Ford Focus ST, Hyundai i30 N Performance: Test, Motor, Preis
Mit Hyundai i30 N und Ford Focus ST kommt der Spaß auf die Straße

—
Ford liftet den Focus und vergisst den ST nicht. Auf der Rennstrecke wartet schon der Hyundai i30 N Performance – zum Kampf der kompakten Kracher!
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Einfach mal loslassen. Sich um nichts einen Kopf machen müssen und das Leben genießen. Kurz: mal so richtig Spaß haben, ohne Reue. Was aktuell wie ein ziemlich ferner Traum oder die Sehnsucht nach unbeschwerten Kindertagen klingt, lässt sich allerdings durchaus finden. Zum Beispiel bei Ford und Hyundai. Beide Hersteller gießen bezahlbares (Fahr-)Vergnügen in kompakte Blechkleider und bitten mit jeweils 280 PS zum wilden Stelldichein.
Der gerade frisch gemachte Ford Focus ST gibt dabei den selbstbewussten Herausforderer, präsentiert sich sehr angriffslustig in 1000 Euro teurem "Mean Green metallic" (auf Deutsch etwa: böses Grün) und lässt vorwitzig die beim ST X serienmäßigen LED-Matrix-Scheinwerfer funkeln.

Grün und Blau: Mit giftiger Lackierung tritt der Focus ST gegen den i30 N Performance in seiner typischen Farbe an.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der in der Szene durchaus etablierte Hyundai i30 N Performance tritt im typischen Performance Blue (600 Euro) an und blitzt aus ebenfalls ohne Aufpreis verbauten Voll-LED-Leuchten in Richtung Kölner Kontrahent. Ring frei!
i30 und Focus bieten ordentlich Platz
Fünf Türen, ordentliche Platzverhältnisse, brauchbarer Kofferraum – so weit die Argumente, um die Anschaffung dieser beiden Spaß-Spezialisten auch im Familienrat oder gegenüber dem Finanzausschuss zu begründen. Und wer es genauer wissen muss oder will: Im Hyundai gibt es vorn minimal mehr Platz, der Ford kann bei umgelegter Fondlehne eine kleine Tasche mehr einpacken. Kommt es darauf wirklich an, empfehlen wir, im Hyundai unbedingt auf die Querverstrebung im Gepäckraum zu verzichten. Die kostet nämlich nicht nur 180 Euro, sondern auch 14 Liter Kofferraumvolumen. Und die versprochenen sechs Prozent mehr Karosseriesteifigkeit dürften sich verschmerzen lassen.
Fahrzeugdaten
Modell
Ford Focus ST X 2.3 EcoBoost
Hyundai i30 N Perform. 2.0 T-GDI
Motor Bauart/Zylinder
Einbaulage
Ventile/Nockenwellen
Nockenwellenantrieb
Hubraum
kW (PS) bei 1/min
Nm bei 1/min
Vmax
Getriebe
Antrieb
Bremsen vorn/hinten
Testwagenbereifung
Reifentyp
Radgröße
Abgas CO2
Verbrauch*
Tankinhalt
Kraftstoffsorte
SCR-Kat
Vorbeifahrgeräusch
Anhängelast gebr./ungebr.
Stützlast
Kofferraumvolumen
Länge/Breite/Höhe
Radstand
Grundpreis
Testwagenpreis (wird gewertet)
Weniger großzügig sind wir bei den wirklich wichtigen Dingen, etwa den Vordersitzen. Der i30 N kommt mit 1400 Euro teuren Sportschalensitzen, die mit den serienmäßig verbauten Performance-Sportsitzen des Focus aber nicht mithalten können.
Im ST packen die kräftig konturierten Polster deutlich besser zu, verrutscht auch bei schneller Kurvenhatz kaum etwas, lässt sich zudem die Beinauflage ausziehen – das schafft auch für große Piloten ein fast perfektes Arbeitsumfeld. Und weil sich das Lenkrad weit herausziehen lässt, passt die Sitzposition (fast) allen Fahrern. Der nächste Alpenpass kann kommen.

Komm ein bisschen näher: Für sportliche Fahrer wäre es gut, wenn sich das Lenkrad des i30 weiter nach vorn ziehen ließe.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Der i30-Arbeitsplatz hat Optimierungspotenzial
Im Hyundai finden wir keine ganz so innige Verbindung mit dem Auto. Der Fahrer sitzt zwar schön tief und gut integriert im Wagen, das Lenkrad bleibt bei Walter-Röhrl-Typen aber immer ein Stück zu weit weg, müsste sich weiter herausziehen lassen. Und die Seitenwangen stützen den Oberkörper deutlich geringer als im Ford, die Oberschenkelauflage lässt sich nicht verlängern. In beiden Fällen sind die Kopfstützen übrigens integriert, also nicht höhenverstellbar – für lange Lenkradakrobaten nicht ideal.
Kaum Beanstandungen bei der Bedienung
Die Bedienung gestaltet sich in beiden Kompakten einfach. Hyundai geht den eher klassischen Weg mit analogen Rundinstrumenten und realen Knöpfen für wichtige Funktionen. Das klappt ganz gut, die Sprachsteuerung beschränkt sich allerdings auf die wirklichen Basics und versteht auch nicht immer alles.

Arbeitsplatz im Ford: digitale Instrumente, großer Touchmonitor im Breitbildformat, unten abgeflachtes Lenkrad.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Ford hat das Cockpit digital gemacht
Der neuere Focus informiert natürlich über ein digitales Display, auf dem neben der vollformatigen Navikarte aber auch klassische Zeigerinstrumente einspielbar sind. Für die wichtigsten Funktionen bleiben konventionelle Knöpfe, der Touchanteil liegt aber höher als im i30. Der Sprachassistent im Focus scheint ein Verwandter des Hyundai-Helfers: Wichtiges erledigt er aufs Wort, das Verständnis bleibt begrenzt.
Messwerte
Modell
Ford Focus ST X 2.3 EcoBoost
Hyundai i30 N Perform. 2.0 T-GDI
Beschleunigung
0–50 km/h
0–100 km/h
0–130 km/h
0–160 km/h
0–200 km/h
Zwischenspurt
60–100 km/h
80–120 km/h
Leergewicht/Zuladung
Gewichtsverteilung v./h.
Wendekreis links/rechts
Sitzhöhe
Bremsweg
aus 100 km/h kalt
aus 100 km/h warm
Innengeräusch
bei 50 km/h
bei 100 km/h
bei 130 km/h
Verbrauch
Sparverbrauch
Testverbrauch
Durchschnitt der 155-km-Testrunde (Abweichung zur WLTP-Angabe)
Sportverbrauch
CO2 (Testverbrauch)
Reichweite (Testverbrauch)
Erste Überraschung in Sachen Antrieb: Ford kann uns den ST nicht mit Siebenstufenautomatik (Aufpreis 2000 Euro) liefern, Hyundai seinen i30 dafür nur mit Achtgang-Doppelkuppler. Zweite Überraschung: Der Focus mag den Sommer anscheinend nicht. Bei Temperaturen von 30 Grad und mehr zeigt der 2,3-Liter-Turbo des Kölners jedenfalls erstaunliche Schwächen. Das Turboloch fällt um einiges größer aus als beim koreanischen Kollegen, bei den schnellen Runden auf dem Contidrom bei Hannover wirkt er gehemmter.

Das Foto täuscht: In Sachen Fahrleistungen liegt der i30 N Performance klar vor dem Focus ST.
Bild: Olaf Itrich / AUTO BILD
Längs- und querdynamisch siegt der Hyundai
So holt sich der ebenfalls 280 PS starke Hyundai schon bis Tempo 100 einen Vorsprung von 1,11 Sekunden, der bis Tempo 200 auf immerhin 5,3 Sekunden wächst. Der Zweiliter-Turbo des i30 N wirkt in allen Lebenslagen lebendiger und lustvoller, dreht freier und überrascht vor allem im Sportmodus mit einem Sound, der begeistert.
Der dezenter, aber ebenfalls sportlich trompetende Focus leidet tatsächlich unter seiner Handschaltung, deren Anschlüsse nicht immer passen und der auf das souveräne DCT des Hyundai zwei Übersetzungen fehlen. Wie sich die beiden Testkandidaten auf der Rennstrecke schlagen, erfahren Sie in der Bildergalerie.
Fazit
Ford Focus ST und Hyundai i30 N Performance liefern Fahrfreude und Vergnügen für noch akzeptable Preise – das muss man ihnen hoch anrechnen. Der i30 N empfiehlt sich dabei den schnellen Rennsportfans, die auch mal auf das letzte bisschen Restkomfort verzichten können. Der ST bedient Freunde der Leistung, die Familie haben.
Service-Links