Sie nennen ihn Fastback. Schneller Rücken. Der Prospekt spricht sogar schmeichelhaft von einem Coupé, trotz der vier Türen. Doch dann öffnet der Hyundai seine große Glasklappe – und entlarvt sich als ein praktisches Schrägheck. Der dritte i30, nach Fünftürer und Kombi, ist kein Fastback, sondern ein Fast-Kombi. Eines dieser vielseitigen Fließhecks, die jede Menge Nutzwert schick verpacken. Ungekrönter Meister dieser Zunft ist der Skoda Octavia – steigen wir also dort für den Vergleich sofort hinten ein.

Ist Hyundais Fastback am Ende doch mehr Coupé?

Hyundai i30 Fastback
Schön gezeichnet: Der Fastback ist der hübscheste i30, aber auf der Rückbank fehlt Kopffreiheit.
Ahh, wie luftig. Das ist mal eine Rückbank. Hohe Türen, Platz in jede Richtung, dazu große Fenster, so mögen es Familien und Taxigäste. Der Skoda ist nicht nur der geräumigste Golf-Ableger, sondern eine ganze Nummer luftiger als der Hyundai. Im Koreaner stoßen Knie an die Vordersitzlehnen, die tiefere Dachlinie verteilt beim Aussteigen Kopfnüsse. Und Samstag ist Sporttag: Sprudelkisten sind über eine zehn Zentimeter höhere Ladekante als im Skoda zu wuchten, der Kofferraum schluckt zwei Taschen weniger. Gefallen haben uns die große Ladeluke und der ebene Boden bei umgelegten Rücksitzlehnen. Ist Hyundais Fastback am Ende doch mehr Coupé? Nein, einfach nur eine Handspanne kürzer, während der Octavia an der Mittelklasse kratzt und in der City spürbar größere Parklücken verlangt. Bei zusätzlich eingeschränkter Sicht nach schräg hinten hätte der Skoda-Fahrer gern die Rückfahrkamera, die im Hyundai serienmäßig ist.

Bei den Fahrleistungen liegt der Octavia vorne

Skoda Octavia
Klare Sache: Bei den Fahrleistungen ist der Octavia dem i30 überlegen – er ist aber auch etwas lauter.
Sitzt man erst hinterm Lenkrad, liegen Hyundai und Skoda viel näher beieinander. Kein Wunder, sie gehören zum Besten, was dem Klassenprimus Golf nacheifert. Beide gleich geräumig, schön feste, weit verstellbare Sitze. Und vor allem eine Bedienung, die sich selbst erklärt. "Wo war noch mal …?" – das gibt's hier nicht. Besonders der i30, der seit Jahren mit Riesensätzen vom Billigheimer zum VW-Gegner aufholt, hat in dieser Generation ein Cockpit, das perfekte Bedienung modernster Elektronik vorzieht. Nachteil: Echtzeit-Stauinfos kommen nur übers Handy, die Sprachsteuerung läuft nur eingeschränkt, WLAN gibt's gar nicht. Wer darauf verzichten kann, darf höchste Zuverlässigkeit erwarten – wie zuletzt in AUTO BILD-Dauertests. Einen Tick moderner ist auch Skodas Antriebstechnik. Der 1,5-Liter, der bei Teillast zum Spritsparen zwei Zylinder abschaltet, leistet zehn PS mehr, sprintet flotter und schafft auf der Autobahn den höheren Topspeed. Nichts Weltbewegendes, aber der Skoda wirkt flinker. Dafür läuft er deutlich rauer.
Wie sanft dagegen der Hyundai schnurrt! Man könnte den 1,4-Liter-Turbo glatt für ein Muttersöhnchen halten, er dreht so laufruhig und leise, dass man bei Tempo 180 nur das feine Zirpen aus der rechten A-Säule hört. Da rauscht der Octavia schon wie ein Laubwald im Sturm, federt jedoch etwas komfortabler.

An der Kasse schlägt der i30 den Octavia deutlich

Hyundai i30 Fastback Skoda Octavia
Unschlagbar: Im Testtrimm ist der i30 über 3000 Euro günstiger als der Skoda – und hat mehr Garantie.
Der Testwagen ist allerdings auch mit variabler Dämpfung (DCC) ausgerüstet, die auf Knopfdruck den Charakter wechselt: der sanfte Schlagloch-Schlucker, in "Sport" der straffe Zubeißer. Der Hyundai federt dagegen mit strengerer Grundabstimmung, so reicht er harte Schläge sportlich nach innen weiter. Dazu passen seine exakte Handschaltung und eine Lenkung, die trotz des größeren Lenkrads präzise informiert, was an der Vorderachse passiert. Die Koreaner holen also bei der Fahrdynamik ebenso auf wie bei Qualität und Verarbeitung: Wohin man auch schaut und greift, alles passt und sitzt auch dann noch quietschfrei, wenn es über schlimmste Straßen geht. Dass der i30 die bessere Ausstattung mitbringt, weil Rückfahrkamera, Einparksensoren und Keyless Go im "Premium" schon aufpreisfrei an Bord sind, ist man gewohnt. Aber dass nun auch LED-Scheinwerfer, die bei Skoda 1080 Euro extra kosten, ein echtes Plus an Sicherheit bieten, lässt den Koreaner wortwörtlich im neuen Licht dastehen.
Der Hyundai kostet zudem 3540 Euro weniger, hat zwar weder DCC noch das DSG des Skoda, aber das beruhigende Polster von fünf Jahren Garantie. Am Ende ist der Fastback der modischere, vielseitigere i30, der Octavia eine Größe für sich. Der Hyundai ist Fastback, der Skoda Fast-Mittelklasse.

Fazit

von

Joachim Staat
Am Ende ist der Hyundai doch mehr Fastback als Schrägheck: kürzer, leichter, wendiger und feiner ausgestattet als der große Octavia. Der Skoda bleibt der praktischere Golf, der Hyundai wird der exklusivere i30.

Von

Joachim Staat