Die Scuderia beweist Mut. Statt auf eine bekannte Größe zu setzen, macht sie Junior Charles Leclerc zum neuen Vettel-Beifahrer ab 2019. Das gab's zuletzt 2006 mit Felipe Massa. Man baut auf ein Eigengewächs. Auf einen jungen Fahrer. Auf ein Talent. Eigentlich toll.
Leclerc
Pokerface: Wie gut verstehen sich Leclerc und Vettel?
Doch genau das ist die Gefahr für Sebastian Vettel. Bei Ferrari lieben sie ihn, den jungen Charles, der sie alle an seinen Freund und Mentor Jules Bianchi erinnert. Der Monegasse gilt als neuer Heilsbringer, als Messias. Wenn Vettel 2018 nicht vorher noch schnell den ersten WM-Titel seit 2007 (Kimi Räikkönen) holt, dann hat Leclerc ihn in den Herzen der Italiener schnell überholt.
Doch ausgerechnet die Verpflichtung Leclercs macht das Titelvorhaben Vettels nun noch komplizierter. Denn Kimi Räikkönen, der von Ferrari zu Sauber abgeschoben wird, hat nun keine moralische Verpflichtung mehr dem Deutschen zu helfen. Vielmehr wird er sich selbst auf die Jagd nach seinem letzten Sieg begeben.
Schon in Monza hat diese Konstellation Lewis Hamilton den Sieg gebracht. Klar hat Vettel sich im Duell mit dem Mercedes-Star gedreht. Aber Ferrari hat ihm kräftig dabei assistiert. Denn nur weil Räikkönen den Deutschen am Start abgedrängt hat, kam Hamilton überhaupt erst in Schlagdistanz. Provoziert hat die Scuderia das Szenario schon am Samstag, als Vettel keinen Windschatten von seinem Teamkollegen, Räikkönen dafür gleich zweimal die begehrte Hilfe auf den langen Geraden bekam.
Ferrari
Räikkönen verbremst sich in Monza, Vettel muss weit
So mutig Ferrari bei der Leclerc-Verflichtung war, so bestimmt müssen die Italiener jetzt auch in der WM agieren. Räikkönen braucht eine klare Ansage: Er muss für Vettel fahren. Sonst kostet Ferraris Fairness die Scuderia am Ende sogar den Titel. Mercedes würde sich kaputtlachen. Dort gibt Valtteri Bottas ohne Murren den Hamilton-Butler. Vettel kämpfte in Monza nicht nur gegen Mercedes, sondern auch gegen sein eigenes Team.
Ein Szenario, dass 2019 mit einem jungen, aufstrebenden und ehrgeizigen Supertalent noch wahrscheinlicher ist als in diesem Jahr.
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