"Du musst am Lenkrad jederzeit spüren, was die Räder machen", sagt Jürgen Pützschler. Ja, klar – aber: Der Mann jagt den neuen Focus für meinen Geschmack viel zu zügig über Rüttelpisten, fegt um viel zu enge Kurven und hat nebenbei Zeit, mit mir zu plaudern. Der Gruppenleiter für Fahrdynamik bei Ford nennt den Focus sein Baby, man spürt das. Auf Fords Erprobungsgelände im belgischen Lommel, einem riesigen Abenteuerspielplatz mit Hochgeschwindigkeitspisten, Kreisbahnen und Handlingstrecken in allen denkbaren Zuständen, bekommt das Fahrwerk des neuen Focus seinen letzten Schliff. Der Kompakte steht optisch viel mutiger da als bisher, mit Riesengrill, ausgestellten Kotflügeln und steil ansteigender Gürtellinie. Auch innen beweist Ford Courage, das schwungvolle Cockpit lässt viele Konkurrenten brav und freudlos wirken. Die Platzverhältnisse sind okay, viel größer als bisher ist der Focus jedoch nicht.

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Die Stärke der beiden Vorgänger war ja vor allem ihre erstklassige Fahrdynamik. Und dabei soll es bleiben, nur noch agiler, noch sportlicher soll der Neue werden. "Und mehr Komfort bieten", wie Pützschler betont. Das Layout des Fahrwerks blieb unverändert – McPherson-Federbeine vorn, Schwertlenkerachse, eine Mehrlenkerachse, hinten –, wurde überarbeitet: breitere Spur, veränderte Lager, Buchsen, Dämpfer. Komplett neu ist die elektrische Servolenkung, beim Vorgänger arbeitete sie elektrohydraulisch. "Wichtig waren uns klare Rückmeldung und hohe Präzision", erklärt Pützschler. Es scheint zu funktionieren, soweit sich das vom Beifahrersitz aus beurteilen lässt. Der Focus lenkt sauber und unaufgeregt ein, liegt ruhig und stabil – trotz der widrigen Verhältnisse. Den kompletten Fahrbericht inklusive der Antriebsdaten gibt es in AUTO BILD 43/2010 (ab 29. Oktober im Handel).
Dirk Branke

Fazit

Der neue Focus legt einen schneidigen Auftritt hin. Er sieht spannend aus, mit auffälligem, selbstbewusstem Design, und er fährt offensichtlich genauso agil wie bisher – mindestens. Er hat jede Menge moderne Technik an Bord, nicht zuletzt die neuen, aufgeladenen EcoBoost-Benziner. Gute Voraussetzungen, um gegen Golf & Co zu bestehen, wenn wir zum Vergleichen selbst ans Lenkrad dürfen.