Nico Rosberg war voll auf Angriff gepolt. „Das ist eine gute Erkenntnis“, freute er sich über die Feststellung des ABMS-Reporters, dass Lewis Hamilton angespannt wirke. Fest steht nach dem ersten Tag im Fahrerlager von Abu Dhabi: Die Hände reichten sich Lewis Hamilton und Nico Rosberg nur für die Kameras. Vor ihrem finalen Duell um den Formel-1-Titel ist zwischen den beiden Mercedes-Piloten der Psycho-Zweikampf offen ausgebrochen. Rosberg weiß: „Er hat alles zu verlieren, ich habe alles zu gewinnen.“ Der Deutsche wirkte aufgedreht und optimistisch, kündigte für das gesamte Wochenende gar eine Verunsicherungstaktik gegen den britischen WM-Spitzenreiter an. Rosberg: „Ich muss versuchen, ihn so gut wie möglich nervös zu machen.“ Hamilton saß nur zwei Stühle weiter neben dem Deutschen und biss sich gut sichtbar auf die Lippen.
Die große Übersicht: Wer wird wann Weltmeister?

Hamilton zum vierten Mal mit WM-Chancen

Hamilton & Rosberg
Längst sind aus den Freunden (hier 2008 in Singapur) Hamilton (l.) & Rosberg (r.) Feinde geworden
Rosbergs Lust auf Attacke war schon bei seinen ersten Auftritten auf dem Yas Marina Circuit spürbar. 17 Punkte muss er am Sonntag im letzten Saisonrennen aufholen, um doch noch Weltmeister zu werden. Ein Sieg reicht dem 29-Jährigen trotz der Vergabe doppelter Punkte nur dann, wenn Hamilton höchstens Dritter wird. „Im Sport ist es schon oft so gekommen”, meinte Rosberg und stichelte: „Ich brauche Hilfe von Lewis, damit er nicht Zweiter wird. Ich hoffe, ihm fällt was ein.” Die nächste Spitze gegen den Teamkollegen, der die gesamte Pressekonferenz mit versteinerter Miene verfolgte. Sein Konter auf Rosbergs Psychoangriff: „Ich fühle keinen Druck. Ich bin seit fast 20 Jahren in solchen Situationen“, sagte der Brite auf ABMS-Nachfrage, „deshalb brauche ich kein neues Rezept. Ich habe genug Erfahrung.“ Die hat er aber auch im Verlieren von WM-Finals. Dreimal schon hatte Hamilton im letzten Saisonrennen noch Aussichten auf den Titel.

Rosberg hofft auf sauberes Duell

2007 verspielte er als Neuling einen 17-Punkte-Vorsprung und musste Kimi Räikkönen passieren lassen. Nach seinem Triumph im dramatischen Finale 2008, als er in der letzten Kurve noch Felipe Massas WM-Traum platzen ließ, hatte er zwei Jahre später erneut das Nachsehen. Im packenden Vierkampf setzte sich damals Red-Bull-Pilot Vettel durch. Trotz Psychokrieg: An den schmutzigen Duellen wie einst zwischen Alain Prost und Ayrton Senna will sich Rosberg trotz allem nicht orientieren. Diese Herangehensweise verlangt er aber auch von Hamilton. Rosbergs letzte Mental-Attacke zum Ende der Pressekonferenz: „Auch Lewis kann etwas dazu beitragen, dass der WM-Kampf sauber bleibt, indem er nämlich auch sauber fährt.“ Hamilton hatte zuvor gesagt: „Wir sind keine Kinder, wir wissen, was zu tun ist.“ (dpa/ABMS)