Alonso wird Fahrfehler zum Verhängnis

Norbert Haug brachte es auf den Punkt: "Das war dramatisch wie selten", urteilte der Mercedes-Sportchef nach dem turbulenten Großen Preis von Kanada, dem achten Lauf zur Formel-1-Weltmeisterschaft. Nur elf von 20 gestarteten Autos erreichten nach 70 Runden (305,27 Kilometer) das Ziel, unter den prominenten Pechvögeln befanden sich auch beide Renault mit WM-Spitzenreiter Fernando Alonso (Spanien) und Giancarlo Fisichella (Italien). Nutznießer der Ausfall-Orgie waren Sieger Kimi Räikkönen (Finnland), der seinen McLaren-Mercedes souverän und fehlerlos über den Asphalt lenkte, sowie die beiden Ferrari-Piloten Michael Schumacher und Rubens Barrichello (Brasilien) auf den Plätzen zwei und drei.

Dabei hatte das Rennen auf dem Circuit Gilles Villeneuve für Schumi I katastrophal begonnen. Der siebenfache Kanada-Sieger fiel von Startplatz zwei auf Rang sechs zurück, zwei Renault sowie beide Silberpfeile mit Räikkönen und Montoya flogen vorbei. Für Ferrari Anlaß genug, die Taktik umzuschmeißen: Statt mit einem leichten F2005 das Rennen von der Spitze aus zu bestimmen, rückte der Titelverteidiger schon nach zwölf Runden zum Tanken ein und dadurch vorübergehend auf Rang zwölf zurück. Eine brillante Aufholjagd, viele Ausfälle und ein wenig Glück sorgten aber am Ende doch noch für eine Streicheleinheit der weltmeisterlichen Seele.

Titelanwärter Alonso wurde in Runde 39 sein erster echter Fehler in dieser Saison zum Verhängnis: Der 23jährige touchierte eine Mauer und beschädigte dabei irreparabel die Hinterradaufhängung. Kurz zuvor hatte Teamkollege Fisichella – lange Zeit in Führung liegend – seinen R25 ohne Hydraulikdruck fluchend in der Box abgestellt. Der zuletzt siegesgewohnte Teamchef Flavio Briatore schaute fassungslos drein.

Das ging anderen Fahrern ähnlich: BMW-Williams-Überflieger Nick Heidfeld wurde von einem Motorschaden (43. Runde) auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, Pole-Mann Jenson Button (England) zerlegte seinen BAR-Honda drei Umläufe später an der "Mauer der Champions" und Juan Pablo Montoya wurde sogar disqualifiziert. Der Kolumbianer sah die Schwarze Flagge, weil er in der Safety-Car-Phase nach dem Button-Crash eine rote Ampel in der Boxenausfahrt mißachtet hatte. Sein Ex-Kollege Ralf Schumacher (jetzt Toyota) beendete den ersten von zwei GP in Übersee (Indianapolis am 19. Juni) als Sechster.

Ergebnis Großer Preis von Kanada

Räikkönens Sieg und der erste Saisonausfall von Alonso haben wieder Würze ins Titelrennen gebracht. Weltmeister Michael Schumacher rückte mit 24 Punkten auf Platz fünf der Fahrerwertung vor, Nick Heidfeld liegt als bester Deutscher nur noch knapp vor dem 36jährigen.