Handy am Steuer: Blitzer erkennt Smartphone-Nutzung
—
Erster Blitzer gegen Handysünder
Ein neues Hightech-Blitzgerät jagt ausschließlich Handysünder: Es stammt aus Australien, wird in den Niederlanden getestet – und könnte auch nach Deutschland kommen!
Bei der Jagd nach Handysündern am Steuer ist für die Polizei in Deutschland derzeit noch Fleiß und Kreativität gefragt. So müssen konzertierte Kontrollaktionen mit hohem Personalaufwand oder findige Videoarbeiten im fließenden Verkehr herhalten, um uneinsichtige Autofahrer zu ertappen. In Australien ist man da weiter: Im Bundesstaat New South Wales (NSW) ist seit einiger Zeit ein weltweit einzigartiges stationäresBlitzersystem im Einsatz, das erkennt, ob Verkehrsteilnehmer gerade am Smartphone zugange sind.
Kamera blickt von oben ins Cockpit
Das Hightech-Gerät nutzt zwei Kameras. Eine erfasst von vorne das Kennzeichen, die zweite blickt von oben durch die Windschutzscheibe ins Cockpit. Ausgewertet wird das Material mit künstlicher Intelligenz (AI): Erkennt der Algorithmus ein Vergehen, prüft ein Behördenmitarbeiter die Fotos und verschickt gegebenenfalls einen Strafzettel. Und der könnte happig ausfallen: Down Under drohen 344 australische Dollar (211 Euro) Strafe, in der Nähe von Schulen sogar 457 Dollar (280 Euro). Zudem gibt es im Falle des Falles Strafpunkte. Nach Aussage von NSW-Polizeichef Michael Corboy soll nicht nur die Zahl der Verkehrstoten binnen zwei Jahren um ein Drittel gesenkt, sondern allgemein "die Kultur verändert" werden.
Ablenkung vor allem bei Lkw-Fahrern gefährlich
Mittlerweile ist der Handy-Blitzer auch in Europa im Einsatz, die Niederlande testen das Gerät seit Oktober 2019 in einem Pilotprojekt. Könnte das System auch in Deutschland zum Einsatz kommen? Eine Sprecherin des Deutschen Verkehrssicherheitsrats (DVR) hält das generell für möglich, allerdings müsste der Blitzer wie allgemein üblich von der Physikalisch-Technischen Bundesanstalt in Braunschweig geprüft und genehmigt werden. Sinnvoll wäre das in jedem Fall. Zwar ist die Zahl der Unfälle oder Unfallopfer durch Handynutzung statistisch nicht erfasst. Unstrittig ist aber, dass die Ablenkung am Steuer ein zunehmendes Problem ist – vor allem bei Lkw-Fahrern. Laut "Spiegel" verursachten sie 2017 auf deutschen Autobahnen allein 560 Auffahrunfälle mit Pkw-Beteiligung, 21 Menschen starben.
Umfragen zeigen, dass die Einsicht in Sachen "Handy am Steuer" gerade unter jungen Leuten zunehmend sinkt (lesen Sie hier ein Kommentar zum Thema). Eine gefährliche Ignoranz: Denn wer bei Tempo 50 fünf Sekunden lang auf sein Handy schaut, ist fast 70 Meter weit im Blindflug unterwegs. Als Strafe drohen schon jetzt 100 Euro und ein Punkt in Flensburg, bei Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer sind es 150 Euro, bei Sachbeschädigung sogar 200. Dazu kommen zwei Punkte und ein Monat Fahrverbot. Was viele nicht wissen: Bei eingeschaltetem Motor ist der Griff zum Smartphone sogar in einem stehenden Auto am Straßenrand verboten. Was genau mit technischen Geräten am Steuer erlaubt ist und was nicht, lesen Sie hier und in der Bildergalerie: