Unterwegs auf der Autobahn, ein Steinchen wird aufgewirbelt und trifft mit über 100 km/h auf die Windschutzscheibe – und schon hat man eine Macke im Glas. Was so harmlos aussieht, kann mit der Zeit eine Menge Ärger verursachen. Schnell kann sich aus einem unscheinbaren Steinschlag ein stattlicher Riss in der Windschutzscheibe entwickeln und damit ein erhebliches Sicherheitsrisiko.
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Abgesehen davon, dass die Sicht durch eine defekte Scheibe beeinträchtigt werden kann, dient die Frontscheibe auch der Versteifung der Karosserie. Daher sollte man auch bei einer kleinen Stelle im Glas aktiv werden und den Schaden bald begutachten und beheben lassen. Doch wann muss die Scheibe getauscht werden, wann genügt eine Reparatur und wer übernimmt die Kosten?

Reparatur: Die Voraussetzungen sind klar definiert

Steinschlag
Befindet sich der Steinschlag im Sichtfeld des Fahrers verbietet der Gesetzgeber eine Reparatur. Die Scheibe muss ausgetauscht werden.
Bild: Werk
In der Werkstatt oder beim Glaser muss man bei einem Schaden keinesfalls immer die gesamte Frontscheibe wechseln lassen. Oft ist auch eine Reparatur möglich. Dafür müssen allerdings einige Voraussetzungen erfüllt sein. Das Verbundglas moderner Autoscheiben besteht aus zwei Schichten, zwischen denen eine durchsichtige Kunststofffolie liegt. Repariert werden können nur Beschädigungen, die auf die äußere Scheibe beschränkt sind. Außerdem darf der Defekt in der Scheibe nicht größer als ein Zwei-Euro-Stück sein. Dazu muss der Schaden mindestens zehn Zentimeter vom Rand der Windschutzscheibe entfernt liegen und darf sich zudem nicht im Sichtfeld des Fahrers befinden. Letzteres ist vom Gesetzgeber eindeutig definiert: Das Sichtfeld des Fahrers liegt in einem senkrechten Streifen von etwa 30 Zentimetern Breite genau in der Lenkradmitte. Oben und unten wird das Fahrersichtfeld vom Feld des Scheibenwischers begrenzt.
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In vier Schritten wird der Steinschlag beseitigt

Steinschlag im Glas
Zur Behebung des Schadens wird eine Vakuumpumpe angebracht und das Loch mit einem Spezialharz aufgefüllt.
Bild: Ronald Sassen
Ob eine Reparatur möglich ist oder man die Windschutzscheibe wechseln muss, beurteilt ein Fachmann. Die Ausbesserung erfolgt in vier Arbeitsschritten: Zunächst reinigt der Profi die betroffene Stelle und entfernt etwaige Reste von Glassplittern. Dann wird eine Vakuumpumpe über dem Schaden angebracht und das Loch mit einem Spezialharz aufgefüllt. Schließlich wird das Harz mittels UV-Licht ausgehärtet. Abschließend muss der Fachmann die Windschutzscheibe polieren. Meist ist die gesamte Angelegenheit in rund 30 Minuten erledigt. Die Kosten für die Reparatur übernimmt in der Regel die Kaskoversicherung, der Schadenfreiheitsrabatt bleibt dabei unangetastet. Wenn das Auto über keine Kaskoversicherung verfügt und auch die Haftpflicht den Glasschaden nicht übernimmt (kein Fremdverschulden), dann ist mit Kosten von etwa 80 bis 100 Euro rechnen.

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Assistenzsystem erhöhen Kosten für Scheibenwechsel

Licht- und Regensensor in der Windschutzscheibe vom Opel Insignia Modelljahr 2008
Fahrerassistenzsysteme basieren auf Kameras hinter der Frontscheibe. Deren Kalibrierung macht den Scheibentausch komplizierter und damit teurer.
Bild: Wolfgang Groeger-Meier
Die Kosten für den Wechsel der Frontscheibe schwanken je nach Autohersteller, Fahrzeugklasse und Dienstleister. Der Bundesverband Autoglaser (BVA) nennt einen Preis von 687 Euro für den Scheibenwechsel eines Golf 7 ohne Fahrerassistenzsysteme. Beim gleichen Modell, ausgestattet mit Fahrassistenztechnik, kostet es 847 Euro. Denn kamerabasierte Systeme wie Spurhalteassistenten müssen nach dem Wechsel der Windschutzscheibe neu kalibriert werden. In der Scheibe befindliche Sensoren oder andere Technik werden bei der Reparatur ebenfalls vom Versicherer erstattet, wenn sie sich nicht separat austauschen lassen. Das heißt allerdings nicht, dass die Kfz-Versicherung zwangsläufig auch für die Kosten der Kalibrierung einer Kamera aufkommt, wenn diese kein fester Bestandteil der Scheibe ist. Hier sollte man sich vorab mit seiner Versicherung in Verbindung setzen, um den Umfang der Schadensdeckung zu klären.
Beim BMW 3er (Baureihe F30) variieren die Kosten zwischen 714 und 750 Euro. In der Regel springt hier ebenfalls die Kasko-Versicherung ein, allerdings bleibt man auf der Selbstbeteiligung sitzen. Zu überlegen wäre, ob man sich – wenn man schon eine neue Windschutzscheibe kaufen muss – nicht ein kleines Upgrade gönnen möchte und beispielsweise in eine Scheibenheizung investiert.
Assistenz-Technik treibt Preise hoch: Scheibentausch

Auto schonen nach Windschutzscheibentausch

Bei einem Austausch der Windschutzscheibe deckt die Werkstatt zunächst den Innenraum ab, entfernt den Rückspiegel und die entsprechenden Verkleidungsteile im Innenraum, die den Zugang zum Scheibenrahmen verdecken. Außen werden der Windfang unterhalb der Windschutzscheibe, die Scheibenwischer und eventuell verbaute Gummileisten entfernt. Mit einem dünnen Draht wird die Verklebung von der Scheibe getrennt, so dass sie sich anschließend herausheben lässt. Vor dem Einbau der neuen Scheibe werden überschüssige Klebereste am Scheibenrahmen des Autos entfernt. Nach einer Grundierung der Klebefläche an Scheibe und Autorahmen wird ein Spezialkleber auf die neue Scheibe aufgetragen. Dann erfolgt das Einsetzen der Scheibe, anschließend werden wieder alle Leisten und Verkleidungsteile montiert. Der Kleber muss etwa ein bis drei Stunden aushärten. Voll belastbar ist die neue Scheibe erst nach rund 48 Stunden. Bis dahin sollte das Auto keinen Belastungen ausgesetzt werden, die große Spannungen auf die Frontscheibe übertragen. Dazu zählt das Anheben des Fahrzeugs (Wagenheber oder Hebebühne) ebenso wie ein rabiater Fahrstil, das einseitige Parken auf dem Bordstein oder der Besuch einer Waschanalage. Denn durch die Verwindung im Rahmen können Risse im Kleber entstehen und die Windschutzscheibe undicht werden.

Vignetten: Ersatz ist oft möglich

Mit dem Austausch der Windschutzscheibe gehen Umwelt-Plaketten und Maut-Vignetten natürlich verloren. Will man Plakette oder Vignette entfernen, zerstört man sie zwangsläufig. Im ersten Fall muss man sich meist selbst um Ersatz kümmern. Manchmal ersetzen die Autoglaser die Umweltplakette aber auch kostenfrei. Auch die Versicherungen können sich kulant zeigen und den miteingereichten Posten bezahlen. Bei den Vignetten ist kostenloser Ersatz in vielen Fällen möglich. Jahresvignetten werden in allen Ländern ersetzt. In Bulgarien, Slowenien und der Slowakei gibt es auch Ersatz für Vignetten mit kürzerer Gültigkeit. Der Aufwand, den der Autofahrer für den Ersatz seines Pickerls betreiben muss, ist mitunter aber nicht unerheblich. In Österreich muss man beispielsweise die Kopie der entsprechenden Werkstattrechnung, die Quittung der gekauften Vignette und die beschädigte Vignette selbst vorlegen.

Von

Jan Kriebel