Formel 1: Kolumne zur Hülkenberg-Zukunft
Hülk, was nun?

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Unser Formel-1-Reporter Ralf Bach schreibt in seiner gewohnt direkten Art über das Transfer-Dilemma von Nico Hülkenberg.
Was haben Nico Hülkenberg und Robert Kubica gemein? Beides sind große Namen in der Formel-1-Szene, bei beiden hat der Ruf während der Saison 2019 gelitten, beide haben im nächsten Jahr (noch) keinen Job.
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Da hören die Gemeinsamkeiten aber schon auf. Denn während der nach seinem Rallyeunfall 2011 im rechten Arm schwer gehandicapte Robert Kubica mit der eigenen Rückzugserklärung einem peinlichen Hinauswerfen von Williams zuvorkam, wartet Nico Hülkenberg nach seinem "Rausschmiss" bei Renault und dem Nicht-gewünscht-sein bei Haas (so jedenfalls erklärt es Günther Steiner) immer noch auf einen Godot, der ihn in der Königsklasse des Motorsports hält.
Meiner Meinung nach hat sich der Emmericher seine Situation selbst eingebrockt. Er war sich seiner Sache einfach zu sicher. Gesundes Selbstbewusstsein ist zwar die Basis, um in der Formel 1 Erfolg zu haben, aber zu viel davon vernebelt den Blick.
Tatsache ist: Teamkollege Daniel Ricciardo hat dem Deutschen in diesem Jahr die Grenzen aufgezeigt. In der brutalen und höchst vergänglichen Wahrnehmung der Formel-1-Welt bedeutet das: Die eigene Aktie ist plötzlich weniger wert, als man sie selbst einschätzt.

Teamkollege Daniel Ricciardo hat dem Deutschen in diesem Jahr die Grenzen aufgezeigt.
Allein: Welche Chancen hat der Deutsche jetzt noch in der Königsklasse zu bleiben? Freie Cockpits gibt es nur noch bei Williams und Alfa Romeo. Bei Williams gilt aber der Kanadier Nicolas Latifi als sicherer Nachfolger von Kubica. Aus zwei Gründen: Erstens ist sein Vater Multimillionär, zweites hat Latifi in dieser Saison sowohl in der Formel 2 als auch bei seinen Tests mit Williams überzeugt.
Warum sollte Williams, das längst die rote Laterne in der Formel 1 als Markenzeichen trägt, einen Hülkenberg bezahlen sollen, wenn der nicht ganz so gute Latifi ordentliche Leistungen abliefert und zusätzlich auch noch Millionen bringt?
Bei Alfa wird es auch schwer für Hülkenberg. Zwar ist Teamchef Vasseur ein Fan des Deutschen, seit er mit ihm zusammen 2009 – damals in seinem eigenen Team – die GP2-Meisterschaft gewann. Doch der Franzose ist ein Teamchef ohne Macht. Bei Alfa bestimmen Ferrari oder die schwedischen Besitzer, was gemacht wird. Und da gibt es gerade ein Kompetenzgerangel.
Mit einem weiteren Hintergedanken: Die Schumi-Jünger aus Maranello wollen Mick Schumacher, den Sohn von Ferrari-Legende Michael, 2021 einen Platz im Tochterteam von Alfa anbieten können, wenn er sich 2020 in seiner zweiten Formel-2-Saison die sportliche Berechtigung erfährt.
Sollte die Alfa-Aktie also fallen, bliebe meiner Ansicht nach trotzdem noch eine Möglichkeit. Und die heißt Toro Rosso. Teamchef Franz Tost ist ebenfalls Fan von Hülkenberg. Und Helmut Marko hat nur davon geredet, dass Hülkenberg für das große Red Bull-Team kein Thema ist …
Fest steht: Von unten ist noch keiner im Red-Bull-Kader soweit, in die Formel 1 aufzusteigen. Ob Pierre Gasly, der nach schlechten Leistungen von Red Bull zum Juniorteam Toro Rosso degradiert wurde, nicht schon jetzt in Ungnade gefallen ist, steht noch nicht fest. Und gegen gute Piloten bei Toro Rosso hat sicher auch Dr. Marko nichts.
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