Formel 1: Abschied von einer Legende
Vor einem Jahr starb Niki Lauda

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Niki Lauda hat den Kampf ums Überleben 1976 auf dem Nürburgring gewonnen, am späten Abend des 20. Mai 2019 aber verloren.
Diese E-Mail der Familie Lauda stürzte die Formel-1-Szene vor einem Jahr in Trauer: „In tiefer Trauer geben wir bekannt, dass unser geliebter Niki am Montag, den 20.05.2019, im Kreise seiner Familie friedlich entschlafen ist. Seine einzigartigen Erfolge als Sportler und Unternehmer sind und bleiben unvergesslich. Sein unermüdlicher Tatendrang, seine Geradlinigkeit und sein Mut bleiben Vorbild und Maßstab für uns alle. Abseits der Öffentlichkeit war er ein liebevoller und fürsorgender Ehemann, Vater und Großvater. Er wird uns sehr fehlen.“
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Niki Lauda war jahrzehntelang das Gesicht der Formel 1: 171 WM-Rennen, drei WM-Titel, 25 Siege, 24 Pole-Positions, 420,5 Punkte. Doch Nikolaus, genannt Niki, Lauda stand für mehr als nur diese Zahlen.
Sein erster WM-Titel 1975 führt Ferrari aus einer elfjährigen Krise. Lauda, der Analytiker, der Kritiker, der akribische Arbeiter krempelt Ferrari um und führt das Traditionsteam wieder an die Spitze.

Niki Lauda und Michael Schumacher
1976 am Nürburgring dann der Feuerunfall, der vielleicht bekannteste Crash der Formel-1-Geschichte. 55 Sekunden lang sitzt Lauda im Wrack, mitten in 200 Liter brennendem Benzin.
Harald Ertl, Brett Lunger und Arturo Merzario ziehen den Österreicher aus dem Feuer. Seine Chance aufs Überleben: minimal. Im Krankenhaus bekommt Lauda schon die letzte Ölung.
Unfassbar: 42 Tage nach dem Crash sitzt er wieder im Auto, mit blutenden Wunden unter dem Helm, kämpft um seinen zweiten WM-Titel, gibt im Regen von Japan aber auf. Er will seine Schutzengel nicht überstrapazieren. 1977 holt er nach, was er 1976 verpasst: Er wird wieder Weltmeister.
Der dritte Titel kommt erst 1984. Zwei Jahre lang hat Lauda ausgesetzt, eine eigene Fluglinie aufgebaut. Er ist selbst begnadeter Pilot – auch in den Lüften. Die PS-Turbo-Monster der 80er Jahre haben Lauda nie begeistert. Im Qualifying hat er gegen seinen McLaren-Porsche-Teamkollegen Alain Prost daher keine Chance.
Aber Lauda ist cleverer im Rennen, setzt sich am Ende um einen halben Punkt gegen Prost durch. Es ist die knappste WM-Entscheidung aller Zeiten. 1985 gewinnt er in seiner Abschiedssaison noch ein letztes Rennen.
1993 holt ihn Ferrari, um das Team erneut umzukrempeln. Lauda fädelt die Verpflichtungen von Jean Todt als Teamchef und Michael Schumacher als Fahrer ein.
Das Erfolgsduo holt von 2000 bis 2004 fünf Titel in Folge. Weniger erfolgreich ist Laudas Intermezzo als Jaguar-Teamchef 2001 und 2002. Zu wenig Vertrauen schenkt ihm Ford. Bei Mercedes beteiligt er sich mit 10 Prozent am Rennstall, lockt Lewis Hamilton von McLaren weg und zieht im Hintergrund die Fäden des vielleicht besten Rennstalls aller Zeiten. Denn seit 2014 dominiert Mercedes die Formel 1.
Der Feuercrash verfolgt Lauda sein ganzes Leben. Sein Gesicht ist gezeichnet, sein Körper auch.
1997 spendet ihm Bruder Florian eine Niere, 2005 seine damalige Lebensgefährte Birgit. Im Sommer 2018 muss Lauda eine neue Lunge transplantiert werden. Vor dem Finale in Abu Dhabi schickt er eine letzte Videobotschaft an Mercedes. Im Winter stört eine Grippe seinen Genesungsprozess.
Am 20. Mai 2019 verliert Lauda den Kampf ums Überleben. Zuvor soll er wegen Nierenversagens in eine Schweizer Privatklinik zur Dialyse eingeliefert worden sein.
Zwei Mal war Lauda verheiratet. Insgesamt hat er fünf Kinder.
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