Die Formel 1 kehrt zurück nach Frankreich – mit 71 Fahrern einer der stärksten F1-Nationen. Aber nur einer wurde Weltmeister: Alain Prost. Sein Duell mit Ayrton Senna gilt bis heute als der heftigste Kampf, den der Grand-Prix-Sport je erlebte.
Beide waren sich spinnefeind. Prost im Stallduell 1988: „Mit Senna ist die Weltmeisterschaft zu einem Krieg geworden. Für einen WM-Titel riskiert er sein Leben. Ich nicht – so wichtig ist mir die WM nicht. Mit seiner Siegesbesessenheit zerstört er die ganze Formel 1.“
Meistens war Senna schneller als der Franzose. Senna stand 65 Mal auf Poleposition, Prost nur 33 Mal. Dafür gewann Prost 51 Grands Prix, Senna „nur“ 41. Prosts Stärke waren die Rennen: Ruhiger Fahrstil, Überblick übers Geschehen, Attacke nur dann, wenn es sich gelohnt hat. Daher sein Spitzname „der Professor“. Aber: „Nimm das nicht ernst. Heute bist du für die Leute der Professor, morgen der große Depp.“
Das gilt auch für Prost. Als er seinen eigenen Formel-1-Rennstall 2001 zusperren mussten, wurde er mit Kritik überhäuft. Niki Lauda, der Prost 1984 im Kampf um den Titel mit dem gleichen Auto um einen halben Punkt besiegte, meinte zum Beispiel: „Dass Alain Prost, ein Rennfahrer und Perfektionist seiner Größe, der alles weiß, der selber überall gefahren ist, als Teamchef so versagt, ist für mich eine maßlose Enttäuschung."
Formel-1-Weltmeister als Teamchefs: Die irre Geschichte
Senna
Die größte Rivalität aller Zeiten: Senna und Prost
Das Team überlebte fünf Jahre, fuhr dabei drei Podestplätze heraus. Sein Traum von der französischen Nationalmannschaft hat sich aber nie erfüllt. Peugeot pumpte kein Geld in den Rennstall, sondern verkaufte die Motoren für teures Geld. Französische Sponsoren bissen auch nicht an. „Ich wollte den Erfolg unbedingt auch als Teamchef haben. Aber selbst heute ist es leichter, ein Formel-1-Team zu führen. Es kostet zwar immer noch viel Geld, aber du kriegst wenigstens auch viel aus dem Formel-1-Einnahmentopf.“
Prost war schon als Fahrer mit einem Auge immer Teamchef. Mehrmals wollte er bereits während seiner Karriere das Ligier-Team übernehmen. Und sein Cockpit bei Renault verlor er Ende 1983, weil er „mehr Macht wollte als Sportchef Gérard Larrousse“ WER WAR DAS?, schimpften ihm die Renault-Leute nach.

Beinahe acht Titel

Schon mit Renault war Prost nah dran am Titel, wurde 1983 Vizemeister. Neben seinen vier WM-Titelnund 51 Siegen war er insgesamt vier Mal Vizechampion. 1984 verlor er den Titel zum dritten Mal in Folge, obwohl er mehr Siege hatte als der spätere Weltmeister. Fast hätte er also acht Titel, sogar einen mehr als Michael Schumacher. Prost: „Ich fahre nur, um zu gewinnen. Mit immer neuen Zielen: der erste Sieg, der erste WM-Titel, dann der zweite. Und jetzt will ich alle Rekorde. Rekorde sind mein Leben. Wenn ich abtrete, werden mich die Leute als den Champion, der alle Rekorde brach, in Erinnerung behalten.“ Immerhin: Von Portugal 1987 bis Belgien 2001 war er Rekordsieger in der Formel 1. Dann übertrumpfte ihn Schumi.
Kurz vor Sennas Tod in Imola 1994 sprachen sich beide aus, schüttelten sich die Hand. „Trotz aller Meinungsverschiedenheiten waren wir Freunde. Noch in Imola meinte er, ich solle es mir nochmal überlegen und weiterfahren“, erinnert sich Prost. Der auch sagt: „Das McLaren-Superteam mit Honda, Senna und mir war meine Idee! Und ich habe lang und hart draufhingearbeitet, sie zu verwirklichen.“
199 Rennen fuhr Prost für McLaren, Renault, Ferrari und Williams. Ende 1993 war Schluss. Für McLaren fuhr er danach noch ein paar Tests. Aber nicht mehr lange, denn: „Formel-1-Testen ohne Rennen zu fahren, ist wie eine Ehe mit einer schönen Frau ohne Sex“, lacht er.
Prost, als Kind ein Schlafwandler und mondsüchtig, hat nach seiner Karriere noch Eisrennen in der Andros-Trophy bestritten – sogar sehr erfolgreich: Von 2003 bis 2012 holte sich der heute 63-Jährige mit Toyota und Dacia 38 Siege und drei WM-Titel. Auch seine beiden Söhne Nicolas und Sacha fahren diese wilden Eisrennen. Nicolas ist zudem bei Renault e.dams in der Formel E unterwegs, gewann dort schon drei Rennen. Doch weil Alain Prost, der bei Renault auch in der Formel 1 noch eine Beraterrolle hat, seine Teamanteile verkaufte, muss sich auch Nicolas ein neues Cockpit suchen.

Bildergalerie

Formel 1 Weltmeister
Formel 1 Weltmeister
Formel 1 Weltmeister
Kamera
Alle Formel-1-Weltmeister: Von Farina bis Hamilton 1950-2020

Von

Michael Zeitler