So eine Karriere ist selten unter Campern: Der erste Nugget kam bereits 1986 auf den Markt und wurde in nunmehr 33 Jahren insgesamt mehr als 15.000-mal verkauft. Das aktuelle Modell baut auf dem schlanken Transit Custom auf und kann in der Normalversion (Länge: 4972 Millimeter) mit Klappdach oder Hochdach bestellt werden. Die Langversion Nugget Plus (5339 Millimeter), die exakt 36,7 Zentimeter mehr Lebensraum bietet, wird dagegen konsequenterweise nur mit festem Deckel angeboten. Damit lässt sich nun endlich der von manchem Nugget-Fan heiß ersehnte Toilettenbereich verwirklichen. Aber auch sonst hat der große Nugget manches Plus an Bord. Das ist er: Die erwachsene XL-Ausgabe des Kölner Goldstücks. Das Plus im Namen steht für mehr Raum, mehr Radstand (3300 statt 2933 Millimeter), für die bereits erwähnte Banktoilette von Thetford und ein kleines Waschbecken, das bei Bedarf aus der Bordwand gegenüber klappt. Damit man den WC-Besuch ohne Zuschauer absolvieren kann, gibt es einen Vorhang für das große Heckfenster und ein horizontales Rollo, das einen gewissen Sichtschutz zum Innenraum bietet. Eine Tür ersetzen kann es natürlich nicht. Der Nugget hat also  keinen echten Waschraum. Auch eine Duschmöglichkeit im Fahrzeug gibt es leider nicht. Es bleibt bei der bekannten Anschlussmöglichkeit für eine Außendusche.

Das Hochdach ermöglicht eine gute Länge für zwei Schlafplätze

Ford Nugget Plus
Da steckt Hirnschmalz drin: Die Sitzbank wechselt mit wenigen Handgriffen in Liegeposition. Wer sich langmacht, steckt die Füße unter die Küche.
Das hat er: Ein erstaunlich gutes Raumgefühl auf nicht einmal fünfeinhalb Metern und eine verdammt clevere Klappsitzbank. Während der Fahrt finden dort bis zu drei Personen Platz, wodurch der Nugget zum Fünfsitzer wird. Ein unschätzbarer Vorteil für alle, die mit den sonst üblichen Viersitzern nicht auskommen. Warum der Fünfsitzer aber nur vier Schlafplätze bietet, ist eine andere Frage. Wenn nämlich die Klappsitzbank flach gelegt wird, können unten zwei Personen schlafen. Die Füße ragen dabei bis in den Unterschrank der im Heck L-förmig eingebauten Küche. Zwei weitere Schlafgelegenheiten bietet das Hochdach. Dazu wird die vordere Blende heruntergelassen und die Unterlage samt Matratzen und Tellerfedern bis in den hinteren Fahrzeugbereich herausgezogen. Eine Dachhaube sowie Fenster rechts und links an den Seiten sorgen für Licht und Luft – besitzen aber natürlich auch Rollos beziehungsweise Fliegengitter.
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Das neue Cockpit wirkt wie aus einem Guss

Der Heckbereich ist der bereits erwähnten Küche vorbehalten, die mit runder Edelstahlspüle, Zweiflammenkocher und 40-Liter-Kühlbox ausgestattet ist, sowie zahlreichen, in der Mehrzahl verschlossenen Ablagen und Schränkchen. So bietet der Nugget auf überschaubarem Raum doch recht viele Staumöglichkeiten – sogar für Campingtisch, zwei Stühle und einen Regenschirm. Was will man mehr? Das renovierte Cockpit macht Schluss mit Ecken und Kanten, zeigt sich übersichtlich und wie aus einem Guss. Die Instrumente sind gut ablesbar, Radio, Navi & Co. lassen sich über das neu gestaltete Infotainment-System mit ausgestelltem Touchscreen in der Mitte gut bedienen. Etwas darunter sitzt der gut erreichbare Automatikwählhebel. Ablagen und Getränkehalter sind ausreichend vorhanden. Zu den Pluspunkten des Nugget zählen moderne Assistenzsysteme, zum Beispiel Abstandsregeltempomat oder Spurhalteassistent.

Das kraftvolle Drehmoment fördert verbrauchsarmes Fahren

Ford Nugget Plus
Auch in Gefahrensituationen reagiert der Nugget Plus gutmütig und ist stets leicht zu beherrschen. Er wankt kaum, weder im Slalom noch beim Ausweichen.
So fährt er: Handlich, sicher, leise – und sogar recht schnell. Denn bei unserem Test trat die 170 PS starke Topversion an. Wichtiger als die 155 km/h Spitze ist für uns Camper das kraftvolle Drehmoment, das niedrigtouriges und somit verbrauchsarmes Fahren fördert und, falls nötig, beim Überholen ordentlichen Schub bereitstellt. Als sehr angenehm erwies sich zudem die sanft schaltende Sechsstufenautomatik. Da bekommt das Wort "Reise-Mobil" einen ganz neuen Klang. Apropos Töne: Zu hören ist kaum etwas im Nugget Plus. Der 2,0-Liter-Vierzylinder brummelt sonor vor sich hin, und aus dem Aufbau ist nur auf ruppigen Strecken allenfalls ein leises Klappern zu hören. Da haben beide, Ford als Fahrzeughersteller und Westfalia als Ausbauer, einen guten Job gemacht. Fahrdynamiktests auf abgesperrtem Gelände unterstreichen diesen positiven Eindruck und zeigen, dass der Nugget auch in Gefahrensituationen gutmütig reagiert und stets leicht zu beherrschen ist. So wankt er trotz Hochdach kaum, weder im Slalom noch beim Ausweichen. Das ESP funktioniert feinfühlig, und die Bremsen erweisen sich auch nach zehn Vollbremsungen aus 100 km/h als standfest. Noch bessere Bremswerte verhindern die montierten Winterreifen. Sommerreifen greifen einfach besser.

Bildergalerie

Wohnmobil-Test Ford Nugget Plus
Wohnmobil-Test Ford Nugget Plus
Wohnmobil-Test Ford Nugget Plus
Kamera
Wohnmobil-Test Ford Nugget Plus

Axel Sülwald

Fazit

Der Nugget hat gewonnen, so viel ist  sicher. Vielleicht wäre ein richtiges Bad mit Dusche und fester Tür die konsequentere Lösung gewesen. Andererseits erfüllt die Langversion in ihrer jetzigen Form alle Anforderungen, die Nugget-Fans erwarten – plus erhöhten Lebensraum. Urteil: vier von fünf Punkten.