Wohl kein anderer aktueller Formel-1-Pilot ist über den PS-Betrieb hinaus eine derart schillernde Figur wie Lewis Hamilton aus Stevenage. Der Sohn einer Engländerin und eines Auswanderers aus Trinidad-Tobago steht für pure Leidenschaft im Cockpit und für Rapper-Lifestyle abseits der Strecke. Seine langjährige Beziehung mit Sängerin Nicole Scherzinger lieferte schon früher viel Stoff für die bunten Blätter, mittlerweile schafft Hamilton, dem eine reihe Affären mit Modells und Damen aus dem Showgeschäft nachgesagt werden, das auch ganz alleine. Religiöse Twitter-Botschaften und reihenweise Instagram-Bilder von Familie und Hunden geben seinen Fans Einblick in die Seele des hochemotionalen Rennfahrers. Geboren vor 30 Jahren in ziemlich bescheidenen Verhältnissen kämpfte sich Hamilton mit Wucht und Willen an die Spitze des Milliardengeschäfts Formel 1.
Dritter Titel beim USA GP 2015: Hamilton siegt und ist Weltmeister

Steiler Aufstieg

Hamilton
Rapper oder Rennfahrer? Hamilton mit einer speziellen Mercedes-Cap, eigens für den USA GP angefertigt
Schon als PS-Knirps stellte er sich McLaren-Boss Ron Dennis als künftiger Stammpilot vor und wurde bald vom britischen Traditionsteam gefördert. Nach Erfolgen im Kartsport gelangte Hamilton über die Formel-3-Euroserie (2004 und 2005) und die GP2 (2006), die er beide jeweils mit dem Meistertitel abschließen konnte, 2007 in die Formel 1. Eigentlich sollte er bei McLaren als Rookie an der Seite des erfahrenen und amtierenden Doppelweltmeisters Fernando Alonso zunächst lernen. Doch Hamilton hatte andere Pläne, fuhr schon bei seinem F1-Debüt in Australien aufs Podium und war spätestens nach mehreren Siegen zur Saisonmitte ernstzunehmender Titelkandidat.

Titel im zweiten Jahr

Mit seinem Sturmlauf an die Spitze des PS-Zirkus brach der Jungspund damals nicht nur mehrere Rekorde, fast wäre ihm auch als erstem Piloten überhaupt der Traum vom Titel im Premierenjahr geglückt. In den beiden letzten Saisonrennen eines für Hamilton prägenden Jahres warf er die fast schon sicher geglaubte Meisterschaft mit flatternden Nerven aber noch weg. Nur ein Jahr später machte der McLaren-Pilot es jedoch besser, wenngleich nicht weniger spannend. In Sao Paulo, dem Ort seiner empfindlichen Finalniederlage des Vorjahres, krönte sich Hamilton am Ende der Saison 2008 in einem unvergessenen Herzschlagfinale gegen Lokalmatador Felipe Massa erstmals zum Weltmeister und damit zeitgleich zum damals jüngsten Champion der Geschichte. Das alles entscheidende Überholmanöver zum Titel gelang Hamilton dabei erst in der letzten Kurve des Rennnes.

Wechsel zu Mercedes

Mercedes
Hamilton (l.) und Teamkollege Rosberg (r.) lieferen sich bei Mercedes seit 2014 ein enges Duell um den Titel
Mit McLaren feierte der Brite anschließend zwar weitere Erfolge und etablierte sich in der allgemeinen Wahrnehmung als einer der schnellsten Grand-Prix-Piloten seiner Zeit, der kometenhafte Ein- und Aufstieg in der Formel 1 war jedoch vorerst gestoppt, denn weitere Titel blieben aus. Um nicht länger nur auf Achtungserfolge mit dem schwächer gewordenen McLaren-Team zu warten, entschloss sich Hamilton zur Saison 2013, sein Haus- und Hofteam zu verlassen und zu Mercedes zu Wechseln, wo er an der Seite von Nico Rosberg die Nachfolge von F1-Rekordweltmeister Michael Schumacher antrat.

Duell mit Rosberg

Bereits in seinem zweiten Jahr mit den Stuttgartern gelang dem Werksteam dabei der große Wurf. Im Zuge der Regeländerungen zur Saison 2014 baute Mercedes das mit Abstand beste Auto und sicherte sich bereits vorzeitig den Konstrukteurstitel in der Formel 1. Die Fahrer-WM machten indes Hamilton und sein ehemaliger Kumpel aus Kartzeiten, Rosberg, unter sich aus – das Duell der einstigen Freunde entwickelte sich schnell zum knallharten und spannenden Titelkampf der ‚Silberfeinde’, dessen besseres Ende schlussendlich Hamilton verbuchen konnte, der sich im Finale von Abu Dhabi mit 11 Saisonsiegen und 67 Punkten Vorsprung auf seinen Mercedes-Teamkollegen zum zweiten Mal die Krone aufsetzte.
Lewis Hamilton im WM-Interview: Konnte den Titel schon schmecken

Dominanz und dritter Titel

Hamilton
Seriensiege und Dominanz pur: Lewis Hamilton, mittlerweile Dritter der ewigen Bestenliste, anno 2015
Gestärkt durch den Sieg 2014, ließ Hamilton auch 2015 nichts anbrennen. Noch deutlich dominanter als im Vorjahr lehrte er die Konkurrenz das Fürchten und zeigte auch Teamkollege Rosberg mehr und mehr die Grenzen auf. In dessen Paradedisziplin im Qualifying, grub er dem Deutschen 2015 genauso das Wasser ab wie in den meisten Rennen. Hamilton, mittlerweile längst eine internationale Marke geworden und der erklärte Liebling von F1-Boss Bernie Ecclestone, weil er den Sport besser zu vermarken weiß als seine Kollegen, zog an der Spitze der Königsklasse 2015 einsam seine Kreise. Der dritte Titel schien nie gefährdet und nach seinem zehnten Grand-Prix-Sieg des Jahres war es in Austin schließlich soweit: Hamilton krönte sich vorzeitig erneut zum Champion.
Krach bei Mercedes in Austin: Kappen-Zoff und Start-Stress

Von

Frederik Hackbarth