Max Verstappen wird nach einem chaotischen Regen-Rennen in Suzuka zum Weltmeister gekürt – und versteht es zunächst selbst nicht.
Erst Regenschlacht, dann Konfusion in Suzuka! Max Verstappen (Red Bull) gewinnt den Großen Preis von Japan vor Sergio Perez (Red Bull) und Charles Leclerc (Ferrari). Für den Niederländer ist es der zwölfte Saisonsieg und der 32. insgesamt.
Anschließend herrscht große Verwirrung: FIA und Formel 1 küren Verstappen zum Weltmeister, obwohl keine 75 Prozent des Rennens gefahren wurden. Damit würden laut (altem) Regelwerk eigentlich nur 19 statt 25 Zählern an den Sieger vergeben – und dem Holländer würde ein Punkt fehlen. Doch die FIA klärt auf: Artikel 6.5 gilt nur, wenn ein Rennen nicht wieder aufgenommen und innerhalb der Zeitregeln beendet wird.
Charles Leclercs Fehler in der letzten Runde macht Max Verstappen zum Weltmeister.
Bild: F1/Twitter

Möglich gemacht hat das Chaos überhaupt erst Charles Leclerc. Der Monegasse kurz in der letzten Runde in der letzten Schikane ab und bekommt nachträglich eine 5-Sekunden-Strafe. Perez erbt Rang zwei – und mitten im Parc Fermée wird Verstappen zum Weltmeister ausgerufen. Der versteht die Welt nicht mehr. Denn wenige Minuten erfährt er, dass ihm doch noch ein Punkt fehlt – nur um dann erneut auf die rote Champions-Couch gesetzt zu werden.
Der Red Bull-Star freut sich trotzdem: „Das Auto ist geflogen. Ich bin froh, dass wir bei dem Regen überhaupt Rennen fahren konnten.“
Denn zunächst sieht es so aus, als würde die Formel 1 in Japan ihr zweites Spa erleben. Hintergrund: 2021 konnte beim GP in Belgien wegen zu starken Regens nicht gefahren werden. Auch in Suzuka muss die rote Flagge rausgeholt werden: Nach einem Unfall von Carlos Sainz in der ersten Runde wird das Rennen unterbrochen. Der Ferrari-Star war auf Aquaplaning ausgerutscht und hat seinen roten Renner geschrottet. Glück im Unglück: Obwohl er quer neben der Ideallinie zum Stehen kommt, können alle Piloten rechtzeitig ausweichen.
Pierre Gasly fährt an einem Traktor vorbei, der auf der Strecke steht.
Bild: F1 TV

Für Diskussionen sorgt anschließend eine Szene, in der Pierre Gasly hinterm Safetycar an einem Traktor vorbeifährt, der auf der Strecke steht. „Das ist nicht akzeptabel“, schimpft der Franzose am Funk. Grund: Böse Erinnerungen an den Unfall von Jules Bianchi 2014, der damals in einen Traktor am Streckenrand raste und später aufgrund seiner schweren Kopfverletzungen verstarb. Doch der Automobilweltverband FIA dreht den Spieß um: Gasly muss nach dem Rennen zu den Stewards, weil er mit Tempo 250 hinterm Safetycar angeblich zu schnell unterwegs war.
Etwa eineinhalb Stunden später wird das Rennen für 40 Minuten wieder aufgenommen. Zu hoch pokert dabei das Haas-Team im Fall von Mick Schumacher. Obwohl die Strecke abtrocknet, wird der Deutsche auf Regenreifen draußen gelassen. Grund: Das US-Team hofft auf ein Safetycar. Schumacher wird so zwischenzeitlich bis auf Platz drei nach vorne gespült, führt das Rennen für wenige Meter sogar an. Anschließend wird er allerdings durchgereicht, fährt mit den Extreme-Wets teilweise fünf Sekunden pro Runde langsamer.
Der fällige Boxenstopp zerstört sein Rennen endgültig. Schumacher fällt ans Ende des Feldes zurück und wird 18. Sein Teamkollege Kevin Magnussen, der trotz schlechterer Platzierung rechtzeitig Intermediates aufziehen durfte, wird 14. Mick Onkel Ralf ärgert sich bei Sky: „Es wäre nicht das erste Mal, dass Haas Entscheidungen trifft, die eher in Richtung Magnussen und nicht Richtung Mick gehen.“
Sebastian Vettel fährt ein starkes Rennen und wird sechster.
Bild: Aston Martin

Aus deutscher Sicht erfreulicher ist das Rennen von Sebastian Vettel: Der Aston Martin-Star kommt als Erster eine Runde nach dem Neustart an die Box. Der frühe Wechsel auf Intermediates spült ihn vor bis auf Platz sechs, den er bis zuletzt gegen Fernando Alonso verteidigt. Beide Altmeister überqueren im Parallelflug die Ziellinie, am Ende mit dem besseren Ende und 0,011 Sekunden Vosprung für Vettel.

Formel 1 Grand Prix von Japan

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 3:01:44,004 Std.
2. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari +26,763 Sek.
3. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull +27,066
4. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine +39,685
5. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes +40,326
6. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin +46,358
7. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine +46,369
8. George Russell (Großbritannien) – Mercedes +47,661
9. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams +1:10,143 Min.
10. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren +1:10,782
11. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren +1:12,877
12. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin +1:13,904
13. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri +1:15,599
14. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas +1:26,016
15. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo +1:26,496
16. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo +1:27,043
17. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri +1:28,091
18. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas +1:32,523
Ausfälle:
Alexander Albon (Thailand) – Williams (1. Rd.)
Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari (1. Rd.)

Fahrer-Wertung
Stand nach 18 von 22 Rennen

1. Max Verstappen (Niederlande) – Red Bull 366 Pkt.
2. Sergio Perez (Mexiko) – Red Bull 253
3. Charles Leclerc (Monaco) – Ferrari 252
4. George Russell (Großbritannien) – Mercedes 207
5. Carlos Sainz Jr. (Spanien) – Ferrari 202
6. Lewis Hamilton (Großbritannien) – Mercedes 180
7. Lando Norris (Großbritannien) – McLaren 101
8. Esteban Ocon (Frankreich) – Alpine 78
9. Fernando Alonso (Spanien) – Alpine 65
10. Valtteri Bottas (Finnland) – Alfa Romeo 46
11. Sebastian Vettel (Heppenheim) – Aston Martin 32
12. Daniel Ricciardo (Australien) – McLaren 29
13. Pierre Gasly (Frankreich) – Alpha Tauri 23
14. Kevin Magnussen (Dänemark) – Haas 22
15. Lance Stroll (Kanada) – Aston Martin 13
16. Mick Schumacher (Gland/Schweiz) – Haas 12
17. Yuki Tsunoda (Japan) – Alpha Tauri 11
18. Zhou Guanyu (China) – Alfa Romeo 6
19. Alexander Albon (Thailand) – Williams 4
20. Nicholas Latifi (Kanada) – Williams 2
21. Nyck de Vries (Niederlande) – Mercedes-Benz 2

Konstrukteurs-Wertung
Stand nach 18 von 22 Wettbewerben

1. Red Bull 619 Pkt.
2. Ferrari 454
3. Mercedes 387
4. Alpine 143
5. McLaren 130
6. Alfa Romeo 52
7. Aston Martin 45
8. Haas 34
9. Alpha Tauri 34
10. Williams 8