Schon jetzt sind es neun Hersteller in der Formel E. In der kommenden Saison werden es zehn sein. Es war vorherzusehen, dass das den Technikstreit entzünden wird. Kein Hersteller will der Letzte sein. Also muss technisch ans Limit gegangen werden.
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Nur: Die Formel E hat viel weniger Entwicklungsspielräume als die Formel 1. Nicht nur, dass die Chassis für alle gleich sind: Der Motor ist zwar für die Hersteller frei, aber in vielen Bereichen dann doch begrenzt. Das geht schon bei der maximalen Leistung los (340 PS).
Insider sagen: Entscheidend sind heute zwei Bereiche. Zum einen die Effizienz des Motors, zum anderen das Brake-by-wire-System, das die Bremsbalance elektronisch und automatisch regelt, aber auch bei der Rückgewinnung der Energie hilft. Bei jedem Bremsvorgang wird die freiwerdende Wärmeenergie gespeichert und in elektrische Energie umgewandelt. Maximal dürfen pro Rennen 150 kW rekuperiert werden.
Nissan hat nun ein System entwickelt, das für Diskussionen sorgt. Die Japaner setzen auf ein Doppelmotor-Konzept. Theoretisch sind zwei Motoren im Auto erlaubt, sofern beide nur die Hinterachse antreiben. Auch Nio verfolgte jahrelang dieses Konzept. Aus Gewichtsgründen haben sich die meisten Teams aber davon verabschiedet.
Was hat Nissan da gefunden?
Buemi sieht den Steit um den Nissan-Motor gelassen
Nissan hat die Idee wieder aufgegriffen – und verfeinert. Offenbar arbeitet der zweite Motor aber nur als Energiespeicher – ähnlich eines Schwungrad-Systems. Die technischen Details kennt keiner. Mahindra-Pilot Pascal Wehrlein: „Wenn ich im Attacke-Modus mit 225 kW (306 PS, die Red.) hinter einem Nissan fahre, der 200 kW (272 PS, die Red.) hat und der mir am Kurvenausgang trotzdem davonfährt, dann haben sie auf jeden Fall etwas gefunden. Aber ich selbst konzentriere mich aufs Fahren und beschäftige mich nicht mit diesen Dingen.“
Die starke Nissan-Performance am Kurvenausgang hat die anderen Teilnehmer stutzig gemacht. Und sie haben den Automobilweltverband FIA um Klärung gebeten. Der Motor ist homologiert und damit regelkonform. Andere Hersteller wie Audi planten aber ähnliche Konzepte – und wurden von der FIA zurückgewiesen.
Nissan selbst sieht die Streitfrage gelassen. Obwohl die Entwicklung des neuen Motors für die kommende Saison schon voll im Gange ist. Würde das Konzept nun verboten werden, wäre das ein riesiger Rückschritt für Nissan. Fahrer Sébastien Buemi zu ABMS: „Solange sich die Regeln nicht ändern, wird das aber nicht passieren.“
Im Fahrerlager heißt es: Gewinnt Nissan ein Rennen, könnte es einen Protest geben. Dann müssten sich die Renndirektoren der Sache auf jeden Fall nochmal annehmen – und die Regeln klarstellen. Egal, ob das Konzept dann erlaubt ist oder nicht.
Diese Berichterstattung wurde unterstützt von der Formel E. Unsere Standards der Transparenz und journalistischen Unabhängigkeit finden Sie unter www.axelspringer.de/unabhängigkeit. 

Von

Michael Zeitler