wie ein Mix aus dem aktuellen Mercedes E-Klasse Coupé und dem eingestellten Renault Laguna Coupé.

Im Interieur ist die BMW-Basis zu erkennen

Dieses Coupé war mal ein BMW
Das Showfahrzeug des Latigo CS basiert auf einem BMW 645i und hat einen schwarz-roten Innenraum. 
Im Innenraum fallen die Veränderungen nicht ganz so umfangreich aus. Sitze, Lenkrad, Armaturen, Schalter und mehr verraten die BMW-Basis ganz deutlich. Da macht es auch keinen Unterschied, dass Fisker den Innenraum aufwendig neu beledern ließ. Dabei hatte der Kunde die Wahl zwischen unzähligen Ledersorten und -farben. Der einzige Latigo CS-Besitzer entschied sich für ein braunes Cockpit mit schwarzem Lederarmaturenbrett. Fisker ließ alle BMW-Logos, mit Ausnahme der M-Prägung auf der Fußstütze, entfernen. Stattdessen prangen die Fisker-Symbole auf dem Airbag-Pralltopf und dem Gangwahlhebel des SMG. Auf dem leicht modifizierten Originaltacho steht Fisker und auf dem Drehzahlmesser Latigo CS V10.
Beim Motor hat sich hingegen richtig etwas getan, denn der Erstbesitzer des Latigo CS 001/150 entschied sich für das sogenannte "Performance Plus-Package". Für umgerechnet etwa 49.000 Euro (ehemals 55.000 US Dollar) wurde der Fünfliter-V10 (S85) von serienmäßigen 507 PS auf 674 PS gepusht. Dazu wurde der Saugmotor komplett neu aufgebaut und umfangreich modifiziert. Diese Arbeit lagerte Fisker zum Tuner RD Sport aus. Ohne elektronische Abregelung soll der Latigo CS 330 km/h schaffen, was angesichts ähnlicher Höchstgeschwindigkeiten von BMW M6 ohne Vmax-Begrenzung, realistisch erscheint.

Gesamtpreis von rund 270.000 Euro

Dieses Coupé war mal ein BMW
Im Profil ist die Linienführung des BMW 6er E63 zu erkennen. 
Da der Latigo CS aufwendig mit Karosserieteilen aus Carbon und Aluminium von Hand umgebaut wurde, war die Transformation vom M6 zum Latigo CS nicht ganz günstig. Die originale Rechnung belegt, dass der einzige Latigo CS neu umgerechnet knapp 194.000 Euro (216.847 US Dollar) gekostet hat. Bei dieser Summe sprechen wir allerdings nur von den Umbaukosten, das Basisfahrzeug kommt hier noch obendrauf, sodass sich die Gesamtkosten auf mindestens 270.000 Euro (über 300.000 US Dollar) belaufen haben. 
Da es neben dem Showfahrzeug auf 645i-Basis nur ein einziges Kundenfahrzeug gibt, lässt sich dessen Weg bis heute nachverfolgen. Nach etwa vier Jahren trennte sich der Erstbesitzer aus Kalifornien 2011 von einem ganz besonderen Auto, woraufhin der Latigo CS bis Februar 2018 in einer kleinen Privatsammlung unterkam, eher bei der Auktionsseite bringatrailer.com mit fast 37.000 Kilometern für umgerechnet 94.000 Euro (105.001 US Dollar) verkauft wurde.