Es ist alles eine Frage der Perspektive, und die beste bekommt man von der Seite. Im Vordergrund steht dann der Mini Clubman mit seinen durchgehenden Chromleisten unter den Seitenfenstern, mit seinen nach außen gewölbten Türen und hinteren Kotflügeln, mit seinem farblich abgesetzten Dach. Und im Hintergrund sehen wir, nun ja, im Grunde genau das Gleiche noch mal. Nur viel, viel größer. Als hätte jemand die Luftpumpe angesetzt und den Mini aufgeblasen. Das Ergebnis heißt Ford Flex – und soll ein Crossover-SUV darstellen.

In Deutschland ist der Ford Flex noch ein Exot

Ford Flex/Mini Clubman
Jeder der ungleich-gleichen Brüder ist auf seine Art herrlich unsinnig: Der Mini Clubman macht einen auf Kombi, doch es passt gerade mal ein Bügel- oder Surfbrett hinten rein. Im Flex können sich sieben Leute breitmachen, dafür ist das 5,13 Meter lange, 2,03 Meter breite und 1,73 Meter hohe Ungetüm zu groß für unsere Städte. Stellt sich die Frage: Ist der Flex vielleicht der praktischere Clubman? Etwas für Leute, die aus ihrem gerade mal 3,93 Meter kurzen Mini rausgewachsen sind, das Design aber nicht missen möchten? Antwort: nur bedingt. Denn hinter den ähnlichen Blechkleidern stecken höchst unterschiedliche Konzepte. Während der Mini Clubman auf einem knackigen europäischen Fahrwerk fährt, rollt der Ford Flex gutmütig bis behäbig über die Fahrbahn, das Fahrwerk erinnert – typisch amerikanisch – an ein weiches Hamburger-Brötchen.

Für 39.000 Euro gibt es viel Platz im Flex

Ford Flex/Mini Clubman
Unter der kantigen Ford-Haube ruht ein V6-Block mit 3,5 Liter Hubraum und 265 PS. Das reicht für schnelle, aber wegen des Verbrauchs von geschätzten 14 Litern leider auch teure Antritte im Stadtverkehr. Dafür stimmt der Auftritt: "Der ist was für echte Männer", sagt Messebauer Tom van Kaatharen, der den kantigen Koloss in der Münchener Innenstadt bestaunt. Regina Guity nimmt den Wagen bei Importeur Karl Geiger ins Visier: "Mich erinnert der an einen Range Rover", sagt die Münchnerin. Sofern sie zuschlägt, dürfte sie den vermutlich einzigen Flex in Deutschland besitzen. Obwohl alle Welt den Maxi-Ford nach seiner Präsentation auf der Automesse in New York vor zwei Jahren gelobt hatte, fand er vorwiegend in Nordamerika Käufer. Was aufgrund seiner Größe nicht weiter verwundert. Für 39.000 Euro gibt es viel Platz, der dazu noch schön verpackt – oder besser: getarnt ist.
Das Holzimitat im Innenraum sieht so echt aus, dass man fast eine Lupe braucht, um es als solches zu entlarven. Anders als der Mini oder die rollenden Würfel Daihatsu Materia oder Nissan Cube ist der Flex innen keineswegs pfiffig. Konventionelle, aber logische Bedienelemente, billiges Plastik und ein Automatikhebel, der aussieht wie aus den Achtzigern: Ein mechanisches Display zeigt die Fahrstufen an. Zwei Panoramadachscheiben lassen viel Sonne rein. Doch im Gegensatz zum Fahrwerk sind die Ledersitze schön hart, geben aber wenig Seitenhalt. Das stört zwar nicht auf schnurgeraden US-Highways, wohl aber im engen Europa. Doch die Sitze sind praktisch: Die hintere Rückbank lässt sich mit einer Schlaufe in Sekunden umklappen. Die wahre Sensation entpuppt sich aber erst beim Einparken: Ausgerechnet der fette Ford lässt sich besser rangieren als der flotte Mini – weil dessen C-Säule viel zu maxi ist. 

Fazit

von

Claudius Maintz
Mein Favorit ist der Clubman. Denn noch habe ich weder Kinder noch Kinderwagen, die ich irgendwie verstauen muss. Sollte sich das ändern, ist der Ford Flex eine Überlegung wert: Er ist deutlich schicker
als Familienkutschen à la VW Touran und viel billiger als Siebensitzer vom Schlage eines Mercedes
GL. Aber so viele Kinder will ich gar nicht.

Von

Claudius Maintz