Die WM ist entschieden, aber der Kampf der Silberpfeile spitzt sich weiter zu: Gerade einmal 14 Tausendstel trennten die beiden Mercedes-Stars Nico Rosberg und Lewis Hamilton im Abschlusstraining zum Mexiko GP an der Spitze der Zeitenliste, wobei der Deutsche die Oberhand behielt. Hinter den Silberpfeilen reihten sich Daniel Ricciardo (Red Bull) und Sebastian Vettel (Ferrari) ein. Der Zweitplatzierte Hamilton verbremste sich auf seinem schnellsten Versuch in der Stadion-Sektion im letzten Sektor allerdings – ein Fehler, der den alten und neuen Weltmeister mit Sicherheit mehr als die 0,014 Sekunden kostete, die ihm am Ende fehlten. Nach der Berührung am Start und dem Mützenwurf nach dem Rennen zuletzt in Austin, ist die Stimmung bei Mercedes weiter angespannt.
Rosberg vs. Hamilton: Kappen-Zoff und Start-Stress

Hamilton motzt am Funk

Rosberg
Auch nach der WM-Entscheidung: Rosberg und Hamilton lassen keine Chance zur Attacke aus
Auf der Strecke demonstrierte das am Samstagvormittag auch Hamilton, der sein Team anfunkte: „Nico ist zu nah vor mir, er blockiert mich!“ Vom Kommandostand tönte es umgehend und mit ruhiger Stimme: „Lewis, hinter dir ist genug Platz...“ Deeskalation ist derzeit das Stichwort für die Verantwortlichen bei den Stuttgartern, denn zwischen Rosberg und Hamilton brodelt es wie schon lange nicht mehr. Eine Aussprache hatte Rosberg zuletzt nach Hamiltons Startmanöver in Austin gefordert, das auch von den Team-Bossen zunächst als zu hart bewertet worden war. Bei der Ankunft in Mexiko hatte sich diese Wahrnehmung scheinbar schon wieder gedreht.
Einmal mehr war es Niki Lauda, der Hamilton aus der Schlusslinie nahm. Frei nach dem Motto: Ein Weltmeister muss sich für nichts erklären. Die enge Beziehung zwischen dem Österreicher und Hamilton, hatte dem Champion in der Vergangenheit beim Duell gegen Rosberg schon das ein oder andere Mal geholfen, so etwa beim Crash der beiden Kontrahenten 2014 in Spa, in dessen Folge Rosberg als Schuldiger auserkoren wurde und klein beigeben musste. Diesmal jedoch scheint der Wiesbadener auf eine Aussprache und sein Recht zu bestehen. „Ich vertraue dem Team, dass es einen angemessenen Umgang gibt“, meinte Rosberg, der jedoch keinen Einblick geben wollte, was genau bei Mercedes hinter den Kulissen abgeht.
So lief das zweite Mexiko-Training: Red Bull jagt Mercedes

Verbale Auseinandersetzung

Mercedes
Dunkle Wolken über Mexiko, dunkle Wolken auch über Mercedes? Die Lage im Team ist angespannt
„Ich gehe jetzt nicht darauf ein, was für eine Stimmung hier herrscht”, ließ er vermuten, dass die Atmosphäre im Team schon einmal entspannter war. Hamilton machte seinerseits in Mexiko klar, dass er keinen Klärungsbedarf mit Rosberg sieht. „Ich denke, Toto (Wolff; d. Red.) meint, dass er sich vielleicht mit Nico hinsetzen muss, um zu sehen, wo ihm der Kopf steht”, sagte der Brite in Bezug auf ein reinigendes Gespräch. Fast schon gönnerhaft fügte Hamilton an: „Es ist eben das Schlimmste, wenn Du mein Teamkollege bist.” Mit dieser Aussage konfrontiert, holte Rosberg zum Konter aus: „Dieser Kommentar macht es noch besser für mich. Da schlag ich ihn beim nächsten Mal mit noch mehr Freude.”Wie immer ist Schritt eins dazu die beste Ausgangsposition: In Form der Pole-Position. Dreimal in Folge holte Rosberg sich diese zuletzt – in Japan, Russland und auch in den USA. Allein in einen Sieg konnte er keinen der drei ersten Startplätze umwandeln. Alle drei Rennen gingen indes an Hamilton, der sich somit bereits vergangenes Wochenende vorzeitig zum Weltmeister krönte. Einen Wechsel nach Ende seines längerfristigen Vertrages, dessen Laufzeit beim Abschluss nicht bekanntgegeben worden war, schloss Rosberg aber trotz der aktuellen Dominanz seines Stallgefährten aus: „Ich habe langfristig meine Zukunft hier. Ich bin stolz, ein Silberpfeil-Fahrer zu sein.”
So lief das erste Mexiko-Training: Rosbergs Bremse brennt

Ein Duell für die Zukunft

Lauda, Lowe, Wolff
Mercedes' Bosse haben alle Hände voll zu tun, damit das Duell nicht wieder außer Kontrolle gerät
Sagt der eine Mercedes-Pilot dieser Tage so etwas, darf man sich nur einer Sache sicher sein: Die Antwort des anderen wird nicht lange auf sich warten lassen. „Ehrlich gesagt, sehe ich mich nirgendwo anders”, sagte auch Hamilton in Bezug auf seine Zukunft bei Mercedes. Er könne sich vorstellen, seinen 2018 auslaufenden Vertrag mit den Silberpfeilen noch einmal um „drei oder vier Jahre” zu verlängern, so die Kampfansage des Briten in Richtung Konkurrenz und Rosberg: „Und das wäre es dann für mich.” 2022 wird Hamilton 37 Jahre alt – genauso wie Rosberg. Sieben weitere gemeinsame Jahre? Bei den verbalen Giftpfeilen, die momentan zwischen den Silberfeinden fliegen, mag man sich das kaum vorstellen...
Alle News vom Comeback: Mexiko GP 2015 im Splitter

Von

Frederik Hackbarth