Weniger ist mehr - für manchen Autokäufer gilt dieses Motto nicht erst in den Zeiten explodierender Benzinpreise. Es ist vielmehr seit jeher der Leitspruch aller Coupé-Liebhaber - Menschen, die das Besondere lieben. Und die dafür ganz bewusst lieber weniger Auto und weniger Nutzwert wählen, um sich das Mehr an Eleganz und auch Emotion zu leisten, das Coupés gemeinhin auszeichnet. Ein emotionaler Mehrwert, der den aparten Zweisitzern selbst im Alter nicht verloren geht, wie der AUTO BILD-Test zeigte.
Ob man sich dabei eher für den schnörkellosen BMW 3er, den schwungvollen Ford Cougar, einen zeitlosen Mercedes CLK, den betörend schönen Peugeot 406 oder den klar und schlicht gezeichneten Volvo C70 begeistert, ist Geschmacksache. Jedes dieser gebrauchten Coupés lockt mit dem Reiz des Außergewöhnlichen, selbst wenn unter der feinen Hülle in allen Fällen schnöde Großserientechnik steckt. Schade nur, dass die nicht immer Garant für Zuverlässigkeit ist.

Beim Kauf bitte ganz genau hinsehen

Wer mit einem dieser Coupés zu Preisen von 5000 bis 10.000 Euro liebäugelt, sollte die Schwachpunkte kennen und akribisch überprüfen. Schließlich sind die Aussichten auf hohe Reparaturkosten auch bei einem Coupé alles andere als reizvoll. Dass die Checkliste bei einigen Modellen etwas länger ausfällt, muss kein Grund sein, um vom Kauf Abstand zu nehmen.
Zum einen treten die genannten Schwächen nicht zwangsläufig bei jedem Exemplar auf. Zum anderen werden gerade die Coupés von ihren Besitzern häufig besonders pfleglich behandelt und lange gefahren. Solche Fahrzeuge aus seriösem Erstbesitz mit belegbarer Historie sind beim Gebrauchtkauf deshalb erste Wahl, auch wenn die Suche in dieser Preisklasse erfahrungsgemäß etwas länger dauert. Wer dabei auf die leistungsstarken Triebwerke verzichtet und stattdessen einen der wirtschaftlichen Basismotoren wählt, vergrößert seine Chancen auf einen Glückstreffer ungemein. Auch beim Coupé-Kauf ist weniger eben manchmal mehr.

BMW 323i Coupé: Sahne-Motor, aber wacklige Beine

3er BMW 323i Coupé
Hubraum 2494 cm³ • Leistung 125 kW/170 PS • Höchstgeschwindigkeit 227 km/h • ab 7500 Euro (bei Laufleistungen um 80.000 Kilometern)
Fast schon ein Klassiker unter den Mittelklasse-Coupés ist der seit 1992 angebotene zweitürige 3er-BMW des Typs E36. Schlicht im Design, sorgt er heute kaum noch für Aufregung. Das gelingt dafür den potenten Reihensechszylindern. Etwa mit ihrem drehfreudigen Wesen und dem betörend heiseren Klang. Aber auch mit einer echten Gemeinheit, die in den Tiefen des Motorgehäuses lauert: Das Flügelrad der Wasserpumpe besteht aus Kunststoff und kann sich unbemerkt von der Welle lösen. Die Folge: Überhitzungsschäden ohne sichtbare Ursache, beispielsweise eine durchgebrannte Zylinderkopfdichtung. Der vorsorgliche Wechsel lohnt, denn ansonsten zeigen die Motoren kaum Schwächen. Typisch sind jedoch ausgeschlagene Achsgelenke, heulende Differenziale, Ölverlust, defekte Lichtmaschinen und Batterien sowie rostende Abgasanlagen. Auch bekannt: Fehlfunktionen bei Komfortextras, bisweilen auch spinnende Motorsteuerungen. Gut: die Rostvorsorge an der Karosserie.

Ford Cougar 24V: extravagant, aber öfter rostig 

Ford Cougar 24V
Hubraum 2544 cm³ • Leistung 125 kW/170 PS • Höchstgeschwindigkeit 225 km/h • ab 5500 Euro (bei Laufleistungen um 90.000 Kilometern)
Der in den USA gebaute Ford Cougar wurde bei uns nur drei Jahre lang angeboten (1998-2001), zählt daher fast schon zu den Exoten. Die Technik teilt sich das Coupé größtenteils mit dem Ford Mondeo der ersten Generation. Das ist dem Cougar zwar nicht anzusehen, beim Fahren aber jederzeit zu spüren. Mit Sport hat der ausladende Ami wenig am Hut, er ist eher ein gelassener Gleiter mit gutmütigem Fahrverhalten und praktischen Alltagstalenten. Dafür hält die Technik aus der Großserie mögliche Risiken einigermaßen in Grenzen. Der TÜV moniert allerdings häufig zu viel Spiel in Lenkung und den Achsgelenken sowie verschlissene Bremsen. Bekannte Schwächen sind außerdem leckende Motoren und Kühlwasserverlust. Mit zunehmendem Alter nagt auch der Rost verstärkt am unzureichend geschützten Blech, ausgehend von den Schnittkanten am Unterboden. Die Elektrik hingegen macht selten Ärger.

Mercedes CLK 230 K: robustes Coupé mit Langzeitqualitäten

Mercedes-Benz CLK-Klasse CLK 230 K
Hubraum 2295 cm³ • Leistung 142 kW/193 PS • Höchstgeschwindigkeit 233 km/h • ab 9500 Euro (bei Laufleistungen um 90.000 Kilometern)
Die von 1997 bis 2002 gebaute erste CLK-Generation wirkt immer noch elegant und unaufgeregt - ein klassischer Entwurf. Auch technisch ist das Coupé voll auf der Höhe: Die zum größten Teil aus der C-Klasse des Typs W202 stammenden mechanischen Komponenten sind robust. Speziell die Motoren erreichen bei sachgemäßer Pflege hohe Laufleistungen, neigen aber häufiger zu Ölverlust. Die Kraftübertragungen machen ebenfalls selten Ärger, lediglich die Automatikgetriebe der Modelljahre 1998/99 fallen mit einer erhöhten Schadensquote etwas aus dem Rahmen. Vereinzelt gab es außerdem gerissene Steuerketten, wenngleich solch gravierende Schäden im AUTO BILD-Kummerkasten kaum eine Rolle spielen. Hier dominieren mehr Klagen über die anfällige Elektronik. Typisch sind ausfallende Zentralinstrumente, malade Comand-Systeme und Defekte an Anlasser und Generatoren. Ordentlich: der Rostschutz.

Peugeot 406 Coupé 3.0 V6: häufig Elektrik-Ärger 

Peugeot 406 Coupé 3.0 V6
Hubraum 2946 cm³ • Leistung 152 kW/207 PS • Höchstgeschwindigkeit 237 km/h • ab 8000 Euro (bei Laufleistungen um 80.000 Kilometern)
Keine Frage, beim hinreißend geformten Blech des 406-Coupés hat Pininfarina ganze Arbeit geleistet, dieser Peugeot hat das Zeug zum Klassiker. Davon ist aber noch nichts zu spüren, die Gebrauchtpreise sind tief im Keller. Zu groß sind anscheinend die Vorbehalte hinsichtlich der Haltbarkeit des Italo-Franzosen. Nicht ganz zu Unrecht, denn vor allem die Elektrik bereitet mitunter viel Kummer. Ärgerlich, weil die Fehlersuche nicht nur aufwendig und teuer ist, sondern bisweilen auch kein befriedigendes Ergebnis bringt. Die Triebwerke sind grundsätzlich haltbar, verlieren jedoch häufig Öl. Klagen gibt es zudem immer wieder über anfällige Kupplungen und Getriebedefekte sowie über die schwankende Verarbeitung, insbesondere bei den frühen Baujahren. Hinzu kommen verschleißfreudige Bremsen und Rost an Achsen und Anbauteilen. Das schöne Blechkleid ist prinzipiell jedoch ordentlich geschützt.

Volvo C70 2.4T: Individualist mit kleinen Fehlern 

Volvo C70 2.4T
Hubraum 2435 cm³ • Leistung 142 kW/193 PS • Höchstgeschwindigkeit 230 km/h • ab 9000 Euro (bei Laufleistungen um 90.000 Kilometern)
Seit 1997 bereichert der Volvo C70 das Coupé-Ange-bot in der oberen Mittelklasse. Die Technik teilt sich der schwedische Schönling mit den S/V70-Typen der ersten Generation. Unter der Motorhaube arbeiten ausschließlich Fünfzylinder-Benziner mit kernig-bollerndem Ton. Die gelten grundsätzlich zwar als sehr robust, leisten sich aber dennoch ein paar Schwächen - beispielsweise Kühlwasserverlust. Ursache sind meist undichte Schläuche oder deren Verbindungsschellen, die Folge: durchbrennende Zylinderkopfdichtungen. Risse im Abgaskrümmer sind bei den Fünfzylindern ebenfalls nicht selten, und vor Turbolader-Schäden ist auch das Nordlicht nicht gefeit. Im Kummerkasten gibt es außerdem ein paar Beschwerden über Defekte am Automatikgetriebe, undichte hydraulische Kupplungsbetätigungen und Probleme mit der Elektrik. Darüber hinaus kritisiert der TÜV häufig zu viel Achs- und Lenkspiel. Tadellos: die Korrosionsvorsorge.

Fazit von AUTO BILD-Gebrauchtwagen-Experte Uli Holzwarth

Zeitlos schöne Coupés, jedes mit einem ganz eigenen Charakter - da fällt die Auswahl schwer. Wer Perfektion und überschaubare Unterhaltskosten sucht, wählt Mercedes CLK oder den BMW 3er. Der Peugeot ist der eleganteste Gleiter, allerdings mit hohen Unterhaltskosten. Beim Volvo bestechen Temperament und die knurrigen Fünfzylinder, während der Ford Cougar recht brav wirkt. Er punktet dafür mit seinem günstigen Preis.

Von

Ulrich Holzwarth