Formel 1: Kolumne zum F1-Auftakt
Mercedes vorn, aber nicht unschlagbar

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In seiner neuen Kolumne nimmt unser F1-Reporter Ralf Bach Sie mit ins Fahrerlager: So erlebte er den Trainingsauftakt beim Australien GP.
Bild: Picture-Alliance
Der Trend von den Tests in Barcelona hat sich im Grunde bestätigt. Nach den ersten freien Trainings in Melbourne liegt Mercedes vorne, gefolgt von Red Bull und Ferrari. Trotzdem ist man im Lager von Red Bull zuversichtlich. Ich brachte Chefberater Helmut Marko zu seinem Aston Martin, der aus verkehrstechnischen Gründen samt Chauffeur Cengiz diesmal nicht direkt am Ausgang des Fahrerlagers parkte, sondern etwas weiter außerhalb.

Red Bulls Max Verstappen fehlte nicht viel zur Bestzeit
Deshalb legte Red Bull noch mehr Wert auf die Betrachtung der angedeuteten Long Runs beim zweiten Training. Marko: "Der Abstand war auch hier nicht so groß, vielleicht zwei Zehntel. Da könnte am Sonntag noch was gehen, besonders wenn es morgen im Qualifying regnen sollte, wie der Wetterbericht voraussagt."

Red-Bull-Berater Dr. Helmut Marko in Australien
Verstappens Vater Jos ergänzt: "Wir sind zufrieden, aber wir kennen alle die Stärke vom Mercedes, die liegt eindeutig im Motorbereich. Das konnte man hier auch in den Sektoren deutlich ablesen. Beim ersten Sektor, dem Motorsektor, verloren wir bis zu vier Zehntel. In Sektor drei, wo du eher ein gutes Chassis brauchst, waren wir klar schneller. Der Abstand wird deshalb von Strecke zu Strecke verschieden sein."

Am Freitag zwar Räikkönen zweimal vor Vettel
Noch etwas anderes sieht Marko bestätigt: "Unsere beiden Piloten fahren auf gleichem Niveau. Ricciardo wurde in seiner schnellsten Runde von einer roten Flagge gestoppt (bekam wegen zu schnellen Fahrens unter Rot sogar eine Strafe von drei Plätzen in der Startaufstellung; d. Red.) - sonst wäre er auch in Verstappens Bereich gefahren. Bottas fällt dagegen gegen Hamilton ab, und, wie gesagt, Kimi auch gegen Sebastian."

Fragezeichen Ferrari: Kommt Vettel in Schwung?
Panik bricht aber noch nicht bei den Roten aus. Man hat den Rückstand in den ersten drei Rennen sogar erwartet. Grund: Ferrari hat beim Bau des neuen Autos mehr riskiert als Mercedes, hört man aus den heiligen Technikhallen in Maranello. Einer, der es wissen muss, erzählt mir: "Wir mussten einfach mehr riskieren, um den letzten Schritt aufzuholen. Während wir quasi ein neues Auto mit neuer DNA gebaut haben, hat Mercedes das letztjährige Auto weiterentwickelt. Das heißt, dass unser Auto im Gegensatz zu Mercedes größeres Entwicklungspotential hat und wir erst ganz am Anfang davon stehen."
Beim vierten Rennen in Baku rechnet man bei Ferrari erst damit, die Stärken des neuen Autos ausreizen zu können.

Favorit Mercedes darf sich auch nicht zu sicher sein
Entspannt kann Silberpfeil-Starpilot Lewis Hamilton auch aus anderem Grund sein. Denn der neue Drei-Jahres-Vertrag mit Mercedes ist so gut wie in trockenen Tüchern. Teamchef Toto Wolff zu ABMS: "Wir sind absolut auf der gleichen Wellenlänge. Aber der Vertrag hat über 100 Seiten. Da dauert es halt etwas länger, die einzelnen Punkte abzuarbeiten."
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